Oberhausen. . In Oberhausen-Alstaden hat ein Schäferhund mehrere Hunde schwer verletzt. Bürger fürchten, dass er aus dem Tierheim zu seinem Besitzer zurückkehrt.

Alstadener Bürger machten sich vergangenen Freitag auf den Weg zum Rathaus – mit 310 Unterschriften. Dem Schrecken in ihrem Stadtteil wollten sie ein Ende bereiten. „Das geht seit eineinhalb Jahren so“, sagt Susanne Reichert. Sie spricht von Beißattacken eines Schäferhundes, der durch die Gegend stromert und sich auf die Hunde anderer Spaziergänger stürzt. Der Hund gehört offenbar einem Oberhausener, der mit seiner Familie im Viertel wohnt.

Schwere Verletzungen

Jeannine Seeger berichtet von vier gemeldeten Angriffen des Schäferhundes und zehn weiteren, die die Betroffenen erst gar nicht kommunizierten. Die attackierten Hunde seien alle schwer verletzt worden. Ein Westhighland Terrier sei an den Folgen der Bisse gestorben.

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Auch die Hunde von Susanne Reichert und Jeannine Seeger seien Opfer geworden: Reichert erinnert sich an den 22. Oktober 2014, an den Geburtstag ihrer Tochter. „Mein Mann ging mit dem Hund spazieren, als ihm der Schäferhund alleine entgegenkam.“ Der große Hund habe sich auf sein kleineres Gegenüber gestürzt. Der Mann, der versuchte, seinen Hund zu retten, sei mit schweren Bissverletzungen an den Händen im Krankenhaus gelandet. Der Hund sei in der Tierklinik operiert worden. „Es dauerte Wochen bis alles wieder heil war“, sagt Reichert. Tierarztkosten und Schmerzensgeld für ihren Mann habe die Versicherung des Schäferhundbesitzers übernommen. „Aber er hat sich nie bei uns entschuldigt“, sagt Reichert.

Der Schäferhund war laut Anwohnern schon mal für eine Woche im Tierheