Oberhausen. . Luke Mockridge tritt nächsten Sonntag in der Oberhausener Köpi-Arena auf. Im Interview verrät der Comedian, welche Trikots bei ihm im Schrank hängen.

  • Der Comedian und Schauspieler Luke Mockridge tritt am nächsten Sonntag in Oberhausen auf
  • Seine Show ist schon ausverkauft, es gibt offiziell nur noch ein paar teure VIP-Karten
  • Im Interview verrät der Bonner, dass er manchmal auch recht nachdenklich ist

Quatsch Comedy Club, NightWash, TV total, eine eigene Sendung bei SAT1 – der 27-Jährige Luke Mockridge aus der Bonner Schauspielerfamilie Mockridge mit italienisch-kanadischen Wurzeln ist in diesen Monaten heiß begehrt. Das zeigt sich auch beim Kartenverkauf für seinen Showauftritt „I’m lucky, I’m Luke“ in der Oberhausener König-Pilsener-Arena am nächsten Sonntag (16. Oktober) ab 19 Uhr – offiziell gibt es nur noch VIP-Tickets für über 100 Euro. Unser Autor Dirk Hein sprach mit dem erfolgreichen Künstler über seine Stimmung und seine Karriere.

Herr Mockridge, worüber haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht?
Einer meiner Brüder ist Schauspieler an der Ernst-Busch-Hochschule in Berlin. Er hat in einem Stück eine Szene gespielt und acht Minuten lang das Wort „Mutter“ wiederholt. Das war schon lustig. Aber noch besser war es, das sehr ernsthaft lauschende Theaterpublikum in der ersten Reihe zu beobachten.

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Warum bespaßen immer mehr Comedian plötzlich die großen Konzerthallen?
Es macht tierisch Spaß. Wir hatten zunächst kleinere Clubs gebucht und mussten dann umziehen. Ich bin ja ein Entertainer. Ich setzte mich ans Klavier und spiele zum Beispiel ein Lied für die Dame in der ersten Reihe – wie Peter Frankenfeld auf Ecstasy. Eigentlich feiern wir eine riesige Insider-Witzeparty. Die Zutaten bleiben die gleichen, aber du kochst eben für ein paar Leute mehr.

Wie gehen Sie mit dem Publikum um?
Ein Comedian ist auf der Bühne wie ein Surfer. Das Publikum spült die Welle an und du musst sie nehmen und verwandeln. So etwas kannst du nicht lernen, du musst den richtigen Moment erwischen.

Die Frauenzeitschrift Emma hat Ihnen für einen Herrenwitz einen Negativpreis verliehen...
Das ärgert mich nicht. Damals habe ich auf der Bühne über meine Ex-Freundin erzählt – diesen Witz bringe ich immer noch. Ich habe im Urlaub per SMS vom Emma-Preis erfahren. In der SMS stand: „Du bist in Emma!“ Ich fragte mich nur: „Wer ist Emma? Und warum bin ich in ihr?“

"Ich finde es besser, auf meinem eigenen Planeten zu leben"


Darf Humor wirklich alles?
Ja, aber die Verpackung ist entscheidend. Sieben Prozent sind der Inhalt und 93 Prozent nonverbale Kommunikation. Wie siehst du dabei aus, welchen Ton hat deine Stimme und was machen deine Hände dabei?

Ist Politik bei Ihnen ein Thema auf der Bühne?
Weniger. Ich finde es besser, auf meinem eigenen Planeten zu leben. Herunterbuttern muss ich auch keinen, das wäre dann ja wie im Schwimmbad. Du drückst einen runter und ziehst dich selber damit hoch.

Was hat Ihnen Ihr Vater Bill Mockridge mitgegeben?
Er hat zu mir gesagt: „Finde etwas, was du liebst und du musst keinen Tag im Leben arbeiten.“ Er hat mir mitgegeben, sich nicht in künstlerischen Qualen zu verlieren. Die Bühne ist meine Arbeit – und es ist ein Privileg, so etwas machen zu dürfen.

Wie wurde Dirk Bach Ihr Patenonkel?
Mein Vater hat 1983 das Improvisations-Theater „Springmaus“ in Bonn gegründet und lernte dort meine Mutter kennen. Er, der Regisseur – sie, die junge Schauspielerin. Das war schon wie im Klischee. Ich bin der dritte von sechs Söhnen. Dirk Bach hat damals im Ensemble gespielt. Ich bin damals, als ich zehn Tage alt war, von Dirk Bach auf die Bühne getragen worden. Das waren die ersten Lacher, die ich erhalten habe, weil ich wahrscheinlich ein komisches Gesicht gezogen habe.

Was stört Sie am Erfolg?
Erfolg muss man oft legitimieren. Das ist ein sehr deutsches Phänomen. Einen Star, den vom Obdachlosen bis zum Gehirnchirurgen jeder gut findet, wird es in Deutschland wohl nie geben. Vielleicht ist das die Neidkultur oder der Glaube, dass alles so perfekt ist, dass wir dem Braten nicht trauen können. Das beste Beispiel ist dafür Helene Fischer – die eine Hälfte liebt sie, die andere Hälfte hasst sie.

"Ich protze nicht auf einer Party mit einer halben Million Facebook-Likes" 

Würden Sie sich eigentlich als selbstkritisch bezeichnen?
Da bin ich sehr deutsch. Wenn ich etwas gut mache, kommt schnell ein Haken dran. Es macht mich stolz, gut zu arbeiten. Ich protze nicht auf einer Aftershowparty mit einer halben Million Facebook-Likes.

Ist es einfacher, für ein jüngeres Publikum lustig zu sein?
Vielleicht ist es bei mir so, weil ich authentisch sein kann. Wenn man sich verbiegt, wirkt es schnell verkrampft. Ich bin meinem Publikum vom Alter sehr nah. Ich muss mich nicht verstellen. Auf der anderen Seite verbiegt sich jeder, der als Figur auf die Bühne geht. Vor ein paar Jahren sah die Comedy-Szene noch anders aus und es war sehr klar, wann gelacht werden soll. Durch Nightwash oder Youtube ist der Humor unverkrampfter geworden. Die Leute erzählen von sich selbst und lassen nicht eine Figur sprechen.

Was entgegnen Sie Leuten, die Ihren Humor platt finden?
Schaut euch eine Show an! Drei Minuten bei „TV total“ reichen nicht, um sich eine Meinung zu bilden. Die Menschen sehen einen aufgeregten jungen Typen, der sich tierisch freut, im Fernsehen zu sein. Genauso gerne bin ich aber nachdenklich. Allerdings bin ich ein ganz schlechter Promi. Ich gehe auf keinen Roten Teppich und habe kein Model als Freundin.

Welches Fußball-Trikot hängt bei Ihnen im Kleiderschrank?
Das Trikot der kanadischen Nationalmannschaft. Und das Trikot der marokkanischen Nationalmannschaft, weil ich im Urlaub auf dem Markt gut gehandelt habe. Bei internationalen Vereinsspielen fiebere ich mit den Bayern – aber primär bin ich einfach ein Fan der Sportart. Ich habe ja selbst zwölf Jahre lang gespielt.