Oberhausen. Hunderte Fünftklässler haben beim Schulwechsel kein Seepferdchen. Weiterführende Schulen müssen auf Eigeninitiative Arbeitsgemeinschaften gründen

Viele Oberhausener Grundschüler können beim Wechsel in die weiterführenden Schulen nicht schwimmen. Das war nicht nur bei der diesjährigen Anmeldung der Viertklässler ein Problem, sondern auch schon in den vergangenen Jahren. „Bei uns starten in der Regel von rund 200 Schülerinnen und Schülern im fünften Jahrgang ein Drittel ohne Seepferdchen“, berichtet Carsten Kühn, Schulleiter an der Gesamtschule Osterfeld. Am Elsa-Brändström-Gymnasium konnten im vergangenen Jahr sogar 45 Prozent der Schüler nicht schwimmen. „Es besteht großer Nachholbedarf, es gibt zu wenige Schwimmmöglichkeiten“, sagt Brigitte Fontein, Schulleiterin des Elsa-Brändström-Gymnasiums.

Lehrer beklagen großen Missstand

Auch Stefan Schubert, Erprobungsstufenleiter am Bertha-von-Suttner-Gymnasium, beklagt einen großen Missstand: „Wir können nicht alles leisten, was eigentlich Aufgabe der Eltern und Grundschulen ist.“ Trotzdem wolle er den Grundschulen keinen Vorwurf machen, denn auch ihnen seien die Hände gebunden.

Zwar haben einige Grundschulen das Glück, wie die Grundschule Alsfeld, ein Lehrschwimmbecken nutzen zu können, das sich direkt vor der Haustür befindet. Doch andere Schüler, wie etwa die der Schwarze-Heide-Schule, müssen mit dem Bus anreisen. „Die An- und Abfahrt dauert oftmals eine Stunde, dazu kommt die Dusch- und Umziehzeit, dann bleiben noch 15 Minuten im Wasser“, beschreibt Stefan Schubert das Prozedere für einige Schulen.

Um Fünftklässlern das Schwimmen beizubringen, haben einige Schulen in Oberhausen, wie das Elsa-Brändström-Gymnasium, das Berta-von-Suttner-Gymnasium und die Gesamtschule Osterfeld auf Eigeninitiative Arbeitsgemeinschaften eingerichtet. Die Schulen finanzieren diese AG häufig aus dem Ganztagsbudget. „Wir haben auf das Problem reagiert und ein Instrument geschaffen, für das wir eigentlich nicht zuständig sind“, sagt Schubert. Trotzdem stehe im Vordergrund, dass Kinder schwimmen lernen.

Zu wenige Lehrschwimmbecken

Insgesamt sieben Lehrschwimmbecken stehen den 39 Schulen in Oberhausen zur Verfügung. Neben dem Unterricht der Schulklassen findet zusätzlich der öffentliche Betrieb in diesen Becken statt, weiß Susanne Amrehn, Schulleiterin der Steinbrinkschule. „Uns fehlen die Bahnen und wir wünschen uns mehr Schwimmzeiten. Wie soll sonst ein Kind schwimmen lernen?“, hinterfragt Amrehn das System. Zudem fehle Personal. Nur zwei Lehrer seien an ihrer Schule für den Schwimmunterricht ausgebildet.

Wenn dann noch die Initiative der Eltern fehlt, mit ihren Kindern ins Schwimmbad zu fahren, wie Lehrer sowie Vereine beklagen, bleibt alles an den Schulen und Vereinen hängen. Teilweise müssten die Lehrer auch noch mit den Eltern darüber streiten, ob die Kinder überhaupt am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen. „Wir haben jetzt festgelegt, dass Kinder, die nicht am Schwimmunterricht teilnehmen, keine Note bekommen“, schildert Stefan Schubert die Konsequenzen.

Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Eltern und Schulen

Bei den Vereinen macht sich das Problem dadurch bemerkbar, dass auch Acht-, Zehn- oder Zwölfjährige noch schwimmen lernen müssen, wie die Bezirksleiterin der DLRG Oberhausen, Andrea Brandt, weiß. „Wir sind am Rande unserer Möglichkeiten. Der Andrang in den Anfängerkursen ist sehr groß und kaum noch zu bewältigen“, fügt der DLRG-Ausbildungsleiter Dominik Kösters hinzu.

Vereine und Schulen sehen als Lösung des Problems die Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Eltern und Schulen. „Es wäre für alle Seiten gut, beispielsweise könnten Übungsleiter aus den Vereinen nachmittags die Kinder in der OGS unterrichten“, schlägt Axel Rosenke, erster Vorsitzender des Oberhausener SV, vor. Auch Thomas Wentzel, Sportlehrer am Elsa-Brändström-Gymnasium, setzt darauf, dass Vereine und Schulen in Zukunft kooperieren werden.