Oberhausen. Das Käthe-Kollwitz-Kolleg hat ein Mentorenprogramm ins Leben gerufen. Schüler der Regelklassen kümmern sich um Flüchtlinge an der Schule.

Alle anderen auf dem Schulhof sprechen eine andere Sprache. Worüber sie sich unterhalten? Ferhiwod oder Hassan wissen es nicht. Dabei würden die 21-Jährige und der 17 Jahre alte Teenager so gerne mitquatschen in der Pause, und wenn es nur über Musik ist.

Dazugehören, Freunde finden, Kontakt haben mit Menschen, die hier schon lange leben: Das wünschen sich die beiden Flüchtlinge, die in einer der fünf Internationalen Förderklassen am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg unterrichtet werden. Die junge Frau aus Eritrea lächelt schüchtern.

Damit der Wunsch von Ferhiwod, Hassan und den anderen in Erfüllung geht, hat sich die Schule etwas überlegt. Denn die Dinge dem Zufall und sich selbst zu überlassen, ist nicht immer sinnvoll, weiß Schulleiterin Gudrun Wermert-Heetderks. Das Kollegium des Kollegs mit Ausbildungsangeboten in den Bereichen Ernährung und Hauswirtschaft, Körperpflege, Sozialwesen, Medientechnik und Gesundheit hat ein Pausennetzwerk ins Leben gerufen.

Das Kennenlernen zum Programm machen

Schülerinnen wie Iwi Buchholz und Jana Koch machen das Kennenlernen zum Programm: Montags bis donnerstags sitzen die beiden in der ersten und zweiten Pause in einem „Kommunikationsraum“ in der Schul-Dependance am Nierfeldweg und sind bereit für den Smalltalk. Der fürs Gegenüber allein schon deswegen so wichtig ist, um Deutsch zu sprechen und zu verstehen.

„Nur, wenn es gar nicht anders geht, wechseln wir ins Englische“, sagt die 19-jährige Jana. Die Schüler der Internationalen Förderklassen nehmen das Angebot gerne an, reden mit den Schülern vom Pausennetzwerk über den Unterricht, Berufswünsche, Persönliches, Alltägliches. Manchmal wird bei den Hausaufgaben geholfen. Was noch schöner ist: Es melden sich immer mehr Käthe-Kollwitz-Schüler, die mitmachen wollen, berichten Jana und Iwi über das Projekt, das im Februar dieses Jahres gestartet war.

Berührungsängste? Skepsis? Angst? Die beiden schütteln den Kopf, neee, warum denn? „Wir haben doch eine Vorbildfunktion für andere“, meint Jana und Iwi zitiert die Künstlerin Käthe Kollwitz, Namenspatronin der Schule: „Ich will wirken in dieser Zeit“. Grinst dann und schiebt „halt einfach helfen und neue Leute und Kulturen kennen lernen“ hinterher.

Ein Stück Heimat erfahren

Falls es Probleme gibt, ist Schulsozialarbeiterin Sabrina Basdas eine mögliche Hilfe. Aber bisher „habe ich nur positive Erfahrungen gemacht“, sagt Jana Koch. Und Schüler wie Ferhiwod oder Hassan schätzen die Möglichkeit, durch den Kontakt in Oberhausen besser anzukommen und ein Stück Heimat zu erfahren. Den Mentoren sei Dank.