Oberhausen. Das Oberhausener Elsa-Brändström-Gymnasium hat sich für den Deutschen Schulpreis beworben. Mit 17 Schulen ist es im Rennen. Jetzt war die Jury da.

Fremden Besuchern einen Generalschlüssel von der eigenen Schule in die Hand zu drücken, damit die auf eigene Faust in alle Ecken und Räume gucken können – das ist nicht einfach. Brigitte Fontein, Direktorin des Elsa-Brändström-Gymnasiums, und ihr Kollegium haben sich an zwei Tagen in dieser Woche den prüfenden Blicken der Jury des Deutschen Schulpreises ausgesetzt.

„Schulen, die sich für diesen Preis bewerben, sind sehr mutig“, sagt Rainer Schweppe, einer der Juroren, „sie müssen die Hosen runterlassen. Die Offenheit dieser Schulen kann man wirklich nur bewundern.“ Schweppe und seine Kollegen haben also am vergangenen Mittwoch und Donnerstag alles getan, um die Situation am Elsa-Brändström-Gymnasium kennen zu lernen. Sie haben zwar höflich angeklopft, aber sind dann einfach in den Unterricht in verschiedenen Stufen gegangen, mehrmals und nach eigenen Wünschen ausgewählt. Sie haben mit Lehrern, Eltern und Schülern gesprochen.

Viel Lob für das Oberhausener Gymnasium

„Ich weiß, was es heißt, gute Schule zu machen und ich weiß, wie anstrengend das ist“, sagt Jury-Mitglied Angelika Wolters. Sie und ihre drei Jurykollegen kommen aus der Bildungsforschung, der Schulpraxis, der Schulverwaltung, sie kommen aus München, Magdeburg, Stockholm oder Jena. Die Experten klopfen das „Elsa“ nach sechs Qualitätskriterien ab: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution.

Am Ende der beiden Tage sagen die Juroren zwar nichts Genaues – noch sind nicht alle 17 Schulen besucht und die Entscheidung gefunden –, aber viel Lob gibt es trotzdem schon für das Oberhausener Gymnasium. „Es ist auffällig, wie offen die Schüler hier sind und wie natürlich sie die Verschiedenheit leben“, sagt Juror Gerhard Eikenbusch. Jury-Mitglied Wolfgang Beutel bemerkt positiv, dass die Schüler am „Elsa“ lernten, Verantwortung zu übernehmen, sich selbst zu organisieren. Angelika Wolters lobt die „Wertschätzungskultur“, das große Engagement der Eltern.

Die Aufgabe der Inklusion

Dass das „Elsa“ als Gymnasium einerseits den Montessori-Ansatz verfolge und sich darüber hinaus noch der Aufgabe der Inklusion stelle, mache die Schule zu etwas Besonderem, findet Rainer Schweppe. Trotzdem oder gerade deswegen werde Leistung gebracht. 30 Prozent der Schüler schafften mit einem Notenschnitt von 2,0 das Abitur. Der Stadtschulrat von München spricht die schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen an, unter denen die Oberhausener Schule arbeiten muss. „Eine Sanierung täte gut“, die technische Ausstattung sei ausbaufähig, und eine Ganztagsschule mit einer Mensa, die sich nicht auf dem Schulgelände befindet, sei auch problematisch.

Auch wenn die Schulen, die für den Schulpreis in den Blick genommen werden, unter verschiedenen Voraussetzungen arbeiten müssten, sei ein Vergleich möglich, meint Wolfgang Beutel: „Das beachten wir.“ Der Juror ist sich zudem sicher, dass die Schulen für die Visitation keine Inszenierung vorspielen könnten, „das würden wir merken“.

Nun heißt es also Warten. Aber dass das „Elsa“ überhaupt in die engere Wahl gekommen ist, sei schon eine große Auszeichnung, motiviert Sebastian Fiesel von der Deutschen Schulakademie, die den Preis organisiert, die Schulgemeinde.

100.000 Euro winken dem Preisträger

Seit 2006 vergibt die Robert-Bosch-Stiftung zusammen mit der Heidehof-Stiftung den Deutschen Schulpreis. 100.000 Euro erhält die Schule, die den Hauptpreis zuerkannt bekommt. Daneben gibt es fünf weitere mit jeweils 25.000 Euro dotierte Preise. 2016 haben sich 80 Schulen in Deutschland (14 aus NRW) für den Schulpreis beworben. 17 Schulen sind zur näheren Begutachtung ausgewählt worden.

Ende März wird die Jury die 15 nominierten Schulen bekannt geben, die zur Preisverleihung am 8. Juni in Berlin eingeladen sind. Erst dort erfahren die Schulen, ob sie einen der Preise erhalten.