Oberhausen. . Grüne Wellen funktionieren selten und Kreisverkehre lösen nicht jedes Problem. Bürger konfrontieren Experten beim WAZ/VHS-Stadtgespräch mit ihren Ärgernissen.

Sind Busse zu voll, Radwege zugeparkt, viele Straßen Buckelpisten? Gibt’s ständig Staus, werden Autofahrer immer rücksichtsloser und haben Fußgänger überhaupt noch Rechte? Die Oberhausener Verkehrssituation war Thema beim Stadtgespräch, veranstaltet von VHS, Arbeit und Leben sowie der WAZ. Verantwortliche standen Bürgern im Bert-Brecht-Haus Rede und Antwort. Das Forum, vom Leiter der Oberhausener WAZ-Redaktion Peter Szymaniak moderiert, war sehr gut besucht.

„Jeder hat’s immer eilig“

Mit typischen Kernaussagen kann man das Podium vorstellen: „Radfahrer gehören auf die Straße, denn wer sich sieht, fährt sich nicht um“, ist Burkhard Schmidt, Sprecher des Fahrradverbandes ADFC, überzeugt. Jürgen Fix, Direktionsleiter Verkehr im Polizeipräsidium, bemerkt: „Jeder hat’s immer eilig, und es wird von der Polizei immer zu viel oder zu wenig kontrolliert. Wenn Sie etwas stört, ist’s zu wenig, wenn wir Sie erwischen, zu viel.“

Michael Heinze, im NRW-Verkehrsministerium für Straßenbau zuständig, fährt durchs ganze Land und bemerkt beim Straßenzustand, ob er sich in einer armen oder reichen Kommune befindet – die Ungleichheiten in NRW sind enorm. „Wir müssen einen Modus finden, der garantiert, dass ärmere Städte finanziell besser unterstützt werden“, meint er.

Sabine Janclas, Leiterin der konzeptionellen Verkehrsplanung der Stadt, beteuert nach Kritik einer Leserin, Auto- und Radfahrer würden gegenüber Fußgängern bevorzugt: „Wir haben auch Bereiche, wo der Fußgänger bevorrechtigt ist. Es hängt von der Situation und der Örtlichkeit ab. Verkehrsplanung ist ein hochkomplexer Prozess.“ Und Stoag-Geschäftsführer Peter Klunk entgegnet der Ansicht, der Bus-Service der Stoag habe sich durch zu große Einsparungen zu sehr verschlechtert: „Wir haben im Vergleich zu anderen Städten immer noch ein gutes Angebot.“

Diskussion über fehlende grüne Wellen

Die Diskussion bewies: Fragen, die den Bürgern auf den Nägeln brennen, betreffen vorwiegend persönliche Ärgernisse. So nannte Werner Joppek einen speziellen Radweg, der von Autofahrern zugeparkt werde – besonders während des Weihnachtsbaum-Verkaufs. Polizisten, von ihm darauf hingewiesen, hätten gesagt, daran könnten sie nichts ändern. „Das sollte so nicht sein“, antwortete Fix. Er wies auf die Möglichkeit hin, dass man sich beim Dienstgruppenleiter der Polizei beschweren könne.

Helmut Schaumlöffel sieht nicht ein, warum auf der Buschhausener Straße Tempo 50 vorgeschrieben ist, „auch dort, wo kein einziges Haus steht“. Zudem beklagte er, dass Autofahrer auf Durchgangsstraßen ständig an roten Ampeln stünden. Dies löste eine hitzige Diskussion über fehlende grüne Wellen auf Hauptstraßen aus. Während Radler sich darüber freuen (Schmidt), profitiert die Stoag von Ampelschaltungen, die Bahn und Bussen Vorfahrt garantieren (Klunk). Einfach sei es nicht, eine grüne Welle zu schaffen: „Da braucht nur ein Notfall zu passieren oder es ist gerade zu viel oder zu wenig Verkehr.“ Selbst Heinze gab zu, dass es besser oder schlechter geplante grüne Wellen gebe und brachte einen Düsseldorfer „Lichtsignalpapst“ ins Spiel, der die Koordination gut beherrsche. Ein Zwischenrufer: „Abwerben!“

Mehr Polizei-Einsätze gefordert

Mehr Kreisverkehre schlug Burkhard Fengler vor. „Es ist auffällig, dass man hier zu viel steht. In Mülheim ist es besser.“ Heinze antwortete, dass Kreisel nicht immer die beste Lösung seien. „Zweispurig kreiseln können die Deutschen nicht. Das führt zu Unfällen.“

„Ich vermisse Sie auf den Straßen.“ Mehr Polizei-Einsätze forderte nicht nur Renate Lütte und unterstrich das, wie auch andere Diskussions-Teilnehmer, indem sie eine spezielle Situation schilderte: Immer wieder parkten Lkw vor einem Autohaus, bremsten den Verkehr aus, anstatt auf den Hof der Firma zu fahren. „Aus meiner Sicht ist das eine Verkehrsgefährdung. Ich fordere entsprechende Strafen.“

Für die Polizei, die ohnehin nicht überall sein könne, sei das schwierig, antwortete Jürgen Fix. Der Leiter der Direktion Verkehr im Präsidium wies darauf hin, dass Firmen ihre Fahrer ständig wechselten und dass es den Beamten, wenn sie Strafzettel ausstellten, nicht einmal erlaubt sei, Namen zu notieren. Möglich, dass hier auch mal das polizeilose Vorgehen, das Michael Heinze ins Spiel brachte, funktioniert: Den Lkw-Fahrer einfach mal ansprechen oder ihm einen Hinweis-Zettel unter den Wischer schieben.