Oberhausen. Tiger Jump mit 100 Trampolinen steht am Centro kurz vor der Eröffnung. Dodgeball, Flickflack-Strecke, Ninja-Parcours. Unser Reporter Dirk Hein hat den Park getestet.
Nach wenigen Minuten bin ich von den Socken: Mit normaler Fuß-Bekleidung darf nämlich keiner in die neue Trampolinhalle „Tiger Jump“, die nach einiger Verzögerung im November in der Neuen Mitte eröffnen soll. Also stülpe ich mir einen Traum aus Neongrün über die Füße, die Rückseite der Profi-Socken sind mit rutschfesten Noppen versehen. Handwerker wuseln durch die Lobby, sie bringen Leuchttafeln an und schrauben Platten an die Wände. Gemeinsam mit Geschäftsführer Holger Zdora darf ich vor der Eröffnung auf die Trampoline, die eigentlich noch hüpffreie Zone sind.
Zwei Konzepte scheiterten
Der ganz große Sprung ist in diesem 3500 Quadratmeter-Gebäude an der Marina bisher noch nicht gelungen: Die Modellbahnwelt scheiterte genauso wie das Spionagemuseum. Nun wagt der Trampolinpark zwischen Sea-Life-Aquarium und Aqua Park einen neuen Anlauf. Investor Zdora baute mit seinem Partner die Halle für drei Millionen Euro um. Eigentlich sollte sich alles schon vor einem Jahr bewegen. Gerüchte machten die Runde, dass die Idee des trendigen Zeitvertreibs in Oberhausen schon wieder verworfen sei.
Doch mein erster Blick auf die 100 Trampoline vermittelt den Eindruck: Sieht alles sehr fertig aus! „Der TÜV war schon da“, sagt Holger Zdora, der die Verzögerung so erklärt: „Wir haben einige Trampoline zum Patent angemeldet. Außerdem wollten wir nicht mit Handwerkern in den Hallen eröffnen.“
Eltern dürfen sitzenbleiben
Hinter der Kasse hat die gigantische LED-Videowand noch keinen Strom. Davor befinden sich bereits Computerterminals, an denen die Kunden später ihre persönlichen Daten eingeben. Jeder springt auf eigene Gefahr, der ausgefüllte Haftungsausschluss wird elektronisch an die Kasse übermittelt. Das soll beim Kartenkauf Zeit sparen. Daneben: 160 Schließfächer, in der unteren Etage gibt es noch einmal so viele Boxen für Taschen und Kleidung. Hinzu kommen Umkleideräume. Duschen werden nachgerüstet.
Nach kurzer Sicherheitseinweisung sind die Trampoline nur noch einen Sprung entfernt. Und: Es ist ein Känguru-Traum in Neonblau und Neongrün. Auf die Socken, fertig, los! „Immer mit beiden Füßen gleichzeitig aufkommen“, höre ich noch von hinten. Aber diese elastische Matte hat mich schon im Griff. Es gibt sie gerade gebaut, aber auch schräg. Wo war gleich mein Gleichgewicht? Je höher es in die Luft geht, desto mehr mache ich mir Gedanken, wo ich gleich lande. „Wie wär’s mit der Long-Lane?“, bremst Zdora den Höhenflug. Er deutet auf ein Trampolin mit 22 Metern Länge. Cheerleader können hier ihre Flickflacks verfeinern. Ich verfeinere meine Versuche, nicht auf der Nase zu landen. Lieber kein Flickflack – wir haben kein Flickzeug dabei.
Schon nach 20 Minuten freut sich mein Puls. Von wegen, einfach mal ein bisschen hin und her springen. „Zehn Minuten Trampolin sind wie 30 Minuten Joggen“, meint Holger Zdora. Sämtliche Muskelgruppen befinden sich im Dauereinsatz — Beine, Arme, Rumpf, Po – Puh! Darum planen die Macher Fitnesskurse für Einsteiger und Fortgeschrittene. Mit wenigen Schritten zum ersten Salto. Gut, jetzt aber erst einmal hinsetzen. 140 Sitzplätze gibt es auf den Bänken, auf denen Eltern ihre Sprösslinge beobachten können. Der Blick aus dem Panoramafenster ist auch nicht schlecht: Dieses zeigt das Hafenbecken der Marina.
Größtes Luftkissen
Es ist wie im Schwimmbad: Das 100-Quadratmeter-Luftkissen soll das größte in Deutschland sein. Und in dieses mit Luft gefüllte Mega-Kissen kann man plumpsen wie in ein Schwimmbecken. Das funktioniert vom Beckenrand, vom Drei-Meter-Turm oder einem Trampolin. Ich lasse mich fallen – klappt!
Doch abhängen gilt nicht. Oder doch. Beim Klettergerüst Ninja Jump geht es zu wie in der TV-Show „Ninja Warrior“. Erst an Eisenstangen voraus hangeln (Frühstück nicht vergessen!), dann an Sandsäcke klammern und sich im Ziel feiern lassen. Klappt ganz gut. Toll ist auch, dass nicht wie in der Show bei einem Fehlgriff der Wassergraben wartet, sondern ein mit Schaumstoff-Quadraten gefülltes Becken. Versinken kann man trotzdem. Ich bin wieder Kind — und möchte aus dem Ballparadies abgeholt werden!
Luft, ich brauche Frischluft: Diese gibt es durch große Belüftungsrohre an der Decke. Ob es später bei 170 zeitgleich springenden Hüpfern im Tiger Jump nicht doch etwas wie im Pumakäfig ist, wird die Praxis zeigen. Ziemlich dufte sind die Dodgeball-Felder, die eine Partie Völkerball im Modus Sechs gegen Sechs auf Trampolinen ermöglicht. Es gibt sogar amerikanische Turniermaße. Genauso sportlich sind die Basketball-Trampoline, auf denen Hüpfer ohne Dirk-Nowitzki-Maße Korbleger schaffen können.
Snowboard an den Füßen
Definitiv für Fortgeschrittene ist eine Halfpipe. Auf der Halbröhre schnallen sich Profis ein Sprung-Snowboard an die Füße. Damit geht es dann von der linken zur rechten Kante der seitlichen Trampoline. Wintersport im T-Shirt. Für mich gibt es leider keinen Idiotenhügel, also versuche ich etwas anderes: Einen Balanceakt erfordern Schwebebalken und Slack-Line-Band, die über Schaumstoffbecken gespannt sind. Genau das richtige Auslaufen nach dem ganzen Hüpf-Marathon.
Fazit: Lohnt sich ein Besuch der Trampolinhalle?
Eine Stunde kostet bei Tiger Jump 12,50 Euro, egal ob Kind oder Erwachsener. Zum Vergleich: In einer Trampolinhalle in Essen zahlt man für die gleiche Zeit 12 Euro. Und ja: Nach einer Stunde mit intensiven Sprüngen ist man ordentlich gerädert. Das Springen macht für Anfänger richtig Laune — mit endlos Endorphinen. Wie sich später die Geräuschkulisse auswirkt und wie die Frischluftzufuhr funktioniert, wird allerdings erst der Regelbetrieb zeigen. Wer Trampolin-Springen als Leistungssport sieht, der sollte sich Tipps von Profis holen und im Zweifelsfall seinen Hausarzt befragen. Die Sprunghalle ist groß genug, allerdings werden sich zu Beginn Warteschlangen nicht vermeiden lassen, da nur 170 Springer gleichzeitig in die Halle dürfen.