Oberhausen. . NRW-Kulturministerin Christine Kampmann zu Gast bei der Eröffnung der 62. Internationalen Kurzfilmtage. Der Festivalleiter kritisiert die Filmförderung.

1200 Filmschaffende, Experten und Filmfans aus 52 Ländern begrüßte Festivalleiter Lars Henrik Gass zur Eröffnung der 62. Oberhausener Kurzfilmtage im bis auf den letzten Platz besetzten großen Saal im Lichtburg Filmpalast. „Die Sonne scheint, der Frühling ist da, wir haben extra so lange gewartet, bis es so weit ist“, ging er scherzhaft auf den in diesem Jahr ungewöhnlich späten Termin des Filmfests ein.

Das Oberhausener Traditions-Festival habe mittlerweile das durchschnittliche reale Rentenalter in Deutschland erreicht, könnte also „mit durchschnittlichen Abschlägen in Rente gehen“, begann Oberbürgermeister Daniel Schranz seine Eröffnungsrede und beantwortete die Frage, ob das Filmfest nun dem Ende entgegen gehe, gleich anschließend mit einem klaren Nein. „Es ist nach wie vor ein lebendiges Festival, das weiterhin Maßstäbe setzen will.“ Für Besucher biete es immer wieder aufs Neue die Chance, Utopien für sich mitzunehmen, sowie spannende und inspirierende Eindrücke und Erlebnisse.

"Mit Till Schweiger ist im Ausland nichts zu holen"

Nach der Eröffnung der Gasometer-Ausstellung „Wunder der Natur“ hielt NRW-Kulturministerin Christina Kampmann in ihrer noch kurzen Amtszeit ihre bereits zweite Rede zu einem die Kulturszene in Nordrhein-Westfalen bewegenden Ereignis in Oberhausen. „Die Kurzfilmtage sind nur wenige Jahre jünger als unser Land und haben NRW geprägt“, sagte sie. Das Festival sei „als Lebenselixier unverzichtbar“ und zugleich ein Beweis dafür, dass Provokation keine Grenzen kennen dürfe. „Danke Oberhausen, dass es den Kurzfilm so feiert, wie er es verdient.“

Festivalleiter Lars Henrik Gass nutzte, noch ein letztes Mal wie er betonte, die Gelegenheit, in seiner Ansprache die Filmförderung in Deutschland anzuprangern. Er sprach frei, ohne Rednerzettel vor einer Flip-Chart und zur Freude des Publikums mit einer gehörigen Portion Witz und Sarkasmus. Seine Rede war ein Frontalangriff auf den öffentlich-rechtlichen, von Nutzergebühren finanzierten WDR. „Die schlechte Auslandsbilanz deutscher Filmproduktionen auf internationalen Festivals ist das Ergebnis von 20 Jahren Kahlschlag in der Filmförderung.“

Zum Abschluss seiner Ausführungen wettete der Festivalleiter: Würden von 250 Millionen WDR-Einnahmen nur 25 Millionen Euro bedingungslos in die Filmförderung fließen, ohne dass das Fernsehen dabei Mitsprache habe, würde sich ein mindestens doppelter internationaler Filmerfolg einstellen. „Ich glaube, dass mit Till Schweiger im Ausland nichts zu holen ist.“