Oberhausen. . In der Autobahnabfahrt Dinslaken-Süd war ein Auto auf dem Dach liegen geblieben. Stoag-Fahrer Thorsten Mielke befreite mit anderen den Pkw-Fahrer.

Es war ein Montagmorgen, die Dunkelheit lag noch auf der Stadt, Niesel mischte sich in die Finsternis. Ein Wetter, bei dem man lieber im Bett bleiben würde als Bus zu fahren. Thorsten Mielke aber hatte keine Wahl. Für den Stoag-Busfahrer begann die Schicht um 4.30 Uhr. Eine Schicht, die keine alltägliche werden sollte.

Thorsten Mielke stieg in den Bus, die Linie 954 sollte am Hirschkamp starten. Auf dem vorgeschrieben Anreiseweg machte er sich auf – über die A516 auf die A3. Die Scheinwerfer des Busses bahnten sich ihren breiten Weg durch die Dunkelheit. Plötzlich sah Mielke in der Abfahrt Dinslaken-Süd ein Auto auf dem Dach liegen. Beim zweiten Blick erkannte er eine Hand, die von innen gegen die Windschutzscheibe drückte. „Ein wenig unheimlich“ fand er das. Der Busfahrer zögerte keine Sekunde, fuhr den leeren Bus rechts ran, setzte einen Notruf ab. Die Leitstelle der Stoag ist direkt mit der Leitstelle der Polizei und Feuerwehr verbunden, ganz schnell kann Hilfe angefordert werden. Thorsten Mielke stellte den Bus sicher ab, schaltete die Beleuchtung ein, damit der Bus für andere Verkehrsteilnehmer schnell zu erkennen war.

Das Gelernte abrufen

„Dann bin ich raus“, sagte Thorsten Mielke in einem ganz ruhigen Ton. Er habe einfach versucht, das abzurufen, was er in seinen Aus- und Fortbildungen bei der Stoag mal gelernt hat: Ruhe bewahren, das eigene Fahrzeug sichern, damit nicht noch mehr passiert, Notruf absetzen. Am Unfallwagen angekommen, „habe ich vorsichtig versucht, die Tür zu öffnen“. Aber das funktionierte nicht. „Ich habe überlegt, die Scheibe einzuschlagen.“ Ein Auto ist vorbei gefahren, ein zweites Auto aber hielt auf Mielkes Zeichen hin an. Eine zweite und dritte Person kam zur Hilfe, gemeinsam gelang es den Helfern, so lange an der Tür zu ruckeln, bis sie sich öffnen ließ.

Der Verletzte, ein junger, 23-jähriger Mann, konnte noch selbst aus dem Wagen klettern. „Er lief erst mal los, stand wahrscheinlich unter Schock“, schilderte Thorsten Mielke seine Eindrücke. Dann fing er den jungen Mann ein und nahm ihn mit in den Bus, wo er ihn erst einmal beruhigte. „Er hat sogar noch Glück gehabt“, meinte der Helfer. Denn auf dem Stück, wo der Unfall passierte, stünden viele Bäume. Wäre der Fahrer gegen einen Baum geprallt, wäre der Unfall vielleicht nicht so glimpflich ausgegangen.

Die Polizei kam schnell, innerhalb von wenigen Minuten sei sie da gewesen. Überhaupt: Die Notruf-Kette habe einwandfrei funktioniert, resümierte Mielke. Der junge Mann habe sich mehrfach für die Hilfe bedankt. „Es ist ein gutes Gefühl zu helfen“, sagte Mielke bescheiden, fast schüchtern. Und dass er froh war, dass nicht noch mehr Insassen im Wagen waren. Sein Tipp für alle, die Sorge haben, dass sie in einer solchen Situation nicht die Ruhe bewahren: Auf jeden Fall Hilfe rufen! „Schlechte Hilfe ist besser als gar keine.“

Erinnerungen kommen hoch

Eigentlich wollte Thorsten Mielke nicht, dass wir diese Geschichte erzählen und über sein beherztes Eingreifen berichten. „Das ist selbstverständlich“, sagte er. Aber dann ist dem zweifachen Familienvater eine Erinnerung gekommen. Damals vor rund 25 Jahren hatte er einen Unfall. Fotos zeugen noch heute davon, Mielke hat sie zum Pressetermin mitgebracht. Die Motorhaube seines roten Opels war so gut wie nicht mehr da. „Damals ist mir geholfen worden“, sagte er – beinahe ein wenig ehrfürchtig. Jemand hat die Tür aufgerissen und ihn aus dem Wagen befreit. Welch ein Glück!

Nun hat er jemandem geholfen. Das ist Thorsten Mielkes Art, Danke zu sagen.