Oberhausen. Fußgängerzonen leiden unter der Konkurrenz durch Online-Handel. Es gibt Pläne, sie wieder für den Verkehr freizugeben. Gute Idee?
- Geschäftsleute in den Oberhausener Stadtteilzentren klagen über mangelnde Kunden
- Die Fußgängerzonen seien zum Teil viel zu überdimensioniert, sagen Kritiker
- Geschäftsinhaber fordern vor allem bessere Parkmöglichkeiten, um Kunden zu locken
Einst galten Fußgängerzonen als Symbol eines blühenden Wirtschaftslebens und zentraler Ort des Massenkonsums. Doch mit der Errichtung von Geschäften und Einkaufszentren auf der grünen Wiese und den kostenlosen Parkmöglichkeiten begann ihr Abstieg, den der stetig wachsende Onlinehandel weiter forciert.
Mittlerweile gibt es Überlegungen, die autofreien Einkaufsstraßen zurückzubauen – auch in Oberhausen. Wir fragten Vertreter des Einzelhandels, was sie davon halten.
Alt-Oberhausen: Marktstraße
„Allgemein muss man feststellen, dass die in den 1960er und 70er Jahren entstandenen Fußgängerzonen mittlerweile zu groß dimensioniert sind“, sagt Gerd Lepges, Inhaber des Geschäfts Bircks an der Marktstraße und stellvertretender Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Ruhr. Einen Teil-Rückbau der Fußgängerzone Markstraße kann er sich durchaus vorstellen: „Zwischen Alsen- und Düppelstraße. Eine andere Gestaltung dieses Bereichs wird ja auch schon länger diskutiert.“
Von der damit verbundenen Teilöffnung für den Autoverkehr plus Kurzzeitparkplätzen für Kunden erhofft er sich eine Belebung der Innenstadt von Alt-Oberhausen. Das Einhalten der Parkzeiten müsste natürlich kontrolliert werden.
Für einen Rückbau der Fußgängerzone sieht Lepges allerdings ein Problem: Ihr Bau war einst mit Landesmitteln gefördert worden. Erst nach dem Ablauf einer bestimmten Frist kann sie wieder zurückgebaut werden, ohne dass die Stadt Oberhausen dem Land Geld zurückzahlen muss. „Und diese Frist ist noch nicht abgelaufen“, weiß der Geschäftsmann.
Sterkrade: Bahnhofstraße
In Sterkrade wird überlegt, die Zone für Fußgänger zu verkleinern. Zu viele leere Geschäfte an den Rändern der Bahnhofstraße und der Steinbrinkstraße sind der Grund dafür. „Die Fußgängerzone hier ist zu überdimensioniert. Mehr Parkplätze würden helfen, die Innenstadt attraktiver zu machen“, sagt Manfred Assmacher vom Modehaus an besagter Steinbrinkstraße.
Einen Durchgangsverkehr wolle hier keiner, aber an den Enden der Fußgängerzone seien zu viele leere Schaufenster, betont er. Auch die Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig) kennt das Problem. „Das Thema begleitet uns seit Jahren“, erklärt der Stig-Vorsitzende Robbie Schlagböhmer. „Die Einkaufspromenade muss natürlich bleiben. Im Kern ist sie intakt“, stellt er fest. „Veränderungen sollten vor allem behutsam geplant werden.“ Seine Empfehlung: „Die Kunden wollen heutzutage direkt vorm Geschäft parken. Kurzzeitparkplätze vor Apotheken zum Beispiel sind sinnvoll.“
Trotzdem seien neue Impulse notwendig. Das Stadtteilbüro Sterkrade arbeitet an neuen Ideen und Vorschlägen. „Wir erstellen zurzeit ein neues Konzept für die Innenstadt. Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und Menschen mit Behinderungen sowie die Anwohner und Kaufleute – alle Meinungen werden berücksichtigt“, verspricht Stadtteilmanagerin Barbara Zillgen. Die Leerstände in der Bahnhofsstraße und Steinbrinkstraße sieht sie nicht so dramatisch: „Wir haben festgestellt, dass viele Geschäfte schnell wiederbelebt werden. Auf Dauer stehen nur wenige leer.“
Es sei geplant, im Frühjahr 2017 einen Wettbewerb auszuschreiben. „Es geht darum, neue Ideen für die Gestaltung, Funktion, Frequenz und Nutzung des öffentlichen Raumes in der Sterkrader Innenstadt zu bekommen.“ Barbara Zillgen versichert: „Auch hier werden alle Bürger beteiligt.“
Osterfeld: Gildenstraße
Eine Verkürzung der Gildenstraße macht für den 1. Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Osterfeld, Hans-Georg Gosda, keinen Sinn. „Sie ist ja nur 150 Meter lang und von allen Seiten her gut zu begehen.“
Was das Osterfelder Zentrum seiner Ansicht nach allerdings viel dringender bräuchte, wären mehr Parkplätze. „Kurzzeitparkplätze für Kunden, was auch kontrolliert werden müsste, und Langzeitparkplätze für die Mitarbeiter der Geschäfte und Betriebe.“ Denn: „Wer drei Mal rumfährt und keinen Parkplatz findet, der kommt nicht wieder.“
Der Online-Handel bereite dem klassischen Handel zunehmend Probleme. Das ist in Osterfeld nicht anders als andernorts. „Mit nahen und mehr Parkplätzen könnte man dem etwas dagegen halten“, sagt Hans-Georg Gosda.