Oberhausen. . Das Surren der Fahrräder mischt sich am Kanal in Oberhausen mit dem Brummen der Frachtschiff-Motoren, denn die Uferwege sind gefragte Ausflugspiste.
- Seit 1914 gibt es den Rhein-Herne-Kanal als wichtige Frachtschiff-Route in Oberhausen
- Doch längst haben auch die Radler die Uferwege dieser Verkehrsachse entdeckt
- Hier trifft man konditionsstarke Ausflügler von der Tour de Ruhr bis zur großen Deutschlandfahrt
Der Rhein-Herne-Kanal trennt den Oberhausener Norden vom Stadtsüden. Eine Trennlinie, die noch verstärkt wird durch die parallel laufende Emscher und die Autobahn 42. Doch der Kanal ist auch eine wichtige Ost-West-Verkehrsachse für Radler aus Nah und Fern. Ein Blick aufs sommerliche Ufergeschehen zeigt es.
Oliver Stanula (22) und Nils Wolter (22) haben sich diese Ost-West-Achse ausgesucht, um ein schon jahrelang geplantes Projekt zu verwirklichen: Mit dem Fahrrad vom nördlichsten Punkt Deutschlands zum südlichsten Punkt Deutschlands! Am Nachmittag gegen 15 Uhr radeln sie unter der Brücke der Osterfelder Straße her und müssen hier auch mal wieder stoppen, um einen Fahrradreifen zu flicken.
Losgeradelt sind sie vor fast eineinhalb Wochen auf Sylt, ganz oben am Ellenbogen der Insel, denn das ist der nördlichste Punkt Deutschlands. Ihr Ziel ist ein Fleckchen Erde bei Oberstdorf in Bayern, das ist der südlichste Punkt des Landes. Und dazwischen liegt jede Menge Radeln (1600 Kilometer!), dazwischen liegt auch Oberhausen, das sie gerade mit Blick auf den Gasometer passieren: „Kann man da raufsteigen?“ Ja, kann man. Aber dafür haben die beiden jungen Männer aus Lüneburg, die in T-Shirts des Fußball-Regionalligisten Lüneburger SK unterwegs sind, keine Zeit, denn sie wollen es an diesem Tag noch bis zum Rhein, bis nach Düsseldorf schaffen. Ja, so ist das am Kanal in Oberhausen. Jede Menge Radler-Durchgangsverkehr.
Persönliches Naherholungsgebiet
Das zeigt auch das nächste Duo, das wir treffen: Ruhrgebietstouristen auf großer Fahrt! Klaus und Tobias Robbert, Vater und Sohn, beide aus Marl. Erst sind sie von Winterberg bis zur Mündung in Duisburg die Ruhr entlanggeradelt, mit zwei Übernachtungen in Wickede und Hattingen. Jetzt sind sie am Rhein-Herne-Kanal unterwegs, um zurück ins nördliche Ruhrgebiet zu radeln. Gesamtstrecke: 280 Kilometer. Nicht ganz so viel wie bei den Lüneburgern, aber immerhin.
An diesem heißen Sommertag suchen sie ein wenig Schatten unter der Brücke der Osterfelder Straße. Die Frachtschiffe tuckern vorbei, der Autoverkehr brodelt oben auf der Brücke – und ab und zu passieren Jogger oder Radler die Strecke. Sommer am Kanal. Ruhrgebiet live.
Peter Reiche kennt das nur zu gut. Der 49-jährige Oberhausener radelt auf der gegenüberliegenden Seite vorbei. Er wohnt ganz in der Nähe und nutzt das grüne Kanalufer als „sein persönliches Naherholungsgebiet“, wie er sagt. Umso erfreulicher, dass auf der Südseite des Kanals gerade erst der Uferweg direkt unter der Straßenbrücke neu hergerichtet worden ist, so dass man auch hier ganz bequem radeln kann. „Vorher war das hier schmal, eng und holprig. Das ist jetzt super geworden“, sagt der Oberhausener.
Die beiden Lünebürger Deutschland-Radler hören dieses Lob längst nicht mehr – sie haben bereits den Rhein bis ganz hinunter nach Basel im Visier.