Oberhausen. 7548 Musiker trafen sich, um in Frankfurt den Rekord für das größte Orchester der Welt aufzustellen. Mit dabei war das Oberhausener Rockorchester.

Wenn es gilt, das Klangbild dieses Weltrekord-Ensembles zu beschreiben, hat der sonst so eloquente Stephan Langenberg doch Mühe: „Ganz großes Kino“ – logisch, man füllte ja mit 7548 Musikern das Frankfurter Stadion. Aber wie die gewaltige Klang-„Wolke“, erzeugt von jeweils etlichen Hundertschaften Streichern, Bläsern und Percussionisten, beim Publikum ankam, das kann der Klarinettist und Dirigent des Rockorchesters Oberhausen nur erahnen. Er war ja mittendrin unter den Weltrekordlern.

43 Rockorchestler – inklusive „noch ein paar Flöten, Klarinetten und Hörner“, also befreundete Musiker – waren aus Oberhausen dem Aufruf nach Frankfurt gefolgt: Dort hatte der Trompeter Jens Illemann als Initiator und Ideengeber den Ehrgeiz entwickelt, den vor einigen Jahren im australischen Brisbane aufgestellten Rekord des weltgrößten Orchesters zu toppen. Er gewann mit Patrik Meyer die Stadion Frankfurt GmbH als Veranstalter – und mit dem Echo-Klassik-Preisträger Wolf Kerschek einen Dirigenten für ungewöhnlichste Aufgaben.

„Strom“-Musiker an den Percussions

Der 47-jährige Professor für Jazzkomposition in Hamburg hatte für „seinen“ Rekord-Klangkörper, ganz überwiegend aus Laien-Musikern, zwar Übungs-Videos bereitgestellt, doch der Rockorchester-Dirigent meint cool: Ob seine Klassik-Rocker damit proben wollten, hatte er ihnen freigestellt. „Wir sind fit.“

Schließlich zählten die Oberhausener zu den wenigen Ensembles dieses langen Samstages, 9. Juli, die auf den vier Freilicht-Bühnen vor dem Frankfurter Stadion individuell ihre Visitenkarten abgeben durften. „Wir sind aufgefallen“, weiß Stephan Langenberg, „schon wegen der Lautstärke“. E-Gitarren waren ja für den eigentlichen Rekord-Auftritt am Abend nicht zugelassen (die „Strom“-Musiker durften aber an kleinen Percussions-Instrumenten mitmusizieren). So war das Rockorchester Oberhausen ein Sound-Solitär zwischen Posaunenchören und Schulorchestern. Denn selbst Kinder-Gruppen mit Viertelgeigen zählten zu den Weltrekordlern.

Am NRW-Tag rocken sie den Heinrich-Heine-Pavillon

Am Vorabend des Rekord-Tages hatte das Rockorchester im Zentrum Altenberg einen einstündigen Gig als „Vor-Orchester“ der Mike Peter Big Band bestritten. Nach einer sehr kurzen Nacht ging’s Samstag bereits um 6 Uhr los mit dem Einpacken des Equipments.

Für den nächsten Auftritt in erreichbarer Nähe sorgt am Samstag, 27. August, der NRW-Tag in Düsseldorf zum 70. Geburtstag des Bundeslandes. Das Rockorchester spielt um 12 Uhr „Open Air“ im schmucken Heinrich-Heine-Pavillon am Rande der Altstadt.

Ambitionierte Musiker – vor allem weitere Streicher – sind dem jungen Rockorchester Oberhausen herzlich willkommen. „Wir wachsen weiter“, betont Stephan Langenberg. Über den eingetragenen Verein informiert die Homepage rockorchester-oberhausen.de.

Das Spielfeld des Stadions hatten die 7548 schon am Vormittag während der öffentlichen Probe gefüllt. Der langmähnige Dirigent „mit der Elton-John-Brille“, wie Langenberg sagt, war auf einer Videoleinwand für alle sichtbar. Zuschauerplätze gab’s nur in der Kurve mit Blick auf den dirigierenden Wolf Kerschek und die hinter ihm versammelten Profis der Neuen Philharmonie Frankfurt.

Geboten wurde für den Guinness-zertifizierten Weltrekord ein, wie Stephan Langenberg konstatiert, „Gänsehaut“-Programm, das mit orchestralen Auszügen aus Beethovens „Ode an die Freude“ eröffnete, gefolgt von Dvoraks Sinfonie „Aus der neuen Welt“ (ebenfalls in Kurzfassung). Dem Motto „Classic meets Rock“ entsprach John Miles’ „Music“, dem Oberhausener Rockorchester bestens vertraut als Glanz-Nummer des eigenen Programms. Und zum Rekord-Schluss gab’s noch Lloyd-Webbers Ouvertüre für den Rollschuh-Evergreen „Starlight Express“.

Wo gibt’s die T-Shirts zu kaufen?

Einen ganz eigenen Geschwindigkeits-Rekord hatte übrigens das Rockorchester mit seinen T-Shirts aufgestellt: Die vom Oberhausener Blutspendezentrum gesponserten schwarzen Leibchen verkündeten am Samstag in Frankfurt schon Stunden vor dem Ereignis den „Weltrekord“ – und zogen die Blicke der 7500 anderen Musiker auf sich. „Wir wurden immer wieder angesprochen, wo es die T-Shirts zu kaufen gibt.“ Stephan Langenberg weiß: „Der Veranstalter hat inzwischen nachgezogen.“