Oberhausen. Bobby-Joe Henderson wurde Opfer eines Überfalls. Er bemängelt, dass die Polizei seine Täter-Hinweise nicht verfolgt hätte. Die Beamten bestreiten das.
Der Mann hat ein traumatisches Erlebnis hinter sich: Er wurde niedergestochen. Der Oberhausener übt massive Kritik an der Polizei.
Es war der 21. Januar dieses Jahres. Bobby-Joe Henderson ging kurz zu einer Bude an der Friedenstraße, um sich Zigaretten-Blättchen zu holen. Dabei bemerkte er zwei Typen, denen er weiter keine Beachtung schenkte. „Ich bin dann zurück zu unserem Haus an der Friedenstraße 89 und habe die Haustür aufgeschlossen.“ Aus dem Augenwinkel sah er die beiden Männer, die jetzt in seine Richtung liefen. Im nächsten Moment spürte er einen Stich im Bauch, er wurde in den Hausflur gestoßen, erhielt einen Schlag ins Gesicht und bekam eine ordentliche Portion Pfefferspray ab. Die Täter schnappten sich seinen Schlüssel und liefen nach oben. So schildert es Henderson im Gespräch mit der Zeitung.
Schwägerin alarmierte die Polizei
„Ich konnte dann nichts mehr sehen, bekam kaum noch Luft.“ Erst als er sich an den Bauch fasste, bemerkte er, dass ein Messer in ihm steckte – 8,5 Zentimeter tief, wie später im Krankenhaus festgestellt wurde. „Ich habe so viel Panik bekommen, dass ich die Klinge rausgezogen habe“, sagt der Oberhausener. Dann sei er kurz ohnmächtig geworden. „Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meinem eigenen, warmen Blut und konnte nicht mal schreien.“ Er schaffte es noch, zu einer Leergutkiste zu robben und mit den Füßen immer wieder dagegen zu stoßen. Diesen Lärm hörte seine Schwägerin, die den Schwerverletzten fand und sofort Polizei und Rettungswagen alarmierte.
Während er medizinisch versorgt wurde, stellten ihm Polizisten bereits Fragen zu den Tätern. „Ich habe immer wieder gesagt, dass die noch im Haus sind“, erzählt er. Für ihn sei klar gewesen, dass die Polizei die Wohnung absucht. Aber das hätte sie nicht getan. Er glaubt, die Täter hätten in dem Mehrfamilienhaus einfach ausprobiert, wo der Schlüssel passt, und seien dann in seine Wohnung. „Hätten die Polizisten nachgesehen, dann hätten sie die Täter gehabt und wir wären nicht bestohlen worden.“
Keine Einbruchsspuren
Diese Anschuldigung weist die Polizei zurück. Auf den Hinweis des Opfers, dass sich die Täter noch im Haus befänden, „haben die Beamten den Keller- und Flurbereich untersucht“, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. „Die Überprüfung verlief negativ“. Die Wohnungen seien nicht abgesucht worden, „weil es keinen Hinweis gab, das sich die Täter dort aufhalten könnten“. Weil es zum Beispiel keine Einbruchsspuren an den Türen gab.
Dass die Täter den Schlüssel des Opfers gehabt hätten, sei den Beamten nicht bekannt gewesen. Wilming-Weber. „Die Beamten haben gefragt ,Ist Ihnen etwas geraubt worden’ und die Antwort war ,Nein, es fehlt nichts’.“ Dass der Schlüssel weg war, sei erst später festgestellt worden, „das konnten die Beamten nicht wissen“. Die Befragung des Schwerverletzten habe innerhalb von Sekunden stattgefunden. Als keine Täter gefunden wurden, „haben sich die Kollegen auf die Fahndungsmaßnahmen konzentriert“, erklärt der Polizeisprecher, auf Absperrung und Tatortsicherung. Zahlreiche Zivilbeamte und Streifenwagen seien im Einsatz gewesen.
Wohnung war verwüstet
Das Drama im Haus Nr. 89 ging damals weiter. Hendersons zukünftige Frau, die von der Arbeit kam, als er noch blutend im Flur lag, durfte zunächst nicht zu ihm. Sie habe einen Schock erlitten, sagt er. Später seien sie und seine Schwägerin – alle wohnen in dem Haus, auch die Schwiegermutter – ins Krankenhaus gefahren. Als seine Frau Stunden später nach Hause kam, war die Wohnung verwüstet. „Die Täter haben auch ein Sparschwein zerschlagen, das in einem kleinen Gehege gestanden hat, daraus haben sie 3500 Euro gestohlen.“ Das Geld hatten sie für ihre Hochzeit in diesem Jahr gespart. Die mussten sie nun verschieben. Zusätzlich zum Geld seien auch Tablets und Notebooks verschwunden.
„Die Räuber hatten sich im Eingangsbereich unserer Wohnung auf einem Sekretär sogar ein Brotmesser und eine Flasche als Waffen zurechtgelegt, falls jemand hochgekommen wäre.“ Ihn schaudert es bei dem Gedanken, seine Frau wäre nicht direkt mit ins Krankenhaus gefahren, sondern erst nach oben gegangen. Der Raubüberfall hat nicht nur bei dem Opfer, sondern bei der ganzen Familie Spuren hinterlassen. Die Angst ist nun allgegenwärtig. „Ich bin auch wütend, dass mir so etwas Schlimmes mitten am Tag in Oberhausen passiert ist.“ Und: „Sechs Polizisten waren da, keiner ist nach oben gegangen. Ich fühle mich als Bürger in keiner Weise von der Polizei beschützt.“