Oberhausen. Betroffene der Starkregen im Mai und Juni fordern Abhilfe. Aus Sicht der Oberhausener kam es zu Überflutungen wegen Fehlern im Entwässerungssystem.

  • Der Starkregen im Mai und Juni sorgte bei für Überflutungen in Haus und Keller.
  • Nun klagen einige Bürger die Stadt an: Eine zu kleine Kanalisation sei die Ursache.

Zwei heftige Starkregen haben Oberhausen am 30. Mai und am 7. Juni heimgesucht. Nicht nur Straßen und Wege standen dabei unter Wasser, sondern auch viele Häuser. Empörung löste bei einigen Betroffenen die Erklärung von Planungs- und Umweltdezernentin Sabine Lauxen am 10. Juni in dieser Zeitung aus, am städtischen Kanalsystem habe es nicht gelegen. „Wir haben ausreichend große Kanalsysteme, um Wasser abzutransportieren“, erklärte sie damals. Ne­ben vereinzelten Baufehlern an Häusern gebe es zu viele versiegelte Flächen im Stadtgebiet, von denen aus das Niederschlagswasser sich dann seinen Weg suche.

Einer der empörten Betroffenen ist Leser Heinz Matten von der Lütticher Straße. Sie liegt östlich vom Bahnhof Holten. Wenn es so sei, wie Lauxen behauptet, dass die Kanäle selbst durchaus noch mehr Wasser aufnehmen könnten, wie komme es dann, fragt er, dass auf der Lütticher Straße „bis zu einem Meter hohe Fontänen aus dem Kanal schossen?“. Für seine Umgebung treffe überhaupt nicht zu, dass dort keinerlei unbebaute Flächen mehr existierten. Folglich „kann es sich hier nur um eine Störung im Pumpensystem bei Überflutung der Unterführung Bahnhof Holten handeln“, vermutet er.

"Angesichts der Naturgewalt fühlt man sich hilflos"

Oder werde der neugebaute Abfluss an der Ecke Schmachtendorfer Straße/Lütticher Straße fehlgesteuert? Seitdem steige jedenfalls der Wasserstand bei Starkregen immer mehr. Matten ergänzt, Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen hätten erklärt, Ursache seien zu kleine Querschnitte der Kanäle zwischen der Unterführung am Bahnhof und der Emscher, wo große Wassermengen aus Bottrop abgeführt werden müssten. Frühestens in acht Jahren könne Abhilfe geschaffen werden, so Matten. Dann stünden die nötigen Finanzmittel dafür zur Verfügung.

„Es kann nicht angehen, dass noch acht Jahre Keller und Wohnungen bei jedem Starkregen mit Fäkalien überflutet werden“, sagt er dazu. Die Mängel im Kanalsystem dürften nicht länger ignoriert werden. Dazu erklärt Sabine Lauxen auf Nachfrage der Redaktion: „Ich kann die Menschen gut verstehen, denn angesichts der Naturgewalt fühlt man sich hilflos.“ Deswegen sei es wichtig, jetzt alles zu tun, "um in Zukunft in ganz Oberhausen die Situation zu verbessern“.

Zur Situation in Schmachtendorf heißt es bei der Stadt: Die Kanalisation von Oranien-, Lütticher und Schmachtendorfer Straße vereinige sich an Schmachtendorfer/Lütticher Straße und werde unter den Gleisen der Bahn nach Westen zum Pumpwerk der Emschergenossenschaft an der Wöhlerstraße geführt.

Fließrichtung sollte umgekehrt werden

Die Bahnstraße sei separat daran angeschlossen. Das Regenwasser in der Unterführung am Bahnhof werde speziell über ein städtisches Pumpwerk entwässert. Diese Anlagen seien nach allgemeinen Standards ausgelegt. Nur: „Starkregen können nicht gänzlich durch die Kanalisation abgeleitet werden.“

Bereits 2012 habe es dort Probleme gegeben. Da sei vorgeschlagen worden, ei­nen weiteren Abfluss westlich des Bahnhofs unter den Gleisen zu bauen. Ferner sollten die Kanalisation von Bahn- und Oranienstraße weiter vergrößert werden, ebenso Am Handbruch auf dem Weg zum Pumpwerk. Außerdem sollte die Fließrichtung von der Lütticher zur Oranienstraße umgekehrt werden.

