Oberhausen. Starke Freizeitangebote gehören fest zur Philosophie des Centros in Oberhausen. Wie sich Köpi-Arena, Sea Life, Kino, Musical und Promenade verändern.
Es gibt diese Tage in der Neuen Mitte: Obwohl die Geschäfte in der Mall längst geschlossen haben, sind die Parkhäuser noch dicht belagert. In den Straßen schieben sich Blechlawinen zu den Zubringerstraßen und Autobahnauffahrten. Seit 20 Jahren unverändert.
Klar ist: Das Centro verbinden einheimische und auswärtige Besucher nicht nur mit gefüllten Einkaufstüten, sondern mit einem breiten Freizeitangebot. Angefangen beim Pop-Konzert, über einen Besuch im Kino, dem schicken Musicalabend, einem anschließenden Steak im Restaurant bis hin zum Bier an der Bar und dem Zappel-Hit auf der Tanzfläche.
„Das Centro unterscheidet sich mit dem Freizeitangebot von den Wettbewerbern“, ordnet Centro-Manager Marcus Remark den Wert existenziell ein. „Das Centro ist von Anfang an so konzipiert worden, um touristische Besucher anzuziehen. Ohne Freizeitangebote kann das nicht geschehen.“
100 Veranstaltungen pro Jahr in der Arena
Ebenso lange wie das Centro selbst öffnet zum Beispiel die König-Pilsener-Arena, die von der deutschen Tochter der amerikanischen SMG-Gruppe betrieben wird. Rund 100 Veranstaltungen gibt es in der 13 000 Fans fassenden Halle pro Jahr. Nun möchte die Arena Foyer und Suiten renovieren. Bei ausverkauften Konzerten beginnt regelmäßig der Kampf um die 14 500 kostenfreien Parkplätze. Vor allem, wenn bei Konzertbeginn noch die Geschäfte geöffnet sind. Grundsätzlich befruchten sich aber Einkaufszentrum und Arena. Vor allem, wenn die Fans nach den Konzerten in die Lokale der Promenade strömen.
Diese ist ein Kernstück des Freizeitangebots, folgte zuletzt aber der strategischen Ausrichtung des Centros: Weniger schallende Diskotheken oder kaum noch Karaoke-Nächte — dafür Familien-Restaurants. Arnold Schwarzenegger erschien 1997 noch im Blitzlichtgewitter zur Eröffnung seines wuseligen Event-Restaurants Planet Hollywood. Hier ist mittlerweile das eher auf Gemütlichkeit setzenden „Alex“ beherbergt.
Auch Läden mit allzu trinkfreudiger Kundschaft wie der „Apfelbaum“ sind von der Promenade verschwunden. Die Diskotheken-Kette „Fun“, später „Viva“, erhielt im Centro keinen Nachfolger. Regelmäßig getanzt wird nach dem Aus des Clubs Adiamo Anfang 2015 nur noch im „Königs“ und im „Don Carlos“ an den Wochenenden. Immerhin kehrte im Sommer mit dem Centro Beach eine Tanzfläche zurück. Gemessen an den Anfangsjahren Ende der 90er-Jahre sind die Schwof-Möglichkeiten aber stark zurückgegangen.
Trampolinhalle als Hoffnungsträger an der Marina
Das Centro führt diese Änderungen auf das veränderte Ausgehverhalten zurück. In den überwiegend nicht genutzten ersten Etagen der Promenade wird nun über weitere Attraktionen nachgedacht. Von Mini-Golf, über Basketballfeldern bis hin zu einer Go-Kart-Strecke ist vieles denkbar. Unterhaltung ja, Discomeile nein.
Man setzt lieber auf Familien als auf lautstarke, manchmal recht nervige Gruppen, die sich vor allem dem Alkohol widmen. Denn Familien passen besser zum Großaquarium Sea Life und dem Legoland Discovery Center, die der britische Unterhaltungsriese Merlin neben dem Centro Park betreibt.
Auch wenn Besucher gelegentlich hohe Preise kritisieren, sind die Warteschlangen an den Wochenende beachtlich. Krake Paul oder Haifische lockten Besucher an die Marina, an deren Umfeld die Fluktuation hoch ist. Zuletzt musste das Spionagemuseum sich aus finanziellen Gründen zurückziehen, zuvor war die Modellbauwelt gescheitert. Hoffnung bereitet die Trampolinhalle „Tigerjump“, die noch in diesem Monat öffnen soll.
Im Speckgürtel des Centros, auf dem gegenüberliegenden Stahlwerkgelände, hatten 2003 die Rolling Stones ihren Auftritt. Pläne für den Gläsernen Menschen scheiterten aber genauso wie die für einen Wissenschaftspark. Eine Tatsache, die dem Centro nach der Ansiedlung von Handelsfilialen wie Hornbach und Lidl nicht schmecken sollte. Es fehlt beim Nachbarn noch immer ein Gesamtkonzept.
Zwischen Glamour und Bodenständigkeit
Dem Cinestar gehört am Centro die Kinobühne am Luise-Albertz-Platz, das Metronomtheater zieht einige Meter weiter das Musical-Publikum an: Ab November klammert sich Tarzan hier an die Liane. Burkhard Koch vom Betreiber Stage Entertainment sieht den gegenseitigen Nutzen zwischen Musical und Einkaufszentrum: „Letztlich haben wir es den immer neuen Impulsen von allen Centro-Protagonisten zu verdanken, dass wir uns insgesamt über ständig neue Besucherzahlen freuen können.“
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Das Hamburger Unternehmen hatte das 1800 Plätze fassende Theater 2005 übernommen und komplett umgebaut. Im vergangenen Jahr verpassten sie dem ehemaligen Drachenkopf von „Tabaluga & Lilli“ (gespielt von 1999 bis 2001) eine neue Haut. Auch wenn die Dachplane ausgetauscht wurde, änderte der Betreiber nicht die Strategie. Die Musicalstätte steht im bodenständigen Oberhausen auch für Premieren-Glamour, für Roten Teppich und Starbesuch von Paris Hilton oder Roman Polanski. Auch für Tarzan sollten wieder Promis den Weg ans Centro finden.
Zuvor feiern sie in der Neuen Mitte zünftig: Das Salzburger Oktoberfest samt 1500-Mann-Festzelt auf dem Platz der Guten Hoffnung ist ein 17-tägiges Experiment — der anschließend startende Weihnachtsmarkt dagegen weniger. An den Wochenenden reihen sich nicht selten 250 Reisebusse auf den Parkplätzen nebeneinander.