Oberhausen. Die Centro-Trasse feiert Geburtstag. Vor 20 Jahren eröffnete die Strecke. In elf Minuten gelangt man von der Sterkrader Innenstadt zum Hauptbahnhof.

Tonnenweise Erze, Eisen, Koks und Stahlfertigerzeugnisse transportierte die Hafenbahn ein ganzes Jahrhundert lang über die Trasse. Von den Bergwerken und Maschinenfabriken in Osterfeld und Sterkrade fuhr die Hafenbahn zu den Stahl- und Walzwerkanlagen der Gutehoffnungshütte und dem Werkhafen Walsum Süd. Hier fand der Umschlag der Güter auf die Schiffe statt und in Gegenrichtung die Lieferung der Erze für die Hochofenanlagen.

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Eröffnet wurde das Werkbahngleis 1891 im Abschnitt Hüttenwerk Oberhausen-Sterkrade und 1905 zwischen Sterkrade und dem Walsumer Hafen. Nach dem Ende der langen Oberhausener Stahlgeschichte Ende der 90er Jahre, wurde die Trasse und auch das Industriegelände der Gutehoffnungshütte zur Brachfläche, weshalb die Stadt nach Investoren für eine neue Nutzung suchte.

Großprojekt Centro

Eine britische Firma hatte große Pläne für das ehemalige Industriegelände. Das Centro sollte die Keimzelle der Neuen Mitte werden, was die Stadt und die Stoag vor neue Herausforderungen stellte. Schätzungsweise 75 .000 Personen sollten in Zukunft täglich die Neue Mitte besuchen. Ein neues Konzept musste her, denn diese hohe Nachfrage konnte das bisherige Nahverkehrssystem nicht bewältigen.

Die Menschen sollten von einem neuen, gut funktionierenden Konzept überzeugt werden, um vom Auto auf Bus oder die Straßenbahn umzusteigen. So beschloss der Stadtrat im Februar 1994, dass Busse und Bahnen – zum ersten Mal nach 28 Jahren sollte die Straßenbahn wieder fahren – Sterkrade, die Neue Mitte und den Hauptbahnhof auf der neuen Trasse verbinden sollten.

Mit dem SB90 durch das soziale Universum

Mit unserer Serie „Geschichten am Wegesrand“ steigen Sie jede Woche mit uns in die Buslinie SB90 und halten an verschiedenen Stationen. Der SB90 fährt Sie durch das soziale Universum der Stadt. Die heutige Folge behandelt das Jubiläum der Trasse.

Ein Online-Spezial zu der Serie ist zu finden auf http://interaktiv.derwesten.de/sb90 samt einem Video der Busstrecke .

Die Bauarbeiten an den stillgelegten Trassen der Deutschen Bahn und der Thyssen Werksbahn begannen im August 1994 und dauerten 22 Monate. Neben unzähligen Leitungsverlegungen der Versorgungsträger auf der Mülheimer Straße mussten auch fünf Häuser weichen, um die Straße verbreitern zu können. „Viel Geduld bei den monatelangen Bauarbeiten mussten besonders Anwohner und Geschäftsleute der Mülheimer Straße, der Brücktorstraße und der Timpenstraße aufbringen“, schreibt Stefan Kunig, der Mitautor des Buches „Straßenbahn in Oberhausen“ .

Am 1. Juni wird die Trasse in Betrieb genommen

Am Pfingstsonntag 1996 war es dann soweit. Fußgänger und Radfahrer durften die neue Trasse erkunden, bevor sie am 1. Juni offiziell in Betrieb genommen wurde. Zehntausende Schaulustige standen überall entlang der Strecke, als die erste Tram auf die neue 6,5 Kilometer lange Trasse in Richtung Sterkrade rollte, so schreibt es Helmut Kawohl in dem Oberhausener Jahrbuch von 1997.

Und weiter heißt es: „Eine Bergmannskapelle spielt ihre Version von ‘Glückauf, die Straßenbahn kommt’ und begeistert applaudierende Menschenmassen inmitten eines bunten Volksfestes rund um den Bahnhof im Norden der Stadt.“ Die Stoag hatte damit laut Kawohl einen glänzenden Start hingelegt.

Insgesamt zwölf Buslinien und die Straßenbahn 112 befahren heute die Trasse und befördern die Fahrgäste über den Damm der ehemaligen Werkbahn von Eisenbahn und Häfen, auf dem die Fahrzeuge den Rhein-Herne-Kanal, die Emscher, die A42 sowie die Emschertalbahn überqueren.

Kein Auto ist schneller als der ÖPNV

Mit einer Fahrtzeit von nur elf Minuten vom Hauptbahnhof zum Bahnhof in Sterkrade, ist kein Auto schneller als der ÖPNV. Denn die häufig vom Stau betroffenen Bereiche an der Mülheimer Straße und der Konrad-Adenauer-Allee werden von den Bussen und Bahnen umfahren. Schließlich verläuft der Streckenabschnitt unabhängig vom Individualverkehr. Auf dem kreuzungsfreien Fahrweg verkehren lediglich Busse und Bahnen sowie Fahrzeuge der Feuerwehr, Polizei und der Stadtwerke.

Laut Stefan Kunig hatte die Trasse positive Auswirkungen auf den Nahverkehr in Oberhausen, so „verkürzten sich die Fahrzeiten erheblich, teilweise bis zu 40 Prozent“. Außerdem gibt es seitdem doppelt so viele Abfahrten wie vorher.

Und: „Die Fahrgastzahlen kletterten von 24,5 Millionen (1995) auf mehr als 40 Millionen 2005.“ Allerdings verzeichnet die Stoag in den letzten Jahren einen Verlust an Fahrgästen. 2015 waren es nach Angaben des Unternehmens 35,6 Millionen. Ein Verlust von 1,4 Prozent gegenüber 2014.