Oberhausen. “Oberhausens Bürger sind sicher“, sagt Polizeipräsident Möring bei einer Diskussion um die Sicherheit in der Stadt. Von Bürgerwehren hält er nichts.

Die SPD-Ortsvereine im Norden der Stadt hatten das Motto einer Diskussionsveranstaltung mit Polizeipräsident Ingolf Möhring bewusst provokant gewählt. „Brandanschläge. Bürgerwehr. Ist man in Oberhausen noch sicher?“ wollten die Sozialdemokraten wissen.

Der Chef der Oberhausener Polizei antwortete mit einem klaren „Ja“. Die Vorstellung mancher Bürger, sie würden jeden Tag auf der Straße überfallen, sei Unfug. Die Zahl der Straftaten liege mit 18.938 Delikten 2015 auf dem zweitniedrigsten Stand seit zehn Jahren.

Möhring sagte aber auch: „Wir leben in einem Ballungsraum, da kann man nicht den Anspruch haben, dass nichts passiert.“ Wichtig war ihm: „Was passiert, hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun.“

Was passiert sind etwa Wohnungseinbrüche. „Der Nachbar ist immer der beste Polizist“, meinte da ein Zuhörer. Die Polizei könne sich gegen die reisenden Täter gar nicht wehren. Möhring: „In unserem Konzept gegen Einbruch ist tatsächlich der Bürger, der Nachbar ein wichtiger Bestandteil.“

Zu wenige Polizeiwagen im Einsatz?

Ein anderer Gast kritisierte: „Seit geraumer Zeit fehlt hier der Streifenwagen. Wie viele Streifenwagen hat die Polizei nachts im Einsatz?“ Bei der Antwort auf diese Frage blieb der Polizeipräsident im Ungefähren. „Die Zahl richtet sich danach, was los ist“, erklärte er nur.

Ein Bürger aus dem Publikum rief alle Oberhausener auf, die Polizei lieber einmal zu viel als zu wenig zu alarmieren. Er sei ein gebranntes Kind: Fünf Minuten lang habe er die Kellertür seines Hauses offen stehen lassen – und in dieser kurzen Zeit hätten ihm Diebe ein ziemlich teures Fahrrad gestohlen.

Ein weiterer Teilnehmer der Runde überlegt, woher dieses Gefühl der Unsicherheit bei den Menschen kommen könnte, wenn doch die Straftaten nicht mehr würden. Die älter werdende Gesellschaft nannte er als eine mögliche Ursache. „Ältere Menschen sagen doch gern, früher war alles besser.“

Was sich für den Mann in der Gesellschaft aber tatsächlich geändert hat: „Die soziale Kontrolle fehlt.“ Die setzt früh in der Familie an und geht weiter über Schulen, Betriebe, Institutionen oder Vereine. Dort werden Menschen normalerweise die Normen und Werte einer Gesellschaft vermittelt.

Die mangelnde soziale Kontrolle sieht auch Möhring als Schwachpunkt. Er sagt: „Wenn die Gesellschaft sich weiter in eine Richtung bewegt, in der nur noch das Strafrecht die Grenzen setzt, wird das eine Gesellschaft, in der ich nicht leben möchte.“

Angriffe gegen Polizisten

Schon jetzt machte sich ein Besucher Sorgen um die Polizei. „Bei Veranstaltungen gibt es immer mehr Angriffe auf die Polizei, da muss man Polizisten auch schützen und gut ausrüsten.“ „Natürlich“, antwortete der Polizeipräsident, „die Welt verändert sich und die Polizei muss reagieren.“ Dabei gab Möhring zu, dass die Ausrüstung der Polizei gegen Terroranschläge nicht optimal sei.

Der Behördenchef bedauerte außerdem, dass die schlimmen Terrorranschläge im Bewusstsein der Bevölkerung und der Medien kaum noch präsent seien. „Sie wurden durch die Geschehnisse in Köln überlagert“, sagte er. Was dagegen in Oberhausen glücklicherweise schnell vom Tisch war: die Bürgerwehr. „Die Polizei ist gut ausgebildet. Bürger können uns nicht helfen“, sagte Möhring.