Oberhausen. Spielzeitheft stellt eine Beziehung zwischen dem Theater und wahren Lebensgeschichten her. Kraft, Impulse, Arbeit, Wärme und Widerstand in Profilen.

Das alte Spielzeitheft des Theaters setzt die Mitglieder des Ensembles in Szene, im neuen kommt ein Oberhausener Stadtensemble zum Zuge. „Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im ganz normalen Leben treibt Energie die Menschen an“, erklärt Antek Krönung die Idee seiner Agentur Benning Gluth & Partner, die das Heft gestaltet hat. Die Porträtierten, die für das bunte Stadtleben stehen, sind alle faszinierende Persönlichkeiten.

Physikalische Begriffe

Fest stand, sagt Krönung, dass die physikalischen Begriffe, die Energie definieren, in Lebensläufen von Oberhausenern vorkommen sollten. Gesucht, gefunden:

Er steht für Kraft: Carsten Lucius, Kind eines Regimekritikers der früheren DDR, der mit seiner Familie Ende der 80er Jahren in den Westen geflohen ist. Als Improvisationskünstler betreibt er ein Spendennetzwerk, um Flüchtlingen zu helfen, das ausnahmslos mit kostenlos organisierten Dingen und Dienstleistungen funktioniert. Seine Devise: „Mit Geld wäre alles viel zu einfach.“

Sie steht für Impuls: Claudia Buch, Künstlerin. Als Malerin und Bildhauerin betreibt sie ein Spiel mit Abformungen von Dingen, setzt beispielsweise Sprüche wie „über den Tellerrand schauen“ in Szene oder macht ein Foto mit dem Titel: „Sich ein Kind ans Bein binden“. Außerdem engagiert sie sich in der künstlerischen Bildung, indem sie Kurse gibt. und kreative Schulprojekte leitet. „Alles, was man tut, ist ein Selbstbildnis“, sagt sie.

Er steht für Arbeit: Abass Baraou. Der Boxer gehört zum Nationalkader und trainiert für Olympia. Auf dem Weg vom ziemlich aggressiven Jungen zum disziplinierten Sportler hat er einige Niederlagen eingesteckt. „Ich muss mein eigenes Vorbild werden“, sagt er.

Musikalisch Gefühle ausdrücken

Sie strahlen Wärme aus: Vier junge Leute mit Migrationshintergrund gründeten „Sektor B“, ein musikalisches Integrationsprojekt. Sie motivieren andere junge Oberhausener mit nicht deutschen Wurzeln, ihre Hoffnungen, Gefühle, Träume und Wünsche musikalisch zum Ausdruck zu bringen. „Ihr seid nicht allein!“, vermitteln sie.

Er hat Widerstände überwunden: Frankie. Als Kind und Jugendlicher hat er viele Demütigungen erleiden müssen. Sicherheit gaben ihm Alkohol, Ecstasy, Drogen. Er hat diverse Entzüge und Aufenthalte in Klinken hinter sich, jetzt ist er clean. Seine „Familie“ ist die Gothic-Szene.

Profile gesucht und in der Stadtgesellschaft entdeckt, das funktionierte durch Recherchen im Freundes- und Bekanntenkreis, sagt Antek Krönung. „Wir sind ja nun schon seit 25 Jahren hier und wir kennen viele Leute.“