Oberhausen. Steigende Zahl der Flüchtlinge verändert die Situation auf dem Mietmarkt. Investoren wollen Großobjekte kaufen, sanieren und an Asylbewerber vermieten.
In Städten wie Düsseldorf oder Köln ist es schon seit Jahren schwierig, bezahlbare Wohnungen zu ergattern. In Oberhausen ist der Mietmarkt für Menschen mit niedrigeren Einkommen eher entspannt. Noch – sagt Jochen Schütz, Leiter der Oberhausener Geschäftsstelle „Haus und Grund“. Seiner Ansicht nach zeichnet sich bereits ein Wandel ab. Ein Grund: Die stetig steigende Zahl der Flüchtlinge auch in Oberhausen, für die Wohnraum benötigt wird. Eine steigende Nachfrage bedeute immer auch steigende Preise.
Bei Jochen Schütz sind inzwischen auch erste Anfragen von Investoren eingegangen, die Gebäudekomplexe kaufen, sanieren und dann als Wohnraum gewinnbringend für Flüchtlinge vermarkten wollen. Schütz sieht das skeptisch: „Einerseits belebt es das Geschäft, auch wird die Sanierung ja von den Investoren bezahlt. Andererseits aber wird hinterher die Vermietung über Steuergelder finanziert.“
300.000 leerstehende Wohnungen in NRW
Oberhausen stehe aber erst am Anfang dieser Entwicklung, deshalb gebe es noch keine Zahlen, sagt Schütz. Das bestätigt Harald Bartnik vom Mieterschutzbund Mülheim/Oberhausen: „Wir werden erst in drei bis vier Jahren sicher wissen, wie sich der Zuzug der vielen Flüchtlinge wirklich auf den Wohnungsmarkt hier auswirkt.“ Mit ersten spürbaren Veränderungen rechnet er jedoch schon im nächsten halben Jahr: „Noch stehen in NRW 300.000 Wohnungen leer.“ Sind die weg, werde es zunehmend ein Markt werden, den die Vermieter bestimmen – auch mit ihren Mietvorstellungen.
Noch gebe es in Oberhausen etliche leerstehende Wohnungen; genaue Zahlen nennt Bartnik nicht, aber: „Deren Zahl sinkt.“ Dass nicht jeder Eigentümer als Vermieter für Flüchtlinge in Frage kommt, macht der Geschäftsstellenleiter des Mieterschutzbundes auch deutlich: „Er sollte Englisch sprechen und den Menschen zur Seite stehen können.“
Kein Risikozuschlag
Einen weiteren Aspekt dieses Themas benennt Jochen Schütz (Haus und Grund): Inzwischen hätten sich Eigentümer an ihn gewandt, die von ihren Versicherungen gefragt worden seien, ob sich in ihrer Nähe ein Flüchtlingsheim befinde. Nun fürchten sie Beitragserhöhungen. Die Nähe eines solchen Heimes bedeute kein erhöhtes Risiko, erklärt Ingo Aulbach, Sprecher Rhein-Ruhr des Bundesverbandes deutscher Versicherungskaufleute: „Keine Versicherung kann jemandem einen Strick daraus drehen, wenn in seiner Nachbarschaft eine Flüchtlingsunterkunft besteht. Das sind Machenschaften unseriöser Anbieter.“ Ihm sei bislang kein Fall bekannt, in dem konkret ein Risikozuschlag verlangt worden sei.