Oberhausen. 3500 Fans bejubeln Show von Florian Silbereisen in Oberhausen. “Das Beste der Feste“ beweist mit Vanessa Mai und DJ Ötzi, dass verjüngte Volksmusik auch funktionieren kann.
Ein verschlossener Eigenbrödler zu sein, kann man Florian Silbereisen wirklich nicht nachsagen: Schon bevor seine Show „Das Beste der Feste“ am Samstag vor 3500 Fans in der König-Pilsener-Arena beginnt, plaudert der 34-Jährige eifrig von der Videoleinwand: „In meiner Garderobe trinke ich Ingwertee, das ist gut für die Stimme, und esse Schokolade, die ich DJ Ötzi geklaut habe. Der sollte besser nicht so viel davon naschen!“
Drei Stunden bespielt der beliebte Entertainer die Halle mit illustren Gästen wie der Neuentdeckung und derzeitigen DSDS-Jurorin Vanessa Mai („Wolke 7“), Berg-Sänger DJ Ötzi („Hey Baby“), Ross Antony (Tatort Liebe“) und Michelle („Wer Liebe lebt“). Klar ist: Mit der rustikalen Bauart der eigentümlich populären „Peter Steiners Theaterstadl“-Zeit in den 90er Jahren hat „Das Beste der Feste“ nichts mehr zu tun.
Silbereisen als Rosenkavalier und Breakdancer
Die Machart der Show in der Arena zeigt vielmehr, dass das volkstümliche Genre weiterhin versucht, sich deutlich zu verjüngen. Dass dies fürchterlich schief gehen kann, bewies kürzlich die bei der ARD abgesetzte „Stadlshow“.
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Als frische Variante der als Urgestein ins Programm gemeißelten Volksmusik-Ikone „Musikantenstadl“ ging die Sendung an den Start. Doch irgendwie wischten die Macher beim Entstauben gleich die Seele mit weg. Pseudo-jugendlich, schrill, peinlich. Die Initiatoren vergaßen im Verjüngungswahn die treuen älteren Zuschauer.
Daher kann man die Stadl-Pleite schon als schwere Hypothek für die Silbereisen-Show betrachten. Doch der Entertainer zeigt in Oberhausen, welche Fehler man bei einer jungen Volksmusikshow eben nicht machen darf: nämlich dem Publikum eine mutierte Schunkelparade vorzusetzen. Überhaupt: den Fans etwas vorzusetzen.
Die Anhänger in der Arena hatten die Wahl: Und sie entscheiden sich schon nach den ersten Minuten für das euphorische Klatschen. Warum? Auch wenn nun die Breakdance-Gruppe „Dancefloor Destruction Crew“ zu unterlegten Liedern über die Bühne turnt — die gespielten Klänge sind dem Stammpublikum bekannt. „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Schöne Mädchen sind zum Küssen da“, „Biene Maja“, „Aber bitte mit Sahne!“
Die Show der gelenkigen Jungs ist zudem spektakulär. So wirbeln die mehrfachen Europameister wie Drehkreisel und verschmelzen mit Gastgeber Silbereisen und der Sängerin Vanessa Mai sogar zu einem bayrischen Schuhplattlertanz.
Schlager-Boyband Feuerherz sucht die Richtige
Das zeigt, es handelt sich um kein Konzert, sondern um eine Show. Sicher auch, weil Silbereisen einen Rundlauf durch die Reihen macht, bützt und herzt und einem weiblichen Fan als Rosenkavalier ein Ständchen singt: „Männer können auch romantisch sein!“ Ein Klassiker - er nimmt auch sein älteres Publikum mit.
Dass jede Frischzellenkur auch seltsame Blüten trägt, ist mit der Band „Feuerherz“ bewiesen, die als Schlager-Boy-Band verkauft wird und im Interview ganz freilich verrät: „Wir suchen alle noch die Richtige!“
Zwischendurch hat man fast vergessen, dass Florian Silbereisen der Dauerfreund von Schlager-Königin Helene Fischer ist. Wäre da nicht das große Tattoo auf Silbereisens Oberarm, das jenes Porträt seiner Partnerin zeigt und beim Showteil deutlich sichtbar wird.