Oberhausen. . Die Oberhausenerin Nadine Zirngibl züchtet bereits seit vielen Jahren Farbratten. Die klugen Tiere können alles lernen, was auch Hunde können.

Oh Mann. Was für ein Gewusel. Und mittendrin dieser alte Herr. Er kommt sofort zu mir. Reckt die kleine rosa Nase zu den Fingern, die ihm hingehalten werden. Schnurrhaare zittern. „Er muss jeden begrüßen“, sagt Nadine Zirngibl. Der weiße Rattenmann mit seinen dunklen Flecken im Fell hat den abgedrehten Namen Checkpoint Muh und ist schon zweieinhalb Jahre alt. Ein stolzes Alter für seine Art.

Würfe mit bis zu 17 Welpen

Nadine Zirngibl züchtet seit etlichen Jahren Farbratten. Unterm Dach des Hauses, in dem sie wohnt, hat sie extra einen Raum abgeteilt, in dem der Käfig für die Tiere steht. Auf jeweils mehreren Etagen residieren hier oben die Weibchen und unten die Männchen. Gerade haben die haarigen Herren der Schöpfung Auslauf. Zusammen mit den Mädels dürfen sie nicht raus. Das gebe ein Desaster. „Ratten bekommen im Schnitt zehn Welpen, ich hatte auch schon Würfe mit 17“, erklärt Nadine Zirngibl.

Außerdem machen die Jungs schon Quatsch genug. Alter schützt vor Torheit nicht denken sich wohl Checkpoint Muh und ein in etwa gleichaltriger brauner Herr. Sie sitzen auf der Tasche des Besuchs, und Checkpoint Muh versucht gerade, sich durch den Stoff zu nagen. In der Tasche sind nämlich Brote. Und Ratten riechen sehr gut.

Rattenzucht.jpg
© Fabian Strauch / FUNKE FotoServices

Ansonsten ist das ein Gerenne und ein Gekletter. Und Menschen sind ja so spannend. Spannend findet Nadine Zirngibl auch ihre Farbratten, die sie züchtet und an verantwortungsvolle Halter verkauft. Sie war 15 Jahre alt, als sie zum ersten Mal in einer Zoohandlung eine Ratte sah. „Ich habe mich sofort in sie verliebt“, sagt sie.

Sie lernen schnell

Es gibt sehr viele Gründe, die Tiere zu mögen. „Sie sind clever“, weiß die Osterfelderin. Sie könnten fast alles, was Hunde auch können. Apportieren, Kunststücke lernen, Intelligenzspielzeuge nutzen. „Sie sind treu“, listet Zirngibl einen weiteren Punkt auf. Die meisten würden nicht freiwillig mit einem Besucher mitgehen. Außerdem sei ihr Sozialverhalten faszinierend. Die unkastrierten Männchen und auch die Weibchen vertrügen sich alle untereinander. Es gebe aber eine Hierarchie. „Es gibt zwei bis drei Chefs bei den Männchen, die sich um Probleme kümmern, wenn sich zum Beispiel die Jungspunte aufspielen wollen.“

Als Haustiere seien Ratten deshalb so beliebt, weil sie den Kontakt zu ihren Besitzern suchten. Sie forderten ihn richtig. „Ratten sind leicht zu erziehen“, erzählt Nadine Zirngibl. Dann blickt sie auf das Gewusel und erklärt: „Wenn Leute kommen, die Ratten partout nicht mögen, dann ist hier keine Ratte zu sehen.“ Andererseits, wenn Leute als Begleitung von einem Kaufinteressenten mitkämen und sagten, ich mag keine Ratten, „haben sie meist schnell doch eine Ratte auf dem Schoß“. Kein Wunder, bei dem Charme allein eines Checkpoint Muh.

Seit über 20 Jahren hält Nadine Zirngibl nun schon Ratten, seit 2008 züchtet sie sie. Dabei achtet sie darauf, dass die Tiere charakterlich und farblich, überhaupt genetisch gut zusammen passen. Auch gesunde Tiere sind ihr wichtig.

Im Rudel lebt es sich gut

Zu züchten sei einfach spannend. Zu sehen, was bei den Verpaarungen herauskäme und wie die Tiere aufwüchsen. Manche der Großen tragen das Gen von Zwergratten in sich. „Auch so eine Überraschung“, sagt die Züchterin über einige Minis, die durch den Käfig huschen. Sie züchtet sie hin und wieder auch, aber im Moment nicht.

Jungtiere gibt sie frühestens mit fünf Wochen ab. „Es muss gesichert sein, dass sie in einem Rudel leben“, nennt die Oberhausenerin eine Voraussetzung. Das sind mindestens drei, besser vier Tiere. Sie brauchten einen Käfig, in dem sie rennen und klettern können, am besten 140x60x100 mit mehreren Etagen. Zu essen gibt es bei Nadine Zirngibl für die Tiere eine gesunde selbst gemixte Körnermischung. Gemüse, Obst und Leckerchen. An so einem Leckerchen knuspert gerade Checkpoint Muh, nachdem das mit der Tasche nicht so wirklich funktioniert hat.

Die Tiere kosten zwischen 16,50 und 18 Euro. Kontakt gibt es unter http://rattenzucht-nrw.de.