Oberhausen. . Die Christuskirchengemeinde stellt am Sonntag eine zweibändige Chronik vor. Ein engagiertes Freiwilligenteam hat Schätze aus dem Archiv sorgfältig aufbereitet.
- Die Geschichte der Gemeinde ist eng verknüpft mit dem Werden der Stadt Oberhausen
- Ein kleines Team hat eine reich bebilderte, aufwendig recherchierte Chronik erstellt
- Beim Tag des offenen Denkmals wird sie offiziell vorgestellt und erstmalig angeboten
„Im Jahre des Heils Eintausendachthundertdreiundsechzig, den achtundzwanzigsten May, unter der Regierung Wilhelms I., Königs von Preußen, wurde dieser Grundstein zu der ersten Evangelischen Kirche in Oberhausen gelegt.“
So beginnt die mit ins Fundament eingelegte Urkunde, die den Baubeginn der Ersten Evangelischen Kirche in Alt-Oberhausen markiert und die seit 1906 den Namen Christuskirche trägt. Urkunden wie diese und viele ähnliche Schätze hat ein Team um den kürzlich verstorbenen Pfarrer Randolf Jeromin aus dem Archiv der Gemeinde zu Tage gefördert, teils transkribiert, geordnet und eingeordnet, sorgfältig aufbereitet und niedergeschrieben. Entstanden ist eine reich bebilderte zweibändige Chronik, die weit mehr als 150 Jahre Bau- und Gemeindegeschichte in sich vereint. Denn die Geschichte der anfangs noch namenlosen Innenstadtgemeinde ist auf vielfältige Weise verknüpft mit dem Werden und Wachsen der noch jungen Stadt Oberhausen. Am Sonntag, beim Tag des offenen Denkmals, wird sie in der Kirche offiziell vorgestellt und erstmalig angeboten.
Schulhaus im Kiefernwäldchen
Die Anfangskapitel widmen sich dem Vorläufer der Christuskirche, der heute nach ihrem ersten Lehrer benannten Adolf-Feld-Schule, deren Gebäude anfangs noch einen kleinen Glockenturm aufwies, weil sie das erste Gotteshaus der Gemeinde war. Deren Gebäude war anfangs übrigens mitten in einem Kiefernwäldchen erbaut worden, ehe die Bevölkerung im Gleichklang mit der Entwicklung der Industrie immer weiter wuchs und die Bebauung sich verdichtete. Von den Anfangsjahren führt die Chronik den Interessierten sehr gut lesbar durch mehr als 150 Jahre Gemeindegeschichte. Übersichtlich gegliedert – und auch die Jahre des Nationalsozialismus nicht aussparend.
Vor allem Presbyteriumsprotokolle, Briefe und Stellungnahmen werfen interessante Schlaglichter auf den jeweiligen Zeitgeist. Am 1. Oktober 1870 etwa heißt es: „Ad III der Tagesordnung beschloß das Presbyterium, der Wittwe K. wegen ihres unsittlichen Lebenswandels das ihr bisher aus der Diakonie bewilligte Brod zu entziehen und dasselbe der Wittwe E. zuzuwenden.“ Oder ein aus dem November 1904 datierender Brief des damaligen Pfarrers an die Polizeiverwaltung, in dem er die schwersten Bedenken des Presbyteriums gegen die Genehmigung eines Rosenmontagszuges zum Ausdruck bringt, weil ein solcher „die Trunkenheit, dieses furchtbare Laster“ fördere, in deren Gefolge „zu oft Unsittlichkeit, Unanständigkeit und Roheit zu gewahren“ seien.
Förderverein organisierte Programm aus Historischem, Begegnung und Musik
Als einzige Organisation in Alt-Oberhausen lädt der „Förderverein Christuskirche“ am Sonntag, 11. September, zum Tag des offenen Denkmals ein. Für alle Interessierten hält er in der ältesten evangelischen Kirche Alt-Oberhausens (Nohlstraße) zwischen 11 und 17 Uhr ein vielseitiges Programm bereit. Einblicke in die Geschichte gehören ebenso dazu wie Musik und die Gelegenheit zu Begegnungen.
Der Ablauf im Einzelnen: Der sonntägliche Gottesdienst um 10 Uhr mit anschließendem Kirchencafé im Gotteshaus bildet den Auftakt. In der Kirche an der Nohlstraße ist dann auch eine kleine Ausstellung zur Baugeschichte des Gebäudes zu sehen.
Der Ablauf im Überblick
Um 11.30 Uhr startet die Aktion „Wir bandeln mit der Kirche an“: Gegen eine kleine Spende können alle Interessierten ein farbiges Schleifenband mit ihrem Namen versehen und am Bauzaun der Kirche befestigen: „Das sieht bestimmt nett aus und richtet die Aufmerksamkeit auf das Großprojekt, das uns bevorsteht – die Sanierung des Turms“, erklärt Christuskirchen-Hausmeisterin Brigitte Rösner den Hintergrund der Spendenaktion. „Dafür brauchen wir natürlich auch Geld und möchten möglichst viele mit ins Boot holen.“
Um 12 Uhr lädt Kreiskantor Konrad Paul zur Orgelführung ein, um 12.30 Uhr wird die neue, zweibändige Gemeindechronik vorgestellt und erstmalig angeboten.
Um 13 Uhr werden in einem Bildervortrag die Schäden an Turm und Mauerwerk der Kirche deutlich gemacht.
„Ein Blick in die Geschichte unserer Kirche“ heißt eine Kirchenführung um 14.30 Uhr. Es gibt Einblicke in Sakristei, und Empore, Geschichten zur Baugeschichte runden die Führung ab.
Um 16 Uhr schließt sich ein Konzert für Cello und Klavier an. Caroline Schröder und Konrad Paul lassen „Raum und Klang – Musikalische Dimensionen in der Kirche“ hörbar werden.
Gegen 17 Uhr gibt es zum Abschluss des Denkmal-Tages Kaffee und Kuchen in der Kirche.