Oberhausen. Verwaltung, Stoag und Planungsbüro erarbeiten Konzept für Busse und Bahnen. Wenig Resonanz bei Infoveranstaltung. Bessere Anbindung an Mülheim-Styrum.
Ein 15-Minuten-Takt für die Straßenbahnlinie 112, eine neue Buslinie, die das Knappenviertel mit der Neuen Mitte und Osterfeld verbindet oder eine Anbindung an den Bahnhof Mülheim-Styrum: Mit dem neuen Nahverkehrsplan, den die Stadtverwaltung und das städtische Nahverkehrsunternehmen Stoag gerade erarbeiten, soll es zahlreiche Verbesserungen für die Bürger geben.
Nun wurden am Dienstagabend auf einer Informationsveranstaltung erste Details bekanntgegeben. Auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105, die im vergangenen Jahr bei einem Ratsbürgerentscheid abgelehnt wurde, ist dabei noch nicht vom Tisch.
399 Anregungen von Bürgern
Vor einer überschaubaren Anzahl von Bürgern in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums berichteten Mitarbeiter von Stadt, Stoag und des Planungsbüros IVV aus Aachen. Insgesamt 399 Ideen und Anregungen hatte es zuvor aus der Bürgerschaft gegeben – bei drei Info-Werkstätten im Januar sowie per E-Mail konnten sich Bürger beteiligen. Letztlich 187 Maßnahmen wurden daraus entwickelt, wovon jedoch nur 25 einen hohen und 38 einen mittleren Handlungsbedarf von den Verantwortlichen zugeschrieben bekommen haben.
Dass Straßenbahnen der Linie 112 künftig im 15-Minuten-Takt durch Oberhausen rollen sollen, wurde durchaus positiv gesehen. Im Morgenverkehr würden dadurch weniger Bahnen rollen – bislang herrscht dort ein 10-Minuten-Takt. Die Problematik, dass jede zweite Straßenbahn an der Haltestelle Landwehr endet, würde mit der Umstellung jedoch der Vergangenheit angehören. Die Aussicht, dass bald alle Bahnen von Sterkrade nach Mülheim durchfahren, war darum für die anwesenden Bürger sehr verlockend. Zumal die Bahn nachmittags auch nur alle 20 Minuten fährt.
Linie 105 feiert „Comeback“
Was bei dem einen oder anderen Anwesenden für Verwunderung gesorgt hat, ist die Maßnahme „M7“. Dahinter verbirgt sich die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105, die bislang auf Essener Stadtgebiet an der Haltestelle Unterstraße endet, nach Oberhausen über das Stahlwerksgelände. „Haben wir nicht letztes Jahr dagegen gestimmt“, fragte sich mancher Bürger.
„Diese Strecke hat einen enormen verkehrlichen Nutzen“, erklärte daraufhin Jochen Sander, Verkehrsplaner bei der Stoag. Der Kosten-Nutzen-Faktor sei derart hoch, dass dieses Projekt schon fast zwingend in den Nahverkehrsplan aufgenommen werden müsste. Wie der genaue Linienverlauf ausgestaltet und in welcher Bauform die benötigte Trasse errichtet würde, sei zum derzeitigen Moment noch unklar.
Verlängerung von SB 90 "eine sinnige Sache"
Die Maßnahmen, welche Stadt, Stoag und das Planungsbüro IVV den Bürgern am Dienstagabend vorgestellt haben, stießen auf unterschiedliche Resonanz. Bei der angedachten Verlängerung der Schnellbus-Linie SB90, die bislang am Ruhrpark endet, bis zum Bahnhof Mülheim-Styrum, gab es etwa rundherum zustimmende Gesichter. „Sehr sinnvoll“ und „gute Idee“, waren als Rückmeldungen zu hören.
Auch die Stoag selbst sieht dieses Vorhaben als überaus lohnenswert an. „Obgleich die SB 90 bereits einen langen Linienweg hinter sich hat, ist das eine sinnige Sache“, erklärte Jörg Sander, Verkehrsplaner bei der städtischen Nahverkehrstochter. So könnten Alstadener schneller zu den S-Bahn-Linien 1 und 3 kommen, somit besser nach Mülheim, Essen oder Bochum gelangen.
Einigung mit der Nachbarstadt nötig
Bevor dies jedoch Realität werden kann, muss noch eine Einigung mit der Stadt Mülheim und dem dortigen Verkehrsunternehmen MVG getroffen werden – auch die Oberhausener Politik muss diesem Ansinnen noch zustimmen. Ein mögliches Hindernis: Auf der Linie SB 90 wird bei Umsetzung der Verlängerung ein zusätzliches Fahrzeug benötigt.
Die Idee, entweder die Linie 957 oder den Schnellbus 91 nach Duisburg zum Mercator-Center und dem Landschaftspark Nord zu verlängern, wurde schon etwas kontroverser verfolgt. „Im Landschaftspark finden viele Kulturveranstaltungen statt, mit der Bahn ist er bislang schlecht zu erreichen“, war Ingo Dämgen ein Fürsprecher dieser Idee.
Keine Maßnahme in Stein gemeißelt
Reiner Lorenz gab dagegen zu Bedenken, dass bislang die Linie 957 das Wohngebiet Tulpenstraße erschließt – sollte der Linienweg abgeändert werden, würden viele Anwohner weite Wege zur nächsten Haltestelle auf sich nehmen müssen.
Beteiligung weiter möglich
Ihre Anregungen zu den Vorschlägen einbringen, die nach und nach auf die Internetseite der Stadt Oberhausen gestellt werden. Unter oberhausen.de/nahverkehrsplan wird die Verwaltung die Informationen hinterlegen.
Der Fahrplan zur Erarbeitung des Nahverkehrsplans sieht vor, dass ein erster Entwurf noch vor der Sommerpause in die politischen Gremien eingebracht werden soll. Im September soll der Stadtrat schlussendlich entscheiden.
In Stein gemeißelt sei derzeit überhaupt keine der vorgestellten Maßnahmen, wie Sabine Janclas, Fachbereichsleiterin Verkehrsplanung, betonte. Zumal sich Bürger noch immer mit Anregungen beteiligen können und der gesamte Nahverkehrsplan noch die politischen Gremien durchlaufen muss, bevor er in Kraft treten kann. Auch die finanzielle Ausgestaltung des Nahverkehrs war bislang nicht Thema – ebenso wenig wie Einsparungen an anderer Stelle.