Oberhausen. Tränen fließen bei der letzten Prunksitzung der 1.KG Narrenzunft im Ebertbad. Der Verein löst sich nach 30 Jahren auf. „Wir gehen mit erhobenem Haupt!“
Das letzte Helau erklingt in Moll: Nach 30 Jahren feierte die 1. KG Narrenzunft am Samstagabend ihre letzte Prunksitzung. Knapp 300 Narren nahmen im zu drei Viertel gefüllten Ebertbad Abschied mit dem wehmütigen Motto: „30 Jahre sind genug, manchmal Segen oftmals Fluch. Für uns ist dies die letzte Fahrt, danke, dass ihr bei uns wart.“
Der Karnevalsverein, der aus einer Zusammenarbeit mit dem Bahnsozialwerk (BSW) hervorging, hatte zum 31. März 2016 seine Auflösung angekündigt (wir berichteten). Der Grund: Die Zahl der Aktiven war zuletzt von 150 auf 30 Mitglieder stark zurückgegangen. Nach vereinsinternen Unstimmigkeiten schloss sich der überwiegende Teil der Senatoren der heutigen Senatorengemeinschaft „Die Bernhardiner“ an. Der Großteil der Tanzgarde wechselte zur KG Weiß-Grün Hoag.
Oliver Gorzewski präsidierte am Samstag ein letztes Mal: Der letzte Narrenexpress, an dessen Logo ein „For Sale“-Schild (heißt: zum Ausverkauf) klebte, fuhr mit mancher Träne. Vor allem als Senatspräsident Volker Reese und Schatzmeisterin Gabriele Fiedler sich bei den verbliebenen Mädchen der Tanzgarde bedankten: „Wir gehen mit erhobenem Haupt!“
Gorzewski, der 16 Jahre lang das Präsidenten-Amt der Narrenzunft innehatte, erinnerte an seinen Vorgänger Joachim Fiedler, 1985 Stadtprinz Achim I., der als Erfinder des Prinzen-Express, des Narren-Express und des noch bis heute gepflegten alljährlichen Sturms auf die Burg Vondern gilt. Etwas, so Präsident Gorzewski, das den Abschied nicht einfacher mache: „Die gesamte Entwicklung ist ein schleichender Prozess. Ohne aktive Mitglieder kann eine aufwendige Vereinsarbeit nicht geleistet werden.“
Bei den Karnevalsumzügen dabei
Trotz der Schwierigkeiten zeigte die Narrenzunft bei ihrer Prunksitzung eine letzte Männershow und kündigte an, bei den Karnevalsumzügen noch einmal mit einem Karnevalswagen teilzunehmen.
KarnevalStadtprinz Thomas I. hatte schon vor dem letzten Narrenexpress die anstehende Auflösung einer „etablierten Gesellschaft“ bedauert und für mehr Zusammenhalt im Karneval geworben.
Zur finalen Station des Narrenexpress im Ebertbad holte sich die Narrenzunft viel Varieté und Redner ins Haus, deren Programm trotz der Wehmut zündete: Vor allem „Et Zweijestirn“ zeigte sich mit politischen und gesellschaftlichen Liedern gut aufgelegt. Sie sangen ein Lied zur Fußball-EM, das sich fröhlich-fies als Schlager-Parodie an die Nachbarn in Holland richtete: „Nulpen aus Amsterdam!“