Oberhausen. . Nachdem sich die Oberhausener Hells Angels für kurze Zeit an der Friedrich-Karl-Straße trafen, planen sie jetzt, zur Marktstraße 5 umzuziehen.

Eisig und grau ist der Morgen. Auf der großen Baustelle Rechterhand der unteren Marktstraße wird dennoch gearbeitet. Das neue Arbeitsamt, das hinter dem Bauzaun entsteht, liefert womöglich in doppelter Hinsicht ein Stück Hoffnung für diesen nicht ganz so hübschen Teil der Einkaufszone, in dem sich jetzt auch noch die Hells Angels ansiedeln wollen. Hier ist die Zahl der Fußgänger überschaubar, hier gehen gerade drei Männer ihrem speziellen Job nach. Zwei von ihnen drücken dem Dritten einen kleinen braunen Klumpen in die Hand. Drogenhandel live.

Aktivitäten der Rocker

In dieser Ecke der Stadt, an der Marktstraße 5, planen die Oberhausener Hells Angels des Charters Hellgate Räume zu ihrem Clubhaus umfunktionieren, heißt es. Man habe dort verstärkt Aktivitäten der Rocker bemerkt. Die Mitglieder des Outlaw-Motorcycle-Clubs hatten sich zuvor für kurze Zeit an der Friedrich-Karl-Straße niedergelassen. Der Eigentümer des Hauses dort erklärte, er habe die Räume an Kosovaren vermietet und nichts von Hells Angels gewusst. Als er von ihnen erfahren habe, habe er das Mietverhältnis nicht verlängert.

Die Rocker werden vom Landeskriminalamt der organisierten Kriminalität zugeordnet. An der Friedrich-Karl-Straße hatten die Höllenengel zudem die Anwohner genervt. Sie waren ihnen zu laut, zu martialisch. Einer jungen Mutter sind die Höllenengel auch schon in ihrem neuen Domizil an der Marktstraße aufgefallen. „Einige von ihnen stehen abends immer aufgereiht wie Bodyguards vor dem Gebäude“, sagt die Frau. Die anderen telefonierten sehr nervös. Sie machten ihr Angst. Dabei sei so schon alles schlimm genug. „Es reicht, wenn ich nachts nur das Fenster öffne.“ Dann würde sie von Passanten als deutsche Schlampe beschimpft. Auf dem Altmarkt würde sie von Afrikanern angesprochen, die sie auf nette Art anbaggerten. Einmal, als sie mit ihren Hunden spazieren war, griffen sie zehn junge Deutsche an. Die hatten rechtsextreme Parolen drauf , bespuckten ihre Tiere und bewarfen sie mit Pommes.

„Diese Angst muss ausgeräumt werden“

Vieles sei nur eklig. „Die Leute koten vor unseren Garagen und beschmieren mit dem Dreck die Wände: Sie habe Angst, abends rauszugehen. „Diese Angst muss ausgeräumt werden“, fordert sie. Als eine Maßnahme könnte sich die Oberhausenerin einen Bürger-Dialog vorstellen.

Ein Geschäftsmann an der Straße hat sich noch nie bedroht gefühlt. Auch nicht durch die Trinker, die sich jetzt wieder an der Herz-Jesu-Kirche aufhalten, aber auch schon vor seinem Geschäft saßen. Zwei Geschäfte neben seinem stehen leer. „Sie werden umgebaut“, sagt der Mann.

Überhaupt gibt es an der Marktstraße viele Leerstände. Dafür eine Spielhalle, ein Wettgeschäft. Ein Wohnhaus, von dem die Mitarbeiterin einer sozialen Einrichtung sagt: „Dort wohnen Menschen, die durch alle sozialen Systeme gefallen sind.“ Es gebe viel Gewalt im Haus. Tagsüber findet die Frau die Ecke in der Nähe des Rotlichtviertels nur schmuddelig. „Angst habe ich hier nicht“, sagt sie. Toll findet sie, wie multi-kulti es an der unteren Markstraße zugeht und die Obst- und Gemüsegeschäfte. Abends gefällt es ihr dort aber nicht mehr. Im Dunkeln sei es unheimlich. „Von uns parken alle an der Linsingenstraße, da müssen wir jetzt auch an den Rockern vorbei.“

Wenn das Parkhaus am Ende der Straße geöffnet wird und das neue Arbeitsamt fertig ist, könnte sich die Oberhausenerin eine Verbesserung der Situation auf dem gesamten Straßenstück vorstellen.

Update 1. März 2016: Im Vorspann einer früheren Version dieses Textes wurde der Umzug bereits als vollzogen beschrieben. Den Artikel haben wir an dieser Stelle inzwischen korrigert.