Bisher seien drei Bauabschnitte abgeschlossen: 2013 die Kreuzung Emmericher Straße/Bahnstraße, 2014 die Bahnstraße von Gustav-Adolf-Straße bis Emmericher Straße und 2015 Am Handbruch. 2017 sei das letzte Stück der Bahnstraße von Am Handbruch bis Gus­tav-Adolf-Straße vorgesehen, in den Folgejahren die Kanalisation bis zur Lütticher Straße.

Unwetter in der Region

Zu den am stärksten vom Unwetter betroffenen Städten in der Region zählt Dinslaken im Kreis Wesel.
Zu den am stärksten vom Unwetter betroffenen Städten in der Region zählt Dinslaken im Kreis Wesel. © Rita Meesters
In der rund 70.000 Einwohner zählenden Kommune geht derzeit wenig bis gar nichts. Tunnel stehen unter Wasser, Straßen sind zu Seen-Landschaften geworden.
In der rund 70.000 Einwohner zählenden Kommune geht derzeit wenig bis gar nichts. Tunnel stehen unter Wasser, Straßen sind zu Seen-Landschaften geworden. © Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
Die Bundesstraße B8 ist nicht befahrbar, die Straßenbahn verkehrt nur sporadisch.
Die Bundesstraße B8 ist nicht befahrbar, die Straßenbahn verkehrt nur sporadisch. © Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
Die Feuerwehr ist pausenlos im Einsatz, kann derzeit keine Angaben zum  Schadensumfang machen
Die Feuerwehr ist pausenlos im Einsatz, kann derzeit keine Angaben zum Schadensumfang machen © Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
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© Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
Die Unterführung an der Wilhelm-Lantermann-Straße Richtung Hiesfeld.
Die Unterführung an der Wilhelm-Lantermann-Straße Richtung Hiesfeld. © Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
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© Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
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Der Din-Sevice bemuht sich, die Gullis wieder frei zu bekommen. Hier am Kreisverkehr Hünxer Straße an der Feuerwache. Zu allem Überfluss war die Feuerwehr auch selbst betroffen: Das Foyer der erst wenige Jahre alten Hauptwache in Lohberg stand unter Wasser.
Der Din-Sevice bemuht sich, die Gullis wieder frei zu bekommen. Hier am Kreisverkehr Hünxer Straße an der Feuerwache. Zu allem Überfluss war die Feuerwehr auch selbst betroffen: Das Foyer der erst wenige Jahre alten Hauptwache in Lohberg stand unter Wasser. © Heiko Kempken / FUNKE Foto Servi
Die Gerhard-Malina-Straße war ebenfalls überflutet.
Die Gerhard-Malina-Straße war ebenfalls überflutet. © Adnan Akin
Auch das Technische Hilfswerk wurde zur Unterstützung alarmiert, um die Wasserschäden in Dinslaken zu beseitigen.
Auch das Technische Hilfswerk wurde zur Unterstützung alarmiert, um die Wasserschäden in Dinslaken zu beseitigen. © THW Dinslaken
Etliche überflutete Keller müssen leergepumpt werden.
Etliche überflutete Keller müssen leergepumpt werden. © THW Dinslaken
Ein Polizist sucht auf der Hünxer Straße PKW-Kennzeichen in den Wassermassen.
Ein Polizist sucht auf der Hünxer Straße PKW-Kennzeichen in den Wassermassen. © imago/Reichwein
THW und Feuerwehr waren im Dauereinsatz.
THW und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. © imago/Reichwein
Mehrere Fahrzeuge stehen in der Unterführung auf der B8 Willy-Brandt-Straße.
Mehrere Fahrzeuge stehen in der Unterführung auf der B8 Willy-Brandt-Straße. © imago/Reichwein
Die Kreuzung Hünxer Straße / Gerhard-Malina-Straße.
Die Kreuzung Hünxer Straße / Gerhard-Malina-Straße. © imago/Reichwein
30.05.2016 , DIN Dinslaken , Schwere Unwetter in Dinslaken , Straßen überflutet , Fahrzeuge in den Wassermassen eingeschlossen.30 05 2016 DIN Dinslaken serious Storm in Dinslaken Roads flooded Vehicles in the Water masses included
30.05.2016 , DIN Dinslaken , Schwere Unwetter in Dinslaken , Straßen überflutet , Fahrzeuge in den Wassermassen eingeschlossen.30 05 2016 DIN Dinslaken serious Storm in Dinslaken Roads flooded Vehicles in the Water masses included © imago/Reichwein
