Oberhausen.. Im Pantoffelpark treffen sich Spaziergänger und jugendliche Kicker. Bürgerprotesten ist es zu verdanken, dass die Grünfläche erhalten blieb.

Kaum hat Herrchen die blaue Frisbeescheibe in hohem Bogen in Richtung Wiese geworfen, da rast die Hündin auch schon los, schnappt im Sprung nach dem Spielgerät und bringt es schnell zurück. Ihr Blick ist eindeutig: Na los, noch mal werfen. „Ich nutze immer die Mittagspause, um hier mit ihr spazieren zu gehen, der Park liegt so schön nah“, sagt Herrchen. Ein weiterer Vierbeiner gesellt sich dazu. Eigentlich ist nur das schmale Grün am oberen Rand des Pantoffelparks für den freien – also unbeleinten – Hundeauslauf vorgesehen, doch die Verführung ist hier einfach zu groß, auch mal die gesamte Weite des Parks ausnutzen zu können.

Das grüne Idyll liegt in der Nähe des Gewerbegebiets Buschhausener- / Lessingstraße, und viele Menschen wohnen in der Nachbarschaft. Die Anwohner können also quasi in Pantoffeln hierhin kommen. Ist das auch die Erklärung für die inoffizielle Bezeichnung „Pantoffelpark“? „Kann sein“, sagt der gebürtige Buschhausener Karl-Heinz Emmerich. „Es gibt aber noch eine zweite mögliche Erklärung: Pantoffelpark, weil der Park kleiner ist als andere.“

Dass es ihn überhaupt gibt, ist dem Engagement von Buschhausener Bürgern zu verdanken. „In den 1970er / 80er Jahren gab es Proteste gegen den Plan, hier die Ansiedlung von Firmen zu ermöglichen“, erinnert sich Emmerich, der seit 1999 für die SPD im Rat der Stadt Oberhausen sitzt. „Rettet Buschhausens letzte Grünfläche“ stand auf vielen Protestplakaten. Am Ende habe es einen Kompromiss gegeben: Ansiedlung von Firmen im nahe gelegenen Gewerbegebiet und Erhalt der Parkfläche.

Es war ein guter Kompromiss. Nicht nur für Hunde, Herrchen und Spaziergänger, nicht nur für die verschiedenen Baum- und Straucharten, die die Wege säumen und die Wiesen schmücken, nicht nur für die verschiedenen Vogelarten, die man hier zwitschern und singen hört. Als eine gute Investition erwies sich auch die Anschaffung der beiden Fußballtore. Nach Schulschluss und in den Ferien wird ausgiebig gekickt. Gelegentlich nutzen auch Gruppen von Jugendlichen die Fläche zum spätabendlichen Bierkonsum.

Meer von Butterblumen

„Das kommt immer mal vor, auch in anderen Parks“, sagt Emmerich, der auf seiner Webseite immer wieder was Neues zum Park veröffentlicht. Die achtlos weggeworfenen Flaschen müssen von den Mitarbeitern des Oberhausener Gebäudemanagements eingesammelt werden.

Einsammeln sollten Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Tiere. Die Ausrede, man habe gerade keine Tüte dabei, gilt nicht: Beutel gibt es kostenlos aus dem grünen Hundekottütenbehälter, den niemand übersehen kann.

Sofort ins Auge fallen auch die vielen Gänseblümchen am Fußballplatz und das Meer von Butterblumen auf der großen Wiese. Eine Elster spaziert hierher, blickt immer wieder um sich, fliegt schließlich schnell davon.

Wesentlich zutraulicher sind die Pferde, die an der Brinkstraße auf einer Koppel stehen. Kaum macht der Spaziergänger am Wegesrand Halt, kommt auch schon das erste Ross ganz unaufgeregt an den Zaun und blickt einen an. Möhren müsste man dabei haben. Wer welche zu Hause hat und in der Nähe wohnt, könnte welche holen. Vielleicht sogar in Pantoffeln.

Parkfläche erinnert an ein Hilfsprojekt

Kaum hat man den Puerto-Morazan-Park betreten, geraten Hektik und Geräuschkulisse des Alltags in den Hintergrund: Bäume säumen die gepflegten Wege, ein Spielplatz lockt mit Wippe, Schaukel und Rutsche, der Blick fällt auf die Häuschen des benachbarten Kleingartens, auf einer Reitanlage traben einige Pferde, Vogelgezwitscher dringt ans Ohr des Spaziergängers. Die Fahrspuren auf einer kleinen Hügellandschaft weisen darauf hin, dass sich hier öfter Mountainbiker ausprobieren.

Gernot Honal ist hier regelmäßig mit seiner Welsh-Terrier-Hündin Blanca unterwegs. „Mindestens zweimal am Tag drehen wir hier unsere Runde“, sagt der Rentner. So weitläufig wie der Kaisergarten sei dieser Park nicht, aber für die Naherholung oder diejenigen, die ihn als Verbindungsweg zum Friedhof Styrum nutzen, doch ideal. „Gut ist auch, dass hier einige Bänke stehen, auf denen man sich mal ausruhen kann“, sagt ein älterer Spaziergänger. Ob er sich unsicher fühle, wenn er hier alleine unterwegs ist? „Nein, warum?“, antwortet er lapidar.

Namensgeber das Parks ist der Verein „Puerto Morazan“, benannt nach einem Fischerdorf in Nicaragua an der Grenze zu Honduras. Oberhausener Bürger haben ihn gegründet. In den Jahren 1988 bis 1994 halfen sie der Dorfbevölkerung beim Aufbau einer eigenen Trinkwasserleitung. Daran erinnert nicht nur ein Schild am Parkeingang Schönefeld, sondern auch eine Äquatorial-Sonnenuhr, die dem 2007 verstorbenen Mitinitiator des Hilfsprojekts Dieter Emil Linka gewidmet ist.

Poesie im lauschigen Garten

Ein herrlich poetischer Ort findet sich am Rande der Arbeitersiedlung Eisenheim: An das „Blaue Haus der vielen Bücher“, die Bibliothek des Kulturhistorikers Roland Günter, schließt sich ein kleiner Park an, der seit 2013 „Tonino-Guerra-Park“ heißt. Er erinnert an den 1920 geborenen italienischen Dichter und Drehbuch-Autor, der als junger Mann von den Nazis festgenommen und in ein Arbeitslager nahe Troisdorf verschleppt worden war. Roland und Janne Günter waren bis zu dessen Tod 1987 mit ihm befreundet.

„Man könnte den Park auch ,Park der Freunde’ nennen“, sagt Roland Günter und erklärt, dass Freunde, die an der Gestaltung des Parks mitwirkten, dort als Plastiken verewigt sind: Architekt Bernhard Küppers, dessen Blicke über die Grünfläche zu schweifen scheinen, während Parkgestalter Herman Prigann auf einer Böschung vor dem Haus meditiert und Dichter Tonino Guerra auf einer roten Bank Platz genommen hat. Der Sitz neben ihm ist frei – und lädt ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Wer der Einladung folgt, kann seit kurzem sogar den Worten des Dichters lauschen und darüber hinaus einiges über dessen Biografie erfahren: Eine Hörstation lässt auf Knopfdruck einen Rundfunkbeitrag ertönen.