Oberhausen. .

„Können Sie mich hören?“ Neben ihm kniend, rüttele ich leicht an seinen Schultern. Keine Reaktion. Ich beuge mich vor und halte mein Ohr knapp über seinen Mund. Eine Atmung spüre ich jedoch nicht. Jetzt ist die Anwendung von Erster Hilfe gefragt, aber wie ging das noch gleich? Wo muss ich drücken und wie beatme ich richtig? An einer Puppe demonstriert mir Florian Göhler, Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), was im Ernstfall zu tun ist.

Bei einem bundesweiten Aktionstag des DRK frischten Passanten auch auf der Marktstraße ihr Erste-Hilfe-Wissen auf. „Alle zwei Jahre sollte man sich mit den Techniken erneut vertraut machen“, rät der DRK-Ausbilder. Wenn möglich schon früher. „Denn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kann die Anwendung von Erster Hilfe Leben retten.“

Die Atmung kontrollieren

So richtig kann ich mich nicht mehr an meinen Erste-Hilfe-Kurs vor rund fünf Jahren erinnern. Etwas ratlos knie ich vor dem Plastiktorso, der zu Demonstrationszwecken auf der silbernen Thermodecke liegt. „Es ist wichtig, jemanden dazu zu rufen, der einen Notruf absetzt. Am besten sprechen Sie Leute gezielt an.“ Die Atmung kontrollieren folgt als nächstes. Dazu soll ich den Kopf des Betroffenen nach hinten kippen und hören, ob er noch atmet. Mindestens fünf und höchstens zehn Sekunden lang. Wie zu erwarten, atmet mein Dummy nicht. Eine Herzdruckmassage sei notwendig. Muss ich jetzt nicht irgendwas abzählen, um an den richtigen Druckpunkt zu gelangen? „Das wurde vor drei Jahren abgeschafft.“ Zu lange hätten Ersthelfer gebraucht, um den Punkt mittels Abmessung zu finden. Jetzt heißt es: Handballen auf die Mitte des Brustkorbes auf das Brustbein legen und die Herzdruckmassage beginnen. 20 bis 30 mal drücke ich auf die Stelle, dann folgt die Mund-zu-Mund-Beatmung: Die Nase der Puppe halte ich zu. Meinen Mund presse ich auf seinen und stoße zwei kräftige Atemzüge aus. Dann beginnt alles von vorne. „Das machen Sie, bis der Rettungswagen eintrifft.“ Würde ich es nicht machen, vermindert sich die Überlebenschance meines Patienten mit jeder Minute um zehn Prozent.

Ist eine Reanimation nicht notwendig, sollte der Betroffene zumindest in die stabile Seitenlage gebracht werden. Florian Göhler zeigt mir das: Den mir zugewandten Arm meines Schützlings bringe ich in den rechten Winkel, den anderen mit dem Handrücken an die gegenüberliegende Wange. Oberhalb des mir zugewandten Knies ziehe ich sein Bein hoch und auf meine Seite, ebenfalls im rechten Winkel. Den Kopf drücke ich leicht nach hinten,seinen Mund öffne ich. Fertig.

Einfacher ist es mit dem Automatischen Externen Defibrillator (AED): Noch findet man ihn nur vereinzelt in wenigen öffentlichen Gebäuden vor. Aber das DRK hofft, bald neue AED installieren zu können. Ich sehe so einen Defibrillator „für unterwegs“ zum ersten Mal. Die Bedienung sei jedoch leicht, versichert mir Florian Göhler. „Der AED analysiert selbstständig den Herzschlag des Betroffenen. Wenn es das Gerät für notwendig hält, gibt es automatisch einen Schock an das Herz ab.“ Danach setzt wieder die manuelle Herzdruckmassage ein. „Der AED erklärt kleinschrittig was zu tun ist.“

Praktisch finde ich dieses Gerät. Warum es nicht an jeder Ecke zu finden ist, verstehe ich nicht, schließlich rettet der AED leben. „Die ersten Sponsoren für Notrufsäulen haben wir schon ins Boot holen können, nur die verbindlichen Zusagen für die Standorte fehlen uns noch“, erklärt Martin Götzke, Leiter des Aktiven Dienstes beim DRK. Um das Stadtgebiet zu sichern, benötige man rund 20 Notrufsäulen mit einem AED.