Oberhausen. . Die Quote der fettleibigen Kinder in Oberhausen liegt deutlich über dem NRW-Schnitt. Hilfe gibt es auch im Adipositas-Zentrum vor Ort.
Mehr als jedes zehnte Kind ist zu dick. Das ergaben die Zahlen der Schuleingangsuntersuchungen im letzten Jahr. Auch wenn die neuen Daten noch nicht vorliegen, steht bereits fest: Die Quote der fettleibigen Schüler in Oberhausen bleibt auch 2016 deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Dr. Annette Chen-Stute, Leiterin des Oberhausener Adipositas-Zentrums, wundert das nicht. „Übergewicht ist eine Familienangelegenheit, ein falsches Essverhalten wird von den Eltern vorgelebt.“ Deshalb werden in ihrem Adipositas-Zentrum Kinder nur gemeinsam mit ihren Eltern aufgenommen. Was nicht immer auf Gegenliebe stößt: „Einige Eltern würden ihre Kinder gerne nur bei uns abliefern, frei nach dem Motto: So, jetzt sollen die das mal wieder hinbekommen.“
Insgesamt betreut das Zentrum zurzeit knapp 50 schwer übergewichtige Kinder zwischen acht und 17 Jahren. Jeden Montag und Mittwoch arbeiten je zwei Gruppen hart für ein Ziel: Wissen vermehren und Pfunde verlieren. Bei den meisten Teilnehmern wird es höchste Zeit, haben die Kinderärzte die Alarmglocken geschlagen.
Kinder sollen Freude an Bewegung entdecken
„Wir haben hier 12- bis 14-Jährige mit Fettleber, Bluthochdruck, Rückenschmerzen, Gelenkproblemen.“ Viele der adipösen Kinder können später ohne Therapie einen Diabetes Typ 2 entwicklen. „Ein Großteil der erwachsenen Diabetiker ist übergewichtig“, bringt Chen-Stute diese heikle Entwicklung auf den Punkt.
Weil ein so schwergewichtiges Problem mit einem reinen Ernährungsprogramm nicht zu lösen sei, haben Ärztin und Team schon vor 18 Jahren ein eigenes Therapieprogramm (T.O.M) entwickelt. Dazu zählen: Ärztliche Begleitung, Verhaltens- und Ernährungsschulung für Eltern und Kinder. Außerdem machen die Kinder zweimal pro Woche Sport. Die gesamte Therapie dauert ein Jahr. Nach 18 Monaten findet eine Nachkontrolle statt.
„Bei uns wird gelaufen, gehüpft, gesprungen“, betont Chen-Stute. Die Kinder sollen die Freude an der Bewegung, aber auch an einer gesunden Ernährung entdecken.
Viele Familien kochen nicht mehr
Denn in vielen Familien werde entweder zu fett oder gar nicht mehr gekocht. Auch aus diesem Grund werden die Eltern parallel zu ihren Kindern in eigenen Gruppen geschult. „Ziehen die nicht mit, bleibt all unsere Mühe vergeblich.“ Sind die Eltern aber mit Herzblut dabei und begreifen, dass ihre Kinder eigentlich gar keinen Heißhunger auf Chips und Co. haben, sondern nach Liebe und Anerkennung, purzeln die Kilos fast wie von selbst.
Gemeinsam eine Radtour machen, Schwimmen gehen, ein Kinobesuch: Die Beschäftigung mit den eigenen Kindern, davon ist Chen-Stute überzeugt, ist der Schlüssel zur dauerhaften Lösung. „Eine extreme Gewichtszunahme“, sagt die Expertin, „ist immer zugleich ein Hilfeschrei nach Aufmerksamkeit“.
Seit 2009 wird das Therapiekonzept von fast allen Krankenkassen finanziert. Bis zu 82 Prozent der Teilnehmer beenden ihre Therapie erfolgreich, entwickeln ein gutes Selbstmanagement.
