Oberhausen. . Die Eröffnung des Centros sorgte bundesweit für Aufsehen in den Medien. Diskutiert wurde auch die Philosophie des größten Einkaufszentrums Europas.
- Die Eröffnung des Centros im September 1996 war auch bundesweit ein Ereignis
- Viele Zeitungen berichteten über den Aufbruch Oberhausens in ein neues Zeitalter
- Dabei gab es nicht nur Lob für das größte Einkaufszentrum Europas, sondern auch skeptische Töne
Die Eröffnung des Oberhausener Centros am 12. September 1996 sorgte nicht nur in der heimischen Presse für Schlagzeilen. Zeitungen und Magazine im In- und Ausland berichteten über mit dem Projekt verbundene Hoffnungen und Skepsis. Im Folgenden lesen Sie Auszüge aus den damaligen Berichten.
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Focus
„Angst und gute Laune“ lautete die Schlagzeile im Nachrichtenmagazin Focus: „Fun statt Maloche, Hollywood statt Hochofen. Diese Art von Strukturwandel in Oberhausens neuer Mitte macht den Geschäftsleuten im alten Zentrum Angst. Sie fürchten um die Laufkundschaft, obwohl die Stadt die traditionelle Einkaufsmeile noch rechtzeitig vor der Centro-Eröffnung mit einem Aufwand von 22 Millionen Mark aufgemöbelt hat. Doch mit neuem Pflaster, neuen Straßenlaternen und etwas Kunst ist den Zukunftssorgen der Eingesessenen kaum beizukommen.“
Die Zeit
Einen dramatischen Wandel im Zentrum des Ruhrgebiets machte die Hamburger Wochenzeitung aus. Wo einst Stahl kochte, eröffne nun die größte Shopping Mall Europas, schrieb „Die Zeit“. Und zog beispielsweise den Anspruch des Projekts in Zweifel, Oberhausen endlich ein Stadtzentrum zu geben: „Der Name ist freilich Etikettenschwindel: Die Neue Mitte ist kein öffentlicher Raum, sondern Privatbesitz. Nicht alles, was sonst zum Bild einer City gehört, ist hier willkommen. Man habe einen eigenen Wachdienst, sagt Petra Doden [damals Pressesprecherin, Anm. der Redaktion], der darauf achten werde, dass sich hier ‘keine Junkies aufwärmen’ oder ‘Betrunkene herumlungern’.
Frankfurter Rundschau
Unter der Überschrift „Konsumtempel der Superlative“ analysierte die „Frankfurter Rundschau“: „Das Versprechen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, war eines der stärksten Argumente gewesen, mit denen Healey und seine Partner die Genehmigung der Stadt und die millionenschwere Hilfe des Landes bei der Realisierung gewannen. 10.000 Jobs soll es hier einmal geben. Zur Zeit sind es etwa 6500, einschließlich aller Halbtagsbeschäftigten und der 500 aus dem Centro-Management.“
Rheinischer Merkur
Der Rheinische Merkur stellte fest, dass in Oberhausen die Zeit vorbei sei, in der man sich der leeren Werkshallen und erloschenen Hochöfen geschämt habe. „Oberhausen hat sich aufgemacht, sein Schmuddelimage abzulegen.“
Die Bild
Die Boulevardzeitung lieferte rund um die Eröffnung viel Service, schrieb von „Superhausen“, der „Weltstadt“, die Oberhausen jetzt sei, und dem Centro als „Garten Eden“. Und zitierte Investor Ed Healey, der damals vor 2000 Tagen das Gelände an der Osterfelder Straße zum ersten Mal gesehen hatte, mit den Worten „Nach zwei Minuten war die Entscheidung für den Standort gefallen“.
Der Stern
„So was hat der Kohlenpott noch nicht gesehen. Zwar sorgten schon der Ruhrpark in Bochum und ein Hollywood-Rummel in Bottrop für Aufsehen. Doch das Centro, die neue Mitte Oberhausen, stellt alles in den Schatten und ist nur an der Glitzerwelt von US-Shopping-Malls zu messen“, meinte der Autor des „Stern“.
Süddeutsche Zeitung
„Zur Eröffnung heute wird auch ein Bergmann-Chor antreten: Mit ‘Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt’, ganz traditionell. Aber dann werden die Kumpel die Baseballmützen aufsetzen und danach ist das Land der vormals rauchenden Schlote nicht mehr das gleiche wie vorher.“ Das Centro sei in der Region ein „urbaner Autist“, so der Redakteur von der „Süddeutschen“, ein „völlig deplacierter Fremdkörper“. „Eine Welt, die so fremd und zugleich vertraut ist, wie es die Prospekte im Reisebüro sind.“
Frankfurter Allgemeine
„Der Wandel des Ruhrgebiets von einer Region von Kohle und Stahl zu einem Handels- und Dienstleistungszentrum könnte eindrucksvoller kaum dargestellt werden als an diesem Ort.“
Die Welt
Unter der Überschrift „Butzenscheibenromantik im Dialog mit Marmor und Stahl“ befand „Die Welt“, dass ein „architektonisch recht befriedigender“ Bau entstanden sei. Die Coca-Cola-Oase sei ein „Pantheon der Fast-Food-Kultur“. Oberhausen wolle „raus aus dem Ruhrgebietsruß und rein in die Glitzerstadtkonkurrenz – es fragt sich nur, um welchen Preis.“ Die Architekten jedenfalls (Rhode, Kellermann Wawrowsky in Düsseldorf) hätten ihre Aufgabe mit Anstand und originellen Ideen bewältigt.
Die Woche
„Mitten im tristen Oberhausen entsteht Europas größtes Einkaufs- und Vergnügungscenter – zum Verdruss der Nachbarstädte“, so „Die Woche“ und bezeichnete das Centro als „Geldpumpe“.