Oberhausen. Das Instrument aus dem Gemeindehaus Bethel in Oberhausen-Styrum, das 2017 verkauft werden soll, findet eine neue Heimat in Brescia nahe Verona.
- Die Orgel wurde Mitte der 1960er Jahre in den Niederlanden gebaut
- Mit der Aufgabe des Gemeindehauses hat das Instrument ausgedient
- Kantor Konrad Paul nennt die Orgel ein typisches Kind der 1960er Jahre
Auf ihre „alten Tage“ geht die kleine Orgel des Gemeindehauses Bethel an der Grenzstraße – das 2017 verkauft werden soll – auf eine weite Reise: In der Parrochie (Pfarrgemeinde) San Gaudenzio nach Brescia bei Verona wird sie in einer kleinen Kirche eine neue Herberge finden. Zu diesem Zweck wurde das Instrument in einigen Stunden Handarbeit in seine Einzelteile zerlegt und verladen.
Konrad Paul, Kantor der evangelischen Christuskirchengemeinde, zu der Haus Bethel gehört: „Die Orgel kommt in eine katholische Kirche.“ Damit leiste das in den 1960er Jahren erbaute Instrument sogar einen kleinen Beitrag zur Ökumene.
Paul weiß, dass die Orgel bei der Firma Verschueren im niederländischen Heythuysen Mitte der 1960er Jahre gebaut worden ist: „Wir konnten nicht herausfinden, wo sie bis Mitte der 1970er Jahre war, als sie ins Haus Bethel kam.“ Dort stand in den Anfangsjahren lediglich ein Harmonium, bevor sich das damalige Presbyterium entschloss, eine Pfeifenorgel anzuschaffen. So groß wie eine „richtige Kirchenorgel“ durfte sie nicht sein – und so fiel die Entscheidung auf jenes Instrument mit nur einem Manual.
Kind der 1960er Jahre
Der langjährige Organist der Christuskirchengemeinde, Karl Heinz Mertens, erinnert sich noch gut: „Sie hatte den Vorteil, dass sie eine geteilte Windlade hatte. Dadurch konnte man verschiedene Klänge bei nur einem Manual erreichen und die Vielfalt der klanglichen Möglichkeiten erhöhen.“
Doch das Instrument habe ihn manches Mal auch „ein bisschen geärgert“: „Sie war einfach nicht bequem für denjenigen, der sie spielte.“ Konrad Paul nennt die Orgel „ein typisches Kind der 1960er Jahre – handwerklich gut, klanglich nicht so“. Sie habe sich etwas schrill angehört, „eher neobarock, je höher, je besser“. Dem Kantor fehlte die Tiefe: „Das ist aber bei vielen kleineren Orgeln der Fall.“
Dass sie nun eine neue Heimat gefunden hat, freut Mertens ebenso wie Konrad Paul: „Die Orgel der kleinen Gemeinde in Brescia wurde im Krieg durch Bombenangriffe zerstört. Danach gab es dort nur ein elektronisches Instrument. Nun aber wollten die Gläubigen wieder eine Pfeifenorgel haben.“ Und sie wurden in Oberhausen fündig. Dank des Internets, sagt Konrad Paul: „Nachdem das Presbyterium beschlossen hatte, das Haus Bethel aufzugeben und zu verkaufen und folglich auch die Orgel nicht mehr gebraucht wurde, habe ich mich umgehört, wo sie unterkommen könnte.“
Gebraucht-Orgel-Händler
Fündig wurde er via Internet in Wuppertal: „Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es so etwas wie einen Gebraucht-Orgel-Händler gibt. Er hat sogar in einer ehemaligen Kirche einen Ausstellungsraum.“ Platz für die Kirche aus Styrum hatte er zwar nicht, aber er bot sie über seine Homepage an – und fand in der italienischen Gemeinde einen Käufer. Paul: „Die finanziellen Mittel dieser Gemeinde sind natürlich begrenzt. Aber die Orgel findet wieder Verwendung.“
In wenigen Stunden hatten am Dienstag der Organist aus Brescia, Luciano Mattei, und ein Orgelbauer das Instrument zerlegt, tags darauf ging es gen Italien. Untergebracht waren die Gäste im Gemeindehaus der Christuskirche, der Küster half beim Dolmetschen. Wie die Orgel nach ihrem Einbau in der Kirche in Brescia aussehen wird, weiß Paul auch schon: „Sie haben uns eine Fotomontage davon geschickt.“