Oberhausen. . Der Oberhausener Liedermacher Theo Behle trauert um seinen Freund Achim Mentzel: Wenige Tage vor dem plötzlichen Tod des Entertainers produzierten sie die letzten Songs.
Theo Behle atmet durch. „Als das Telefon klingelte, ist mir fast der Hörer aus der Hand gefallen“, sagt der 78 Jahre alte Musiker und Produzent aus Oberhausen. Als die Nachrichten am Montagabend den Tod des Entertainers und Schlagersängers Achim Mentzel (69) vermeldeten, hatte sich Behle längst lange mit seinem Essener Musiker-Kollegen Peter Schnell unterhalten. „Wir sind am Boden zerstört.“ In den vergangenen Tagen hatten Behle, Schnell und Mentzel intensiv an vier neuen Songs gearbeitet.
Selbstironie in einer selbstverliebten Szene
Mentzel war keine Goldkehle und kein Schlager-Schönling. Aber in einer selbstverliebten Branche mit dem herausragenden Talent gesegnet, hemmungslos über sich selbst lachen zu können. Parodist Oliver Kalkofe nannte ihn einst eine Mischung aus „Tony Marshall, dem Yeti und einem überfahrenen Hamster“ — beide wurden Freunde. Als er vor eineinhalb Jahren im Spionagemuseum in der Neuen Mitte in Oberhausen sang, sagte er über böse Scherze: „Wenn andere ihre Anwälte angerufen haben, war ich doch noch beschäftigt, mich vor Lachen zu kugeln.“
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Sangeskollegen wie Florian Silbereisen und Kim Fisher verabschiedeten sich auf ihren Facebook-Seiten vom pfundigen Gute-Laune-Sänger. Der Tod des 69-Jährigen überraschte alle. „Wir haben doch noch am Sonntag mit Achim gesprochen“, sagt Theo Behle. Die neuen Aufnahmen waren gerade erst eingespielt. „Da ging es nur noch um Kleinigkeiten.“ Mentzel reiste häufig nach Oberhausen. Erst Ende Dezember war er in der Stadt. „Er kam direkt aus Cottbus und wohnte hier im Hotel.“ Zum Tüfteln, zum Quatschen.
Mentzel reiste oft von Cottbus nach Oberhausen
„Wenn Achim ins Studio kam, ging immer die Sonne auf“, erinnert sich Behle. „Er hatte wirklich immer gute Laune.“ Beide Musiker fuhren häufig in das Studio von Peter Schnell nach Essen-Kettwig. Kurz vor Weihnachten besuchte das Trio eine Wohltätigkeitsgala von Komiker Matze Knop in Düsseldorf. „Er wurde überall angesprochen, war bei allen beliebt und erhielt immer viele Anfragen“, berichtet Behle über den einstigen Moderator der Sendung „Achims Hitparade“ im Mitteldeutschen Rundfunk.
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Achim Mentzels letztes Lied war ein Song zur anstehenden Europameisterschaft. Mit dem Titel „Fußball und wir“ wollten Behle, Schnell und Mentzel ein Fußball-Lied für die Zielgruppe 60 plus aufnehmen. „Songs für Junge gibt es viele, aber wer singt eigentlich noch über die Gefühle der Älteren?“ Damit brachte Behle die ostdeutsche Stimmungskanone vor knapp zwei Jahren auf seine Seite. Behle: „Er sagte zu mir: Theo, deine Songs sing’ ich immer!“ Mentzel wirkte auf Behle immer topfit, hatte Energie. „Er hat sich bei uns umgezogen und in zwei Stunden locker vier Songs eingesungen. Er war immer ganz Profi.“
Songs für die Zielgruppe 60 plus komponiert
Anfang 2015 brachten Behle und Mentzel bereits die Maxi-CD „Ü 60 - Wir sind gerne über 60“ heraus. Mentzel bot die CDs bei seinen Konzerten an. „Die 500 CDs waren nach wenigen Wochen ausverkauft.“
Was mit den vier neu eingespielten Songs passiert, daran möchte Theo Behle momentan nicht denken. „Wir haben einige Tränen verdrückt. Achim Mentzel war für uns nicht nur ein Stimmungsmacher, sondern ein echter Kumpel.“
Achim Mentzel Live