Hatte keine Probleme durchzukommen. Ein Radfahrer in der Unterführung auf der B8 Willy-Brandt-Straße.
Hatte keine Probleme durchzukommen. Ein Radfahrer in der Unterführung auf der B8 Willy-Brandt-Straße. © imago/Reichwein
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Mehrere Fahrzeuge stehen in der Unterführung auf der B8 Willy-Brandt-Straße.
Mehrere Fahrzeuge stehen in der Unterführung auf der B8 Willy-Brandt-Straße. © imago/Reichwein
Auf der Schmachtendorfer Straße im Oberhausener Norden hielt eine Unterführung den Wassermassen nicht stand.
Auf der Schmachtendorfer Straße im Oberhausener Norden hielt eine Unterführung den Wassermassen nicht stand. © Marcel Kusch/dpa
Ein Mann und einen Frau hatten sich dort mit einem Renault Twingo festgefahren. Die beiden konnten sich aus eigener Kraft aus dem Wagen befreien und ins Trockene waten. Der Renault stand schließlich bis zum Dach unter Wasser.
Ein Mann und einen Frau hatten sich dort mit einem Renault Twingo festgefahren. Die beiden konnten sich aus eigener Kraft aus dem Wagen befreien und ins Trockene waten. Der Renault stand schließlich bis zum Dach unter Wasser. © Marcel Kusch/dpa
Kurz zuvor hatte sich bereits ein weiterer Autofahrer in der Unterführung festgefahren. Er konnte von Polizei und Feuerwehr aus dem Wagen befreit werden.
Kurz zuvor hatte sich bereits ein weiterer Autofahrer in der Unterführung festgefahren. Er konnte von Polizei und Feuerwehr aus dem Wagen befreit werden. © Marcel Kusch/dpa
Bis zum Dach unter Wasser stand dieses Auto, das unter der Brücke der Schmachtendorfer Straße in den Fluten des Unwetters stecken blieb. Die Insassen konnten sich rechtzeitig befreien.
Bis zum Dach unter Wasser stand dieses Auto, das unter der Brücke der Schmachtendorfer Straße in den Fluten des Unwetters stecken blieb. Die Insassen konnten sich rechtzeitig befreien. © Franz Naskrent / FUNKE Foto Services
Hier werden gerade mehrere Keller an der Lütticher Straße in Schmachtendorf leergepumpt.
Hier werden gerade mehrere Keller an der Lütticher Straße in Schmachtendorf leergepumpt. © Kerstin Bögeholz /Funke Foto Services
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© Kerstin Bögeholz /Funke Foto Services
An der Eichelkampstraße in Sterkrade muss eine Tiefgarage leer gepumpt werden.
An der Eichelkampstraße in Sterkrade muss eine Tiefgarage leer gepumpt werden. © Kerstin Bögeholz /Funke Foto Services
Etwa 70 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um die Spuren des Unwetters zu beseitigen – hier an der überfluteten Tiefgarage Eichelkampstraße.
Etwa 70 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um die Spuren des Unwetters zu beseitigen – hier an der überfluteten Tiefgarage Eichelkampstraße. © Kerstin Bögeholz /Funke Foto Services
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Auch einige Buden der Fronleichnamskirmes standen mehrere Zentimeter unter Wasser und konnten erst am frühen Nachmittag öffnen.
Auch einige Buden der Fronleichnamskirmes standen mehrere Zentimeter unter Wasser und konnten erst am frühen Nachmittag öffnen. © Kerstin Bögeholz /Funke Foto Services
In Hamminkeln-Marienthal war bei dem Gewitter ein Eiche auf ein Wohnhaus gestürzt.
In Hamminkeln-Marienthal war bei dem Gewitter ein Eiche auf ein Wohnhaus gestürzt. © Markus Weissenfels / Funke Foto Services
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© Markus Weissenfels / Funke Foto Services
Vergleichsweise glimpflich kam die Stadt Mülheim weg. Fünfmal rückte die Feuerwehr zu Überschwemmungen aus. Unter anderem lief die Aula der Förderschule an der Klotzdelle unter Wasser und die Fahrbahn der A 40 in Höhe der Haltestelle Rhein-Ruhr-Zentrum in Fahrtrichtung Duisburg.
Vergleichsweise glimpflich kam die Stadt Mülheim weg. Fünfmal rückte die Feuerwehr zu Überschwemmungen aus. Unter anderem lief die Aula der Förderschule an der Klotzdelle unter Wasser und die Fahrbahn der A 40 in Höhe der Haltestelle Rhein-Ruhr-Zentrum in Fahrtrichtung Duisburg. © Oliver Müller / FUNKE Foto Services
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