Oberhausen. . Protest bei Diesel & Turbo: 1400 Stellen sind weltweit in Gefahr, 323 in Oberhausen. Der Betriebsrat sieht sogar noch weitere Jobs gefährdet.

  • Unternehmensleitung will 1400 Arbeitsplätze streichen, davon 323 im Oberhausener Werk
  • Betriebsrat sieht weitere Arbeitsplätze gefährdet und fordert ein zukunftsfähiges Konzept
  • Stadt, Parteien, Kaufleute und die NRW-Landesregierung erklären sich solidarisch mit der Belegschaft

Rund 700 Mitarbeiter von MAN Diesel & Turbo haben am Montagmorgen vor dem Werkstor an der Steinbrinkstraße 1 für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Sie machten deutlich, was sie vom Plan des MAN-Vorstands halten, weltweit 1400 Arbeitsplätze abzubauen, davon allein 323 in Oberhausen: nichts.

Von einem „Kahlschlag“, den es abzuwenden gelte, sprach der Betriebsratsvorsitzende Helmut Brodrick in seiner Rede an die Kollegen. „Das Vorstandskonzept muss vom Tisch“, sagte IG Metall-Geschäftsführer Peter Koppers.

„Wir stehen zusammen“

Schilder mit der Aufschrift „Verteidigung der Arbeitsplätze“ und „Wir stehen zusammen“ hielten die Demonstranten auf der von der IG Metall organisierten Kundgebung in die Höhe. Mit den Worten Wut, Verunsicherung und Zukunftsangst beschrieben sie die Stimmung im Werk. „Wir fragen uns ganz einfach, wohin die Reise geht.“ Ein Maschinenbauer, der seinen Job bei MAN in Oberhausen verliere, habe so gut wie keine Chance, in der Region eine neue Anstellung in seinem erlernten Beruf zu finden. „Egal ob Siemens oder andere, die wollen alle abbauen, statt einzustellen.“

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Brodrick, der an den heute beginnenden Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung teilnimmt, kritisierte, dass das Unternehmen Kurzarbeit und andere Mittel zur Überbrückung einer schwierigen Lage erst gar nicht ins Auge gefasst habe. Im Namen der Betriebsräte und der Belegschaft erhob er mehrere Forderungen: „Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, der Erhalt aller Standorte, arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen und ein wirkliches Zukunftskonzept.“ Der Gesamtbetriebsrat habe ein eigenes Konzept entwickelt, das heute der Gegenseite präsentieren wird.

Sollte der Arbeitsplatzabbau so, wie angekündigt, umgesetzt werden, wären nach Angaben des Betriebsrates die Modellschreinerei, die Rohrschlosserei, weitere Teile der Fertigung und große Bereiche des Engeneerings betroffen – mit der Folge, dass bei einer wieder steigenden Nachfrage nach Turbinen Wissen und Erfahrung dafür im Werk Oberhausen nicht mehr vorhanden wäre.

Ihre Solidarität mit den Beschäftigten bekundeten vor Ort auch Vertreter von Gewerkschaften, Katholikenrat, Stadtverwaltung, Ratsfraktionen, Parteien sowie Betriebsräte von Firmen wie etwa Babcock Borsig Steinmüller, GHH-Radsatz oder Babcock-Hitachi Europe. Solidarisch erklärte sich auch die Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig). Sie erinnerte daran, dass an den Arbeitsplätzen auch Kaufkraft hänge. Ein Grußwort im Namen der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft schickte Landesarbeitsminister Rainer Schmeltzer: Die Landesregierung sei bereit, Unterstützung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mittlen zu leisten.

Sollten die Verhandlungen keinen günstigen Verlauf nehmen, sei mit weiteren Aktionen zu rechnen, kündigte die IG Metall an.