Oberhausen. . Norbert Schaldach unternimmt derzeit eine Forschungsreise entlang des Flusses. Dabei begegnen ihm Geschichten, die er nun in Oberhausen sucht.
- Gebürtiger Dinslakener fährt von Dortmund aus die Emscher entlang durch Oberhausen
- Eindrücke von Gesprächspartnern auf der Stecke werden in einem Internetblog gesammelt
- In Oberhausen sucht der Reisende Anekdoten zur Emscher und den Wohnsitz seines Großvaters
Norbert Schaldach ist ein Kind aus dem Pott, in dem die Emscher eine prägende Rolle einnimmt. Genau dort zieht es den Wahl-Bielefelder aktuell zurück zu seinen Wurzeln. An den Fluss, mit dem er seine Jugend und Heimat verbindet. Er radelt seit knapp zwei Monaten von Dortmund entlang der Emscher und hat am Dienstagabend Oberhausen erreicht.
„So sah die Emscher damals auch schon aus“, stellt der Reisende fest, als er an der Breilstraße anhält, wo eine Brücke über den Fluss führt. Der Geruch habe sich verändert, meint Schaldach. „Früher wurden noch mehr Industrieabfälle in den Fluss geleitet und es roch nach Chemikalien, heute sticht der Geruch von Kloake hervor“, sagt der gebürtige Dinslakener, dessen Großvater in Oberhausen wohnte. Dort möchte er bis Freitag vorbeischauen. Er weiß noch, wie er damals mit seiner Mutter aus dem Bahnhof kam und sich auf den Weg zu seinem Großvater machte. Von der Breilstraße aus kann Schaldach auch das Gasometer erkennen. „Die neuen Gebäude kenne ich alle nicht“, gibt er zu und schiebt hinterher: „Auch im Centro war ich noch nie und es interessiert mich auch nicht.“
Das Interesse liegt ganz bei dem Leben rund um die Emscher. „Ich habe die Menschen, die hier am Fluss leben, positiv in Erinnerung. Ich möchte nun ihre Geschichten erfahren“, sagt er zu seinem selbsternannten Forschungsprojekt. Dafür ist er seit Dortmund bereits über 100 Kilometer mit dem Fahrrad gereist. Er fährt nicht nur parallel zur Emscher, sondern macht Schlenker. Zu Orten, zu denen er auch Hinweise der Einheimischen bekommt. „So habe ich in Herne etwa zum ersten Mal in meinem Leben ein Hospiz besichtigt“, nennt Schaldach als Beispiel.
Ein goldenes Häckel als Geschenk
Die Architektur des Ruhrgebiets weckt ebenfalls seine Aufmerksamkeit. Er erkennt Ähnlichkeiten bei den Gebäuden in den Städten, was ihn fasziniert. Auch, weil die Menschen ihn nicht einfach abstempeln, sondern sich Zeit nehmen. Ihm persönliche Dinge anvertrauen, die sie rund um die Emscher erlebt haben. In Dortmund hat ihm ein Ehepaar ihren Schrebergarten gezeigt. Auf einem alten Bild war er bei Hochwasser überschwemmt. In Castrop-Rauxel haben ihm alte Bergleute ein goldenes „Häckel“ geschenkt.
Mit der Geschäftsführung der Emschergenossenschaft hat er sich das Bottroper Klärwerk angesehen. Ein anregendes Gespräch führte der Emscherliebhaber auch auf der Bottroper Halde mit einem Ruhrgebietssammler. Der lud ihn zu sich ein, wie es einige andere Fremde auch getan haben. Bei manchen durfte er übernachten, sonst suchte er sich auf dem Weg eine öffentliche Bleibe. Zeitdruck hat der Emschertourist nicht. So wurden aus ursprünglich zwei geplanten Wochen mittlerweile fast zwei Monate Reisezeit.
In Oberhausen sucht Schaldach nun ebenfalls Leute, die ihm was erzählen können. Er sammelt alles, in seinem Onlineblog www.emschermensch.de, wo er die Menschen auf Bildern festhält, die ihm begegnet sind. Auch Tiere am Emscherufer oder Gebäude. Vielleicht wird daraus ein Buch. Das Pottkind weiß es noch nicht – je nachdem, wohin ihn die Emscher noch so führt.