Oberhausen. Ungeklärtes Abwasser fließt derzeit in höheren Mengen durch den Fluss. Ursachen sind fehlender Regen und Klärwerk-Reparaturen in Bottrop.

Seit Wochen schon nehmen Anwohner der Fichtestraße in Buschhausen einen unangenehmen Geruch wahr, der von der Emscher ins Wohngebiet zieht. Auch in Holten ist die Geruchsbelästigung teils immens. Grund dafür sind vor allem Reparaturen am Bottroper Klärwerk.

„Ich wohne seit vielen Jahren hier. Es kommt immer mal vor, dass von der Emscher ein stinkender Geruch zu uns zieht. So extrem wie aktuell war es aber noch nie“, beschreibt Anwohner Paul-Helmut Mrascek den Zustand. Nachts könne er nur bei geschlossenem Fenster schlafen, sein Schwiegersohn leide bereits an Magenschmerzen. Lavendel-Duft in der Wohnung helfe nur zeitweise.

Abwasser fließt nur teilweise gereinigt wieder zurück

Drei Gründe für den unangenehmen Geruch nennt die Emschergenossenschaft, die ja für den Betrieb des in Oberhausen noch offenen Abwasserkanals zuständig ist. Zunächst begünstigt das schöne warme Wetter bei geringen Regenmengen die Ausbreitung des Gestanks, der Abwasseranteil in der Emscher ist zurzeit wegen der fehlenden Regenzuflüsse sehr hoch. Zudem ist das Bottroper Klärwerk aktuell in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt und bereitet nicht alle stinkenden Abwässer auf, da dort dringende Reparaturen vollzogen werden müssen.

Im größten Klärwerk der Emscher werden zudem Becken instand gesetzt, weshalb mehrere Pumpen abgeschaltet sind. „Dadurch haben wir einen verringerten Verdünnungsfaktor, das Abwasser fließt nur teilweise gereinigt wieder zurück“, erklärt Michael Steinbach, Sprecher der Emschergenossenschaft. Diese Arbeiten werden noch schätzungsweise bis Ende September andauern. Steinbach rechnet aber bereits vorher mit einer Verbesserung. „Das Problem entschärft sich von Natur aus, wenn wieder Regen kommt“, sagt er. Bis dahin bittet er die Anwohner um Geduld.

Unterdessen schreitet der Bau des Abwasserkanals Emscher (AKE) auch in Oberhausen weiter voran. Die Fertigstellung dauert noch rund vier Jahre. So lange wird die Emscher noch einen Geruch abgeben.

Besuch im Emscherkanal

Auf der größten und teuersten Baustelle im Ruhrgebiet entsteht ein unterirdischer Kanal, der die Emscher und ihr Abwasser unterirdisch leiten soll.
Auf der größten und teuersten Baustelle im Ruhrgebiet entsteht ein unterirdischer Kanal, der die Emscher und ihr Abwasser unterirdisch leiten soll. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Der Projektleiter der Emschergenossenschaft, Carsten Machentanz zeigt die Baustelle.
Der Projektleiter der Emschergenossenschaft, Carsten Machentanz zeigt die Baustelle. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Mit einem Kran bringen Arbeiter den Schutt und Schlamm aus dem Schacht.
Mit einem Kran bringen Arbeiter den Schutt und Schlamm aus dem Schacht. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
An dieser Stelle kommen die Züge mit 20km/h beladen mit Schutt an. Von hier aus werden auch die Rohre in den Schacht gebracht.
An dieser Stelle kommen die Züge mit 20km/h beladen mit Schutt an. Von hier aus werden auch die Rohre in den Schacht gebracht. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Se
Das riesengroße Loch mit 22 Metern Durchmessern ist zwischen Emscher und Pumpwerk an der Ausfahrt Bottrop-Süd der A42 angelegt.
Das riesengroße Loch mit 22 Metern Durchmessern ist zwischen Emscher und Pumpwerk an der Ausfahrt Bottrop-Süd der A42 angelegt. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Se
Ein Teilstück des neuen Emscherkanals.
Ein Teilstück des neuen Emscherkanals. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Auf den Schienen fahren die Züge mit den Materialien direkt an die Baustelle,...
Auf den Schienen fahren die Züge mit den Materialien direkt an die Baustelle,... © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
... wo noch gebohrt wird.
... wo noch gebohrt wird. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
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Emscherthema beschäftigt Anwohner – rege Resonanz bei Bürgersprechstunde 

Rege Resonanz bei der Sprechstunde der Emschergenossenschaft: Rund 40 Bürger kamen ins Baubüro an der Kurfürstenstraße, um sich zu informieren, aber vielfach auch um ihren Frust loszuwerden. Sie klagten über Baustellendreck auf den Straßen und über Lärmbelästigungen durch die Baustelle, lobten aber zugleich das Gesamtprojekt der Emscher-Renaturierung.

Drei Pumpwerke wird es entlang des neuen, 51 Kilometer langen Abwasserkanals Emscher (AKE) geben: Gelsenkirchen, Bottrop und ganz im Westen Oberhausen. Die Baugrube für das Oberhausener Pumpwerk ist am tiefsten, denn hier wird der Abwasserkanal Emscher in fast 40 Metern Tiefe ankommen.

Das neue Pumpwerk hat die Aufgabe, das Abwasser aus dem AKE auf ein oberflächennahes Niveau zu heben, damit es über drei Kilometer in das Klärwerk Emschermündung an der Grenze von Oberhausen und Duisburg fließen kann. Die Baugrube fürs Pumpwerk wird in Schlitzwandbauweise hergestellt. Ein Schlitzwandgreifer ist vor Ort – unüberhörbar – im Einsatz.

Die Bürger kamen nicht nur mit Projektleiterin Simone Kern und deren Team ins Gespräch, sie absolvierten auch einen Baustellen-Rundgang.