Oberhausen. So kann sie schneller und flexibler reagieren. Die Rettung von stark übergewichtigen Personen ist damit auch möglich.
Wäre der Hintergrund nicht ein ganz ernster, könnte es einfach nur schön sein. Doch die neue Drehleiter der Feuerwehr Oberhausen ist nicht dazu da, den Ausblick in 32 Metern Höhe zu genießen, sondern um Menschenleben zu retten und Brände zu löschen. Ab sofort ist der neue Stolz der Truppe im Einsatz.
„Es ist das Modernste, was derzeit auf dem Markt ist“, sagt Frank Reinersmann von der Abteilung Technik der Berufsfeuerwehr und verfolgt mit den Augen den Weg der ausfahrenden Leiter gen Himmel. Die kann um einiges mehr als das Vorgängermodell. So kann der Korb am Ende der Drehleiter nun mit 500 Kilo mehr Last tragen. Das ist wichtig, wenn die Feuerwehr stark übergewichtige Menschen retten muss. Das, bestätigt Pressesprecher Jörg Preußner, komme immer öfter vor. Bis zu rund 250 Kilo schwere Personen können nun mit dem Korb transportiert werden. Insgesamt passen in den Korb fünf Personen. Außerdem ist nun ein sogenannter Monitor, eine Art Wasserwerfer, direkt im Korb integriert. Das spart Zeit. Denn bei den anderen Drehleitern muss der Schlauch von Hand angebracht werden.
Der Preis: 630.000 Euro
Neu und eine enorme Verbesserung ist auch der Gelenkarm am Korb, erklärt Torsten Oepen. Dadurch kann der Korb geneigt werden, um Dachfirste oder -gauben besser zu erreichen. Mit dieser neuen Vorrichtung sind die Retter viel flexibler und können auch in engen Straßen wie der Nohlstraße besser und vor allem schneller arbeiten. Die Schwierigkeit dabei: Der Drehleitermaschinist, der unten im Hauptbedienstand sitzt, kann den Korb nicht mehr sehen. Dafür sind zwei Kameras am Korb und an der Leiter angebracht. Und noch etwas ist neu: Der Korb lässt sich nun direkt vor dem Fahrerhäuschen absenken – so lässt sich beispielsweise schneller – und für die Feuerwehrmänner rückenfreundlicher – eine Krankentrage anbringen.
Ansonsten verbergen sich hinter den Rollos am Fahrzeug Rettungsmaterial, Schläuche, Presslufthammer, elektro- und motorbetriebene Kettensägen und ein Stromgenerator für elektrische Geräte.
630.000 Euro hat die neue Drehleiter aus dem Haus Metz Rosenbauer gekostet und löst das alte Schätzchen, das rund 20 Jahre auf dem Buckel hat, ab. Die alte Drehleiter wird demnächst verkauft – Dachdecker oder Baumfäller sind in der Regel an solchen Fahrzeugen interessiert. Die neue Drehleiter ist an der Feuerwache 2 in Sterkrade stationiert, insgesamt verfügen die Oberhausener Retter dann über drei Drehleitern an beiden Standorten.
120 Drehleitermaschinisten geschult
Da die neue Drehleiter ein paar Besonderheiten aufweist und über zusätzliche Funktionen verfügt, mussten die Drehleitermaschinisten geschult werden. Seit Januar haben die Ausbilder Frank Jakulski, Torsten Velling, Bastian Willerberg und Thomas Hüser 120 Feuerwehrleute an dem neuen Fahrzeug mit der Bezeichnung DL (A) K 23 - 12 L32 fortgebildet. Die Schulungen sind im Januar gestartet und nun abgeschlossen, das neue Fahrzeug kann also ab sofort in Dienst genommen werden. Es hat einen 300 PS starken Dieselmotor, wiegt 15 Tonnen, ist bei eingefahrener Leiter 3,30 Meter hoch, 2,50 Meter breit und 10 Meter lang. Die Leiter selbst ist 25,3 Meter lang. Hinzu kommt der Gelenkarm und die Fahrzeughöhe, so dass aus rund 32 Metern Höhe Menschen gerettet werden können.
Das Fahrzeug erfülle die Euro-6-Norm und würde damit auch die gerade diskutierte blaue Umweltplakette erhalten, sagen die Feuerwehrmänner – ein wenig scherzend. Die Beschaffung der Drehleiter hat rund ein Jahr gedauert, auf einer Messe in Hannover im vergangenen Jahr konnten die letzten Änderungen besprochen werden.
Neben der neuen Drehleiter hat die Oberhausener Feuerwehr acht neue Krankenwagen angeschafft, zwei neue Rettungswagen, die in der nächsten Woche erwartet werden, sowie zwei Einsatzleitfahrzeuge. Außerdem wird es ein neues Notarztfahrzeug geben, das steckt aber noch in der Beschaffung.