Oberhausen. Alt-OB Klaus Wehling brachte Gründung eines Solidarfonds auf den Weg. EVO verzichtete auf Weihnachtsgeschenke. Weitere Oberhausener machen mit.
Schnelle und unbürokratische Hilfe für Menschen, die in dieser Stadt Zuflucht suchen: Mit dieser Idee im Hinterkopf haben Alt-Oberbürgermeister Klaus Wehling und fünf weitere Oberhausener einen Solidarfonds aufgelegt, mit dem Flüchtlinge unkompliziert unterstützt werden sollen. „Wenn etwa Kinder in den Unterkünften bei diesem Wetter nur Badelatschen, aber kein festes Schuhwerk haben, werden wir aktiv“, berichtet Jochen Kamps. Der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Oberhausen ist in verwaltender Rolle tätig. Bei einer Lesung in der kommenden Woche, bei der die Vorsitzende des Bundes-Roma-Verbandes, Nizaqete Bislimi, aus ihrem Leben berichtet (siehe Box), wird der Fonds der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
„Durch die Wand“
Nizaqete Bislimi liest am Dienstag, 12. Januar, 19 Uhr, im Café Klatsch, Elsässer Straße 17, aus ihrem Buch „Durch die Wand“. Bislimi, im Kosovo geboren, lebte in den 1990er Jahren in Oberhausen – zunächst in der Flüchtlingsunterkunft an der Gabelstraße. Nach ihrem Abitur studierte sie Jura. Der Eintritt ist frei, Spenden erwünscht.
Kontaktdaten für die Unterstützung des Fonds: 0208 / 8500075 oder E-Mail servicezentrum@awo-oberhausen.de
„Wenn mir in meiner Amtszeit etwas am Herzen gelegen hat, dann waren es soziale Projekte“, erklärt Klaus Wehling. Der Mittagstisch in der Innenstadt oder die Begleitung Älterer sind da nur zwei Beispiele. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit möchte Wehling jedoch aktiv sein, in seiner Rolle als Alt-Oberbürgermeister. „Und da war die Frage, wie kann man Flüchtlinge unterstützen?“
Mit Sparkassenvorstand Bernhard Uppenkamp, dem EVO-Vorstand Bernd Homberg, DRK-Geschäftsführer Johann Härtling sowie mit Superintendent Joachim Deterding und Stadtdechant Peter Fabritz konnte Wehling schnell bekannte Oberhausener von seiner Idee überzeugen. Jochen Kamps erklärte sich bereit, die Verwaltung zu übernehmen. „Es gibt relativ viele Finanzmittel, die potenziell für Flüchtlinge abgerufen werden könnten“, führt Kamps aus. Doch brauche es dafür Anträge, was wiederum Zeit koste, so Kamps. „Darum geht es uns um solidarische und unbürokratische Hilfe.“
Keine Konkurrenz zu anderen Initiativen
Die Energieversorgung Oberhausen AG (EVO) etwa hat darauf verzichtet, Weihnachtsgeschenke zu kaufen – das Geld wurde an den Fonds überwiesen. Auch Klaus Wehling brachte bereits Geldmittel ein. „Wir sind über jeden weiteren Mitbürger froh, der uns unterstützt“, wirbt Kamps für weiteres Engagement in der Stadt.
Der Awo-Chef sieht dieses Projekt nicht als Konkurrenz zu anderen Initiativen. „Wir wollen niemandem das Wasser abgraben, sondern vielmehr zusammen mit anderen Partnern arbeiten.“ Darum gebe es über Johann Härtling und ihn selbst auch einen engen Kontakt zur Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände.
Zum Einsatz kam der Fonds bereits Ende 2015. Awo-Mitarbeitern war in der Hauptschule Lirich aufgefallen, dass Flüchtlingskinder nur in Badelatschen herumliefen. „Da haben wir sofort Winterschuhe für sie gekauft.“