Oberhausen. Gladbach-Fanfigur Paula steht auf dem Balkon von Markus Hoffmann. Sie hat den Verein vor dem Abstieg gerettet - und einige Verletzungen davon getragen
Paula trägt jeden Tag die gleiche Kleidung. Einen Fanpullover von Borussia Mönchengladbach. Eine Kappe, ein Halstuch und auch eine rote Sonnenbrille der Gladbacher. Unten rum reicht ihr im Winter und im Sommer eine kurze Adidas-Shorts, denn die Gladbach-Flagge, die am Geländer vor ihr hängt, hält den Wind ab, wie der Besitzer Markus Hoffmann findet: „Wenn es im Sommer zu warm wird, bekommt sie ein kurzärmliges Trikot.“
Paula war mal eine Schaufensterpuppe. Jetzt steht sie auf dem Balkon von Markus Hoffmann und seiner Frau an der Kewerstraße. Hier übernimmt sie eine viel wichtigere Aufgabe, als die neueste Mode zu präsentieren. Sie ist eine Glücksbringerin. Vor jedem Spiel umarmt Hoffmann sie einmal fest. Und erst dann kann es losgehen. „Sie hat uns schonmal vor dem Abstieg gerettet“, berichtet der Gladbach-Fan.
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Früher hatte der Oberhausener eine Dauerkarte und war jedes Wochenende bei den Spielen mit dabei. „Ich stand immer im Block 16“, erinnert sich der 50-Jährige an die guten alten Zeiten. Als er anfing, sich für Fußball zu interessieren, lag nahe, welchem Verein sein Herz zufliegen würde. Sein Vater und auch sein Bruder feuerten schon immer die Borussen an. Und obwohl Markus Hoffmann zehn Jahre in der Jugend von Rot-Weiß Oberhausen spielte, schwärmt er für die Elf vom Niederrhein „Mein Herz hat immer für Gladbach geschlagen.“
Hupkonzerte und Fangesang
Doch heute ist er nur noch zweimal im Jahr im Borussiapark. Verfolgt aber jedes Wochenende mit seinen Jungs im Wohnzimmer die Spiele. Und da hat jeder seinen Stammplatz. Auch der große braune Teddybär, der derzeit das neueste Gladbachtrikot trägt. „Der sitzt immer vorne vor dem Fernseher. Wir haben immer dieselbe Sitzordnung“, sagt der Fohlenfreund.
Paula hat Hoffmann auf dem Trödelmarkt erstanden. Damals, als sie gerade in die Wohnung einzogen. „Erst war die Küche drin, dann Paula“, erinnert sich der Oberhausener. Und sofort war klar: Sie wird das hauseigene Gladbach-Maskottchen. Und seitdem sorgt sie für Aufregung: Hupkonzerte, Fangesang und Zurufe erlebt der stolze Besitzer sehr häufig. Besonders zu WM- und EM-Zeiten, denn dann verwandelt sich der Balkon in ein schwarz- rot-goldenes-Farbenmeer.
Während der Bundesliga-Saison gibt es für Hoffmann aber nur einen Verein und um das für die Ewigkeit festzuhalten, hat er sich die Vereinsraute auf den Oberarm tätowiert. Der Marvel-Comic-Held Hulk ist direkt darunter: „Beide sind unbesiegbar.“
Sturm riss Paula um
Einmal hat es zwar nicht die Borussia, aber Paula dann doch umgehauen. Der Sturm hat ihr den Oberkörper vom Rumpf gerissen und sie nachhaltig beschädigt. Der Arm war gebrochen und eine Beule am Kopf hat sie auch davongetragen. „Ich habe sie aber getapt und mit Kabel am Geländer festgebunden“, erzählt der gelernte Schlosser.
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Um die schwere Bürde des Glückbringens nicht nur auf Paula abzuladen, befindet sich in fast jedem Zimmer der Wohnung das eine oder andere schwarz-weiß-grüne Accessoire. Auf dem Küchenregal stehen Mönchengladbach-Eierbecher und eine Gladbach-Ketchupflasche.
Überall ist ein bisschen Gladbach
Den schmalen weißen Badewannenrand zieren drei Gladbach-Gummientchen nebst zwei Fläschchen schwarz-weiß-grünem Duschgel. Im Flur beleuchten kleine rote und grüne Glühlämpchen ein Foto des Stadions auf einer Leinwand. Ein Stück weiter hängt ein gerahmtes Trikot an der Wand. Den Wohnzimmertisch schmückt ein grüner Aschenbecher – mit Gladbach-Raute versehen. „Überall ist ein bisschen Gladbach“, meint Hoffmann.
Und seiner Frau macht das nichts aus, denn sie ist – wie hätte es auch anders sein sollen – gebürtige Gladbacherin und fiebert bei jedem Spiel gemeinsam mit ihrem Mann mit.