Damit nicht noch mehr Kinder in die Gewichtsfalle geraten, fordert Chen-Stute aber durchaus auch mehr gesellschaftliches Engagement. „Das Essen in vielen Schulkantinen ist nach wie vor zu fett, zu fleischlastig und zu süß.“ Was ihr ebenfalls ein Dorn im Auge ist: „An fast jedem Schul-Kiosk können die Kinder sich mit Süßkram, Cola und Fanta eindecken.“ Und dies, obwohl sowohl in den Kindergärten als auch in den Schulen selbst längst eine sehr gute Aufklärung rund ums Thema Ernährung stattfinde.
Schüler wünschen sich besseres Essen
„Kinder mit Übergewicht und Adipositas beschäftigen uns in Oberhausen am meisten“, bestätigt Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen. 5,2 Prozent der Kinder zwischen fünf und sechs Jahren fielen 2015 bei der Schuleingangsuntersuchung als adipös (fettleibig) auf.
Damit liegt Oberhausen klar über dem Landesdurchschnitt (NRW 4,4 %). Dabei werde vor Ort einiges getan, um diesen Trend in den Griff zu bekommen. „Rund 80 Prozent unserer Grundschulen beteiligen sich an dem EU-geförderten Projekt Obst für Grundschulen“, sagt Lauxen. Dreimal in der Woche würden die Schulen kostenlos mit Obst und Gemüse beliefert. „Das kommt bei den Kindern sehr gut an.“ Aber es werde noch mehr getan: „Lehrer gehen mit ihren Schülern einkaufen, verbringen einen Tag auf dem Bauernhof.“
Das Mittagessen in den Grundschulen soll künftig verbessert werden. Zurzeit laufe eine mit der Verbraucher-Beratungsstelle erhobene Datenauswertung. Schon jetzt steht fest: „Die Kinder sind mit der Qualität des Schulessens oft unzufrieden. Besser läuft es, wo sie den Speiseplan mitbestimmen können.“ Lauxen ist sich sicher: „Ein gesundes Essen muss nicht einmal teuer sein.“ Eine gute Lösung könnte der Verzicht auf tägliches Fleisch sein. „Das gilt als größter Kostentreiber und zu viel davon ist auch noch ungesund.“
Schüler wünschen sich besseres Essen
„Kinder mit Übergewicht und Adipositas beschäftigen uns in Oberhausen am meisten“, bestätigt Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen. 5,2 Prozent der Kinder zwischen fünf und sechs Jahren fielen 2015 bei der Schuleingangsuntersuchung als adipös (fettleibig) auf.
Damit liegt Oberhausen klar über dem Landesdurchschnitt (NRW 4,4 %). Dabei werde vor Ort einiges getan, um diesen Trend in den Griff zu bekommen. „Rund 80 Prozent unserer Grundschulen beteiligen sich an dem EU-geförderten Projekt Obst für Grundschulen“, sagt Lauxen. Dreimal in der Woche würden die Schulen kostenlos mit Obst und Gemüse beliefert. „Das kommt bei den Kindern sehr gut an.“ Aber es werde noch mehr getan: „Lehrer gehen mit ihren Schülern einkaufen, verbringen einen Tag auf dem Bauernhof.“
Auch das Mittagessen in den Grundschulen soll künftig verbessert werden. Zurzeit laufe eine mit der Verbraucher-Beratungsstelle erhobene Datenauswertung. Schon jetzt steht fest: „Die Kinder sind mit der Qualität des Schulessens oft unzufrieden. Besser läuft es, wo sie den Speiseplan mitbestimmen können.“ Lauxen ist sich sicher: „Ein gesundes Essen muss nicht einmal teuer sein.“ Eine gute Lösung könnte der Verzicht auf tägliches Fleisch sein. „Das gilt als größter Kostentreiber und zu viel davon ist auch noch ungesund.“