Oberhausen. . Fünf Jahrzehnte Rockmusik Made in Oberhausen brachte Jürgen Reinke auf die Bühne - passend zur Ausstellung „Rock und Pop im Pott“ auf der Zeche Zollverein
Fünf Jahrzehnte rockiger Musik aus dem vorigen Jahrhundert – Made in Oberhausen – lebten am Samstagabend auf dem Altmarkt wieder auf. Parallel zu der Ausstellung „Rock und Pop im Pott“ auf der Zeche Zollverein in Essen (wir berichteten) wurde vor dem Gdanska praktisch in Szene gesetzt, was Generationen von früheren Jugendlichen vom Stuhl gerissen hat. Einige hundert Zuhörer waren gekommen, um sich das an einem lauen Sommerabend und in Biergartenlaune anzuhören.
Mit deftigen Bässen und Trommelschlägen gaben Schlagzeuger Werner Klinkhammer und Bassist Manfred Klingbeil den Rhythmus der Downtown Angels vor, während Sänger und Ausstellungs-Macher Winfried Baar Hits der Rolling Stones wie „Satisfaction“ oder „Jumpin’ Jack Flash“ sang.
So ergraut wie die Musiker waren auch viele ihrer Fans, schienen aber einem Jungbrunnen entstiegen zu sein und gingen leidenschaftlich mit dieser Musik mit. „Da kommen Jugenderinnerungen auf“, schwärmte ein 63-jähriger Zuhörer aus Xanten. Rock- und Beatmusik der 1960er Jahre, das steht für ihn für Rebellion und Freiheit. „Wir sind ja in den Vietnamkrieg (der USA) hineingewachsen.“
Aufbegehren gegen die Alten
„Wer diese Musik mochte, der signalisierte: Wir wollen damit nichts zu tun haben“, brachte es Veranstalter Jürgen Reinke auf den Punkt. Rockmusik sei eben Rebellionsmusik, das Aufbegehren der Jungen gegen die Alten. „Mitte der 60er Jahre waren die Downtown Angels die Rolling-Stones-Coverband im Ruhrgebiet“, sagte er. Und dann erinnerte er an den „Glaubenskrieg“ zwischen Stones- und Beatles-Fans. 2010 brachte Reinke die Musiker von damals nach 42 Jahren wieder zusammen. Eine Bottroperin (66) erzählte: „Ich kenne sie noch von früher. Sie spielten früher überall. Wir gingen zum Tanzen hin“.
Uli Junck, erster Schlagzeuger der Downtown Angels, musste aber einräumen, dass die Musik heute lauter gespielt wird als damals. „Alles was draußen stattfindet, bedarf heute einer gewissen Grundlautstärke“, sagte er. Dem Besucher aus Xanten freilich ging es noch nicht deftig genug zu. „Ich hatte es mir noch etwas härter vorgestellt“, sagte er. Aber den Auftakt am Samstagabend machte die 1961 in Oberhausen gegründete Wild Wind Skifflegroup mit ihrer jazzartigen Rockmusik. Immerhin noch drei Musiker der Originalband waren mit dabei. Und auch Tom Angel & Smarties, eine Oberhausener Rock’n-Roll-Formation, waren in diesem Sinne nicht „hart“ angelegt. Genauso wenig wie die 1978 gegründete Band Reifrock, bei der sich wieder Winfried Baar als Sänger fand. Sie spielte Rockmusik zu mittelalterlichen Texten.
Das traf zu vorgeschrittener Stunde nicht so den Geschmack eines Ehepaars aus dem Schladviertel. „Geht so, sagte der Mann (61). Seine Frau (60) war aber ganz Ohr, als die in den 90er Jahren gegründete Oberhausener Band Männer in Dosen mit ihrem Rock mit deutschen Texten loslegte.