Oberhausen. . Netzwerker wollen Jugendliche fürs Engagement in Vereinen und Co. begeistern.Die Idee: Unterrichtseinheiten, die Schüler direkt ansprechen.

Sie verteilen Lebensmittel an Bedürftige bei der Tafel, trainieren Bambinis im Fußballverein oder helfen bei der Freiwilligen Feuerwehr Menschen in der Not: „Ohne ehrenamtliches Engagement würde in unserer Stadt vieles nicht funktionieren“, ist Britta Costecki vom städtischen Büro für Chancengleichheit überzeugt. Um auch junge Mitbürger dafür zu begeistern, sich in Vereinen, Initiativen oder sonstigen Gruppen einzubringen, möchte das Netzwerk „Bürgerschaftliches Engagement Oberhausen“ (beo) nun „Schule machen“ – indem sie Ehrenamt zum Teil des Unterrichts machen.

Ungenutztes Potenzial

„Es gibt Untersuchungen, wonach junge Menschen, die sich schon früh ehrenamtlich engagiert haben, dies auch später im Leben weiter machen“, sagt Natalie Rudi, Geschäftsführerin der Oberhausener Aidshilfe. Und es gebe ja bereits heute einen großen Anteil junger Oberhausener, die im Ehrenamt aktiv sind. „35 Prozent der Jugendlichen sind bereits engagiert. Weitere 49 Prozent können sich die Übernahme eines Ehrenamts vorstellen“, zitiert Costecki die Ergebnisse einer bundesweiten Studie. Es gehe vor allem darum, dieses bislang ungenutzte Potenzial abzuschöpfen.

Über das Büro für Chancengleichheit

Schulen, die in Kontakt mit dem Netzwerk treten möchten und an einer Unterrichtseinheit zum Thema Ehrenamt interessiert sind, können sich an das städtische Büro für Chancengleichheit wenden.

Unter der Telefonnummer 0208 / 825-8111 und per E-Mail ehrenamt@oberhausen.de wird die Anfrage entgegengenommen. Zusätzlich werden Flyer an die Schulen in Oberhausen mit den relevanten Informationen verteilt.

Und da kommt die Idee ins Spiel, Angebote an die Schulen zu bringen. „Wir wurden bereits öfter von Schulen angefragt. Einzelne Angebote gab es bereits in der Vergangenheit“, berichtet Peter Jötten vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Nun wolle man dies jedoch auf breitere Füße stellen. „Im Netzwerk haben wir uns einige Gedanken gemacht.“ Workshops, Unterrichtsstunden, Projektwochen, Arbeitsgemeinschaften: Einen ganzen Blumenstrauß an möglichen Aktionen haben sich die Ehrenamtler des Netzwerkes überlegt. „Eigentlich für jedes denkbare Fach gibt es Möglichkeiten mit dem Ehrenamt anzudocken“, so Costecki.

Aidshilfe bietet Unterrichtseinheit an

So bietet die Aidshilfe eine Unterrichtseinheit an. Darin kann es etwa um Verhütung gehen, zudem könnte über Geschlechterrollen gesprochen und über Übertragungswege von HIV aufgeklärt werden. „Diese Themen sind vielleicht für einen Lehrer schwierig, wenn er jeden Tag mit den Schülern zusammenarbeitet“, meint Rudi. „Da kann man gerne auch uns um Unterstützung bitten.“

Eine andere Idee sieht vor, sich mit dem Thema Armut zu beschäftigen. Dabei können kleine Schülergruppen einen Tag lang in der Oberhausener Tafel aushelfen – das Essen für die Bedürftigen sortieren und aufbereiten, beim Verteilen helfen. „Im Anschluss wird dann über Themen wie Hartz IV oder Altersarmut geredet, damit die Schüler verstehen, warum manche Menschen auf Hilfe angewiesen sind“, erklärt Costecki.

„Viele junge Menschen engagieren sich heutzutage vor allem zeit- und projektbezogen im Ehrenamt“, sieht Jötten eine Veränderung ehrenamtlichen Einsatzes. „Wer jedoch einmal angefangen hat, der bleibt auch dabei hängen.“