Oberhausen. Auf dem Lepkeshof können Selbstpflücker die Früchte nun für einen günstigen Preis einsammeln. Die Obstbauern Scheidt freuen sich über jeden Kunden auf dem Feld.
„Ich hab die perfekte Erdbeere gefunden. Sie ist ganz rot, nicht zu groß und nicht zu klein“, ruft ein kleiner Junge auf dem Erdbeerfeld am Lepkeshof seiner Mutter zu. In seinem blauen Eimer sind noch nicht allzu viele Früchte, aber das soll sich in den nächsten Stunden ändern. Schließlich wollen die beiden heute acht Kilogramm pflücken „zum Einmachen“. Und auch ihre Freundin Mara Rönnebrink ist mit ihren beiden Söhnen mitgekommen. Gemeinsam hocken die fünf zwischen den Reihen auf dem Stroh und trennen eifrig eine rote Frucht nach der anderen von den Pflanzen.
Dann das: Graue Wolken machen sich innerhalb weniger Minuten auf dem blauen Himmel breit. Es wird düster. „Ich hab schon Fissel abbekommen“, ruft der neunjährige Nils seiner Mutter zu. Sie geben dem Ganzen noch eine Chance. Vielleicht zieht es vorüber.
Explosionsartige Reife der Früchte
Als der erste Donner ertönt und ein Blitz am Horizont aufleuchtet, ergreifen die Fünf doch die Flucht. „535 Gramm. Das macht zwei Euro“, nennt die in einer Holzhütte untergestellte Verkäuferin den Preis. „Weil es angefangen hat zu gewittern, mussten wir ausnahmsweise nicht ein Kilogramm pflücken“, erklärt Mara Rönnebrink, während sie in ihr Auto einsteigt. Eigentlich ist nämlich ein Kilogramm für Erwachsene und ein halbes für Kinder die Mindestpflückmenge. „Tut mir leid Jungs, ich dachte das Gewitter kommt später“, entschuldigt sich die Essenerin bei ihren Söhnen.
Für den Obstbauern vom Lepkeshof Johannes Scheidt ist das derzeitige Wetter mehr als ein geplatzter Nachmittagsausflug. „Erdbeeren sind hochempfindliche Früchte, nasses Wetter haben die gar nicht gern, das ist schlecht für die Ernte.“ Außerdem fördere das schwül-warme Wetter die explosionsartige Reife der Erdbeeren. „Wir freuen uns über jeden Selbstpflücker, der kommt, denn die Erdbeeren sind jetzt reif.“
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Bauern sind entsetzt über das Wetter
Auch der Vater Friedrich Scheidt ist entsetzt über das Wetter. Seit 25 Jahren baut er Erdbeeren an. So eine extreme Wetterlage habe er noch nicht erlebt. „Es folgt ein Gewitter nach dem nächsten, wenn es nicht besser wird, steigt der Verderb“, ist sich der 58-Jährige sicher. 30 Prozent der bisherigen Ernte mussten die Obstbauern bereits entsorgen. „Bei so einem Wetter hast du keine Chance, der Regen ist das Problem.“ Immerhin blieben die Felder bislang von Hagel verschont. Bei befreundeten Bauern vom Niederrhein sei die Ernte bereits vorbei. Hagelschlag und Regen verdarben die gesamte Ernte. Ein Gewächshaus als Schutz? Das kommt für die Scheidts nicht in Frage. „Die schmecken doch nicht.“ Und außerdem sei es viel zu teuer.
20 bis 25 Grad am Tag mit leichter Bewölkung und acht bis zehn Grad in der Nacht, das sei ideal für Erdbeeren. Davon war die Wetterlage Anfang der Woche weit entfernt, obwohl es anders angekündigt war. Den Meteorologen trauen? „Kann man nicht mehr“, so Scheidt Senior. „Seit Ela ist jeder Schauer eine Katastrophenmeldung.“ Nur heute, da haben sie blauen Himmel vorhergesagt. Aber Nils und Mara Rönnebrink wollen bald nochmal wiederkommen. Demnächst kann man nämlich auch Kirschen auf dem Lepkeshof kaufen. Und die sind auch durch eine Vorrichtung vor dem Regen geschützt.