Oberhausen. Doris Sawallich ist die neue Leiterin der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen-Sterkrade. Die 55-Jährige hat zuvor an Schulen in Duisburg und Mülheim gearbeitet
Seit rund drei Wochen ist sie „die Neue“ an der Gesamtschule Weierheide. Aber was die Stadt Oberhausen angeht, ist Doris Sawallich ein Urgestein: Hier geboren, die ersten zehn Jahre im Schlachthofviertel gelebt, in Sterkrade aufgewachsen, „im Ebertbad schwimmen und in der Musikschule Geige gelernt“, erzählt Sawallich, den Abschluss an der Friedrich-Ebert-Realschule gemacht, in einer Schmachtendorfer Firma eine Ausbildung zur Industriebauzeichnerin absolviert, „und seit 26 Jahren wohne ich in der Nähe des Alsbachtals“.
Einheimischer geht’s eigentlich kaum, und so ist die 55-jährige Sawallich denn auch sehr gut vernetzt in dieser Stadt, sie kennt viele Leute, was in ihrer neuen Funktion als Schulleiterin nicht schädlich ist.
Bewusste Entscheidung
Bisher hat sie allerdings nicht an einer Schule in Oberhausen gearbeitet, 19 Jahre unterrichtete Doris Sawallich Musik und Deutsch an der Gottfried-Wilhelm-Leibnitz-Gesamtschule in Duisburg-Hamborn, danach war sie Lehrerin und didaktische Leiterin an der Gesamtschule Mülheim-Saarn. Nun also die Schulleitung in Weierheide. „Vor sechs Jahren habe ich an der Qualifizierung für diese Aufgabe teilgenommen“, berichtet die Oberhausenerin, „die Gesamtschule Weierheide habe ich mir bewusst ausgesucht, wenn es hier mit der Leitung nicht geklappt hätte, hätte ich es nicht auf Deibel komm’ raus woanders versucht“, bekennt Sawallich.
Die Argumente für die Weierheide-Schule liegen für die Leiterin auf der Hand, sie spricht von gegenseitiger Wertschätzung, Teamgeist, offenen Türen und einem Lehrer-Kollegium, das zugänglich für die Schüler sei. Das ist ein Werbeblock, das ist Lob für den Vorgänger Hermann Dietsch, aber vor allem ist es ihr Ernst damit und Doris Sawallich will daran weiterarbeiten, sagt sie.
Die Geschicke einer Schule mit knapp über 1000 Schülern lenken und die Vorgesetzte für rund 90 Kollegen sein – warum bindet man sich das ans Bein? Sie habe insbesondere an der Duisburger Schule große Projekte gestemmt; „Koordination und Teilverantwortung übernommen, das hat mir Freude gemacht und dann habe ich mich gefragt ‘Warum eigentlich nicht die Gesamtverantwortung übernehmen’“, sagt Sawallich, „und bei der Schulleiterqualifizierung habe ich gemerkt, dass ich die Verantwortung wirklich ausweiten und Schule in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln möchte. Das ist nicht nur einfach Arbeit, sondern ein Auftrag für mich.“
Abitur erst nachholen
Und so, wie die 55-Jährige das sagt, ruhig und bestimmt, nimmt man ihr das ab. So liegt ihr zum Beispiel die Ausweitung eines Projektes am Herzen, das „Lebenskompetenz“ und „Persönlichkeitsentwicklung“ auf den Stundenplan hebt. Absolut überzeugt ist Doris Sawallich von der Schulform Gesamtschule, die Schülern die Zeit einräume, sich zu entwickeln. „Wir betrachten Schüler als Wundertüte, schauen, was in ihnen steckt und bringen es zum Wachsen.“
Musik studieren und Lehrerin werden, „das wollte ich schon immer“, aber das Abitur musste Doris Sawallich erst nachholen, mit 21 Jahren besteht sie die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Köln, studiert als zweites Fach Germanistik, wird zur Altistin ausgebildet, wirkt im Chorwerk Ruhr mit.
Trotz der Aufgabe als Schulleiterin, den Kontakt zu den Schülern möchte Sawallich nicht verlieren und unterrichtet deshalb zwölf Stunden in der Woche. Was dazu führt, dass die anderen Aufgaben am späten Nachmittag oder auch sonntags erledigt werden müssen, „der Hausmeister hat sich schon daran gewöhnt, dass dann noch Licht im Büro brennt“. Letzteres wirkt beim Besuch sehr ordentlich, der Schreibtisch ist akkurat aufgeräumt, und wenn es stimmt, dass ein solcher etwas über den Benutzer erzählt, dann ist Sawallich wohl eine strukturierte, organisierte Arbeiterin. Die zum Abschalten alle paar Wochen zur Nordsee fährt, um am Meer entlang zu laufen, „dann lösen sich Knoten im Kopf“.