Oberhausen. . Jobcenter und ZAQ helfen Alleinerziehenden auf ihrem Weg ins Berufsleben. Selbstwertgefühl steigern, Talente erkennen, Isolation durchbrechen.

So unterschiedlich die Biographien der Frauen auch sind, vier Dinge haben sie gemeinsam: Sie sind alleinerziehend, sie beziehen Hartz IV, sie wollen raus aus der damit verbundenen Isolation und sie möchten beruflich wieder auf eigenen Beinen stehen. Das Projekt „Heranführung Alleinerziehender“ des Jobcenters Oberhausen unterstützt sie dabei.

Stärken wiederentdecken

Gabi Coll, Corinna Busch, Nicole Geiler und Yvonne Gent (einige Namen sind von der Redaktion geändert) stehen in der Werkstatt des Zentrums für Ausbildung und Qualifikation (ZAQ) an der Mülheimer Straße. Sie machen Holzarbeiten, sägen, feilen, malen. Die Ausbildung handwerklicher Fähigkeiten ist allerdings nicht das oberste Ziel des Projekts. Es geht vielmehr darum, den Frauen aus ihrer Isolation herauszuhelfen, sie sollen ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten (wieder-)entdecken, sie haben feste Arbeitszeiten, sie lernen Menschen kennen, denen es ebenso geht. „Diese Orientierung ist der elementare Schritt, um später die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch zu verwirklichen“, sagt Marion Passmann, verantwortliche Pädagogin des Projekts.

Die Werkstattarbeit wirkt auch in die jeweiligen Familien hinein. „Man fühlt sich als Mutter ganz anders, wenn man den Kindern sagen kann, ,So, ich gehe jetzt zur Arbeit’“, erzählt beispielsweise Nicole Geiler. „Das steigert das eigene Selbstwertgefühl. Bei den Kindern kommt das gut an. Sie helfen mir jetzt auch mehr bei den Arbeiten zu Hause“, freut sich die dreifache Mutter.

Die gelernte Glas- und Gebäudereinigerin konnte aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf nicht mehr ausüben. Ihre Teilnahme am Projekt ist bald beendet. Möglichst schnell will sie zurück ins Berufsleben. Dasselbe Ziel haben auch Gabi Coll (36), die in der Werkstatt ihre kreativen Fähigkeiten entdeckte und sie in einem Beruf umsetzen möchte, und Yvonne Gent. Die 34-Jährige möchte demnächst eine Qualifizierung im pflegerischen Bereich machen.

Kurze Eingewöhnungsphase

„Am Anfang war es schwierig, der gewohnte Tagesablauf ändert sich, wenn man an dem Projekt teilnimmt“, gesteht Corinna Busch. Doch ihre Eingewöhnungsphase dauerte nur kurz. Im Laufe der Zeit habe sie längst vergessene Talente bei sich wieder entdeckt, berichtet die 30-Jährige. In den vergangenen Monaten hat sie ganz konkrete Vorstellungen über ihre Zukunft entwickelt. Als Alltagsbegleiterin würde sie gerne behinderte Schüler in der Schule begleiten.

Wichtig ist, dass sich mit dem Projektende für die Teilnehmerinnen weitere Perspektiven ergeben und sie nicht erneut in ein Loch fallen. Qualifizierungen, Praktika, Schulungen, eine Ausbildung. „Dafür bieten wir weitere Möglichkeiten“, weiß Ingrid Mura, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beim Jobcenter. Dieser Anschluss ist auch deshalb wichtig, weil es für alleinerziehende Arbeitslose, die nicht an einer Maßnahme teilnehmen, schwierig ist, einen Betreuungsplatz für die Kinder zu bekommen.

Nicole Geiler: „In der Offenen Ganztagsschule bekam ich für meine Tochter keinen Platz. Es hieß immer, ich bräuchte ihn ja nicht, weil ich arbeitslos sei. Bei Vorstellungsgesprächen fragte dann aber der Arbeitgeber, wo ich denn die Kinder lasse, wenn ich arbeite? Damit war das Thema Job dann erledigt.“

Mit der Teilnahme am Projekt von Jobcenter und ZAQ konnte sie diesen Kreislauf erstmals durchbrechen.