Oberhausen. . Längst nicht jeder öffentlich zugängliche Ort ist gehbehindertengerecht gestaltet. Auch wenn die Stadt schon lange an einem Inklusionsplan arbeitet, gibt es noch viel Handlungsbedarf.

Die Bushaltestelle an der Wilmsstraße ist barrierefrei. Die Haltestelle an der Johannesstraße nicht. So sagt es die interaktive Internetkarte „wheelmap.org“, die über 600 000 Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und viele weitere öffentlich zugängliche Orte auf der ganzen Welt erfasst. Hier können mobilitätseingeschränkte Personen sich über die Gegebenheiten vor Ort informieren, bevor sie sich auf den Weg machen. Ein Blick auf diese Karte lohnt sich nicht nur heute, am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen.

Wegweiser verfasst

Die Karte mit den verschiedensten Standorten hat sich in den vergangenen Tagen gefüllt. „Das freut uns natürlich sehr, denn von dieser Karte wussten wir bisher nichts“, sagt Britta Costecki vom Büro für Chancengleichheit. Nun soll dort nachgebessert, die Punkte aktualisiert werden. Denn nur bei wenigen ist der Grad der Barrierefreiheit angegeben. Während das Gdanska als nicht rollstuhlgerecht angegeben ist, sind verschiedene Bankfilialen, Schulen oder auch Kinos noch nicht eingeschätzt. Toilettenanlagen sind gar nicht angegeben. Das kann sich ändern, denn jedermann kann die Punkte auf der Karte bearbeiten. Auch das Büro für Chancengleichheit will sich um die Vervollständigung bemühen.

Bunte Punkte als Orientierungshilfe

Die Karte „wheelmap.org“ wurde für Rollstuhlfahrer entwickelt, damit sie sich auf der ganzen Welt zurechtfinden. Sie ist interaktiv aufgebaut. Der Benutzer gibt in die Suchmaske einen Ort ein und alle eingetragenen Punkte und deren Barrierefreiheit werden angezeigt. In zwölf Kategorien, von der Post über Toiletten und Bahnhaltestellen bis hin zu Unterkünften und Tourismusangeboten sind die Punkte eingeteilt. Die Farbe verrät den Status der Barrierefreiheit. Rot: nicht barrierefrei; gelb: teilweise barrierefrei; grün: ganz barrierefrei. Bei grau ist der Status unbekannt. Zusätzlich können Hinweise, wie die Anzahl der Treppen, angegeben werden.

Als Grundlage der Karte werden bereits eingetragene Orte von Openstreetmap genutzt. Diese Punkte erscheinen grau und können dann von jedem Benutzer auf eine Ampelfarbe gestellt werden. Wer eigene Orte eintragen möchte, muss sich vorher bei Openstreetmap registrieren.

Zum Welttag der Menschen mit Behinderungen ist heute jeder beim „Map my Day“ aufgerufen, die Karte mit Punkten und Hinweisen zu füllen. Das hilft allen mobilitätseingeschränkten Personen, sich in fremden Städten zurechtzufinden. Auch das Büro für Chancengleichheit will sich beteiligen.

Denn es gebe es noch genügend Handlungsbedarf. „Wir haben einen gut arbeitenden Beirat für Menschen mit Behinderungen. Der arbeitet an einem Inklusionsplan. Doch es wird noch dauern, bis dieser Plan fertiggestellt ist.“ Das Thema Inklusion sei breit gefächert, sagt Costecki. Es fange nicht bei körperlicher Behinderung an und höre nicht bei geistiger Behinderung auf, meint Costecki. Vor allem die Stadt Oberhausen, die mit touristischen Angeboten punkten möchte, müsse sich für alle Menschen öffnen.

Musterbeispiel ist Stadtteilbibliothek

Daher wurden gemeinsam mit Betroffenen Wegweiser erstellt, die Menschen mit Behinderungen sicher durch die Stadt leiten sollen. Diese Wegweiser, verfasst in einfacher Sprache, liegen in den Beratungsstellen, im Büro für Chancengleichheit und bei der Eingliederungshilfe aus. Zusätzlich kann der Wegweiser auch auf der Internetseite der Stadt (oberhausen.de) heruntergeladen werden.

Für die Zukunft wünscht sich Britta Costecki weitere Neubauten, wie die Stadtteilbibliothek Sterkrade, die sie als Musterbeispiel für barrierefreie Gebäude lobt. „Die Schwierigkeit ist, ältere Häuser nachzurüsten. Das geht nicht von heute auf morgen.“