Oberhausen. In der Innenstadt veranstalten unverfrorene Ausgeh-Freunde einen Regentanz. Dem Music Circus geht der Saft aus. Königshardt feiert im Galopp in den Mai.
Um so einen Maibaum in die Höhe zu hieven, sollte man keinen Pudding in den Armen haben: Zum Glück gibt es beim heimeligen Brauchtum zur Begrüßung des Wonnemonats längst technische Hilfe. Das ist diesmal besonders praktisch: So können die Hände lieber den Regenschirm festhalten — aufspannen statt aufstellen.
„Nein, das Wetter war schon mal besser“, seufzt Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski. Auf dem Altmarkt sorgt der Mai zunächst für wenig Wonne. Kalt und Nass. Willkommen beim Aprilwetter! Die Gruppe „Welcome“ lässt sich die Suppe nicht versalzen, oder besser verwässern. Es wird heiter weiter gerockt. „Viele feiern auch an der Theke“, sagt Golebiewski, verpackt in einer dicken Kragenjacke, und deutet mit seinem Finger in die Kultur-Kneipe. Dort spricht man Polnisch, Deutsch und warme Worte: „Der Mai darf ja trotzdem kommen.“
Axel Fischer singt von Amsterdam
Einige mummeln sich auf dem Altmarkt ein. „Die Winterjacke hing bei mir im Schrank und wird jetzt noch mal gefordert“, meint eine Besucherin zum Stoff. In der Hand, ein Glühwein? „Nein, wir feiern heute nur mit einer Zitronenbrause!“
Eine Sause mit Brause in der Innenstadt, einer anderen geht der Saft aus: Stromausfall beim Music Circus Ruhr. Es wird gegen 21 Uhr hinter den Kulissen geschraubt, während sich die Manege mit Tanzwütigen füllt. Der Meister muss warten. Guildo Horn bespaßt später als geplant unter der Zeltplane. Nach dem Neustart der Systeme läuft alles glatt. Und Guildo hat alle lieb. Auf die Probe gestellt wird die Liebe nur an den Toiletten. Es wird gezischt: Warteschlangen! Ansonsten (be-)spielt das Discozelt mit wohligen Retro-Gefühlen. Am Tigerkäfig kramen Tänzer ab 34 Jahren ihre Jugenderinnerungen heraus. Man blickt kurz ins Leere: „Ja damals, als wir noch jung waren!“ Drei Cocktails später sind alle Altersgrenzen verwischt. Keiner möchte vergessen. „Won’t forget these Days!“ Ein bisschen „Fury in den Slaughterhouse“ wippt immer mit.
Abschiedskuss von Daniela Sorbello
Weiter im Norden hat „Fury“ diesmal frei: Auf dem Reiterhof am Höhenweg lässt die 1. KG Königshardt eine eingeschlafene Tradition im Ortsteil auf- und hochleben. Nach langjähriger Pause gibt es wieder einen eigenen Tanz in den Mai. Dafür legten die Helfer den Boden der Halle vorab mit Holzplatten ab. Die Brrr-Temperaturen haben Hausverbot. Folge: Es ist rappelvoll und mit 900 Gästen ausverkauft. Party-Barde Axel Fischer singt den Hardtern ein Gute-Nacht-Lied: „Traum von Amsterdam!“ Doch keiner geht beim Ritt durch den Mai früh nach Hause.
Viele wünschen sich zur späteren Stunde einen Abschiedskuss von Daniela Sorbello. Doch die hübsche Schlagersängerin belässt es beim Mikrofon-Flirt stellt in einem Song klar: „Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an!“ So ein Pech aber auch. Die Schlager-Boyband „Zeitflug“ absolviert ihren ersten großen Auftritt, schmeichelt aber schon wie die Alten: „Das Publikum in Königshardt ist richtig gut drauf!“
Der Aufgalopp der Musiker hat sich für die Initiatoren ausgezahlt. Überwiegend finden die Besucher lobende Worte für die Party. Das Dorf rückt zusammen. „Es war eine Herzensangelegenheit, diese Tradition in Königshardt zu reaktivieren“, sagt der KGK-Vorsitzende Hans-Hermann Mleczak. Im kommenden Jahr soll es weitergehen. (dihei)
Tanz in den Mai
Königin auf dem Friedensplatz - Maibaum in Schmachtendorf
Sie feierten hier bereits eine temperamentvolle spanische Nacht und eine sandige Strandparty: Diesmal hätte es zum grauen Wolken-Himmel bei der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft Weiß-Rot auf dem Friedensplatz auch ein Wolldecken-Festival werden können.
Dass es nicht so kam, ist ein geschickter Schachzug: Immerhin konnten so keine dicken Stofflaken die Blicke auf die neue Maikönigin verdecken. Bei der AOK Weiß-Rot gehört diese Wahl genauso dazu wie der flotte Schwof und der mit Birken-Zweigen verzierte Maibaum.
Und, ta-da: Der Verein setzte Lisa Jendrycki die Krone auf. Die 21-Jährige darf sich ihren Titel schmecken lassen. Eine Flasche Sekt gab es statt feudaler Insignien. Der AOK-Vorsitzende Wolfgang Grotthaus und der weiß-rote Ehren-Vorsitzende Heiner Dehorn gratulierten. Eine Königin für das Feiervolk. Bezaubernd knapp in einer Regierungserklärung kommentiert: „Wunderbar!“
Auch ein Prinz sagt schon „Hallo“
Regieren konnte die Maikönigin allerdings mit deutlich weniger Gästen als in den Vorjahren: Das Wetter hatte bei einigen Unentschlossenen das Sofa zum Sieger bei der Wahl der Abendgestaltung gemacht.
Getanzt wurde freilich trotzdem, wenn auch überwiegend überdacht, entweder windgeschützt unter der Zeltplane oder doch gleich im benachbarten „Uerige Treff“.
Eine Premiere gab es auf dem Friedensplatz: Neben der amtierenden Maikönigin ließ sich ein weiterer, allerdings noch nicht inthronisierter Würdenträger im Stadtleben blicken. Mario Hochmuth sagte als zukünftiger Prinz Karneval von Groß-Oberhausen mit seiner Mannschaft in Zivil schon einmal „Hallo“ (statt „Helau“).
Für die Tollität in spe werden sich solche Auftritte bei vielen Sommerfesten wiederholen. Gleiches gilt für den künftigen Prinzen Dirk aus dem Dreigestirn der KG Dampf drauf, der ebenfalls mit seinem Team einige Maifeiern besuchte.
Mit "technischer Hilfe" wurde auch in Schmachendorf gefeiert - hier trugen die Vereine und Institutionen erst den schmucken Baum durch den Ortsteil und richteten ihn dann mit einem Kran auf dem Marktplatz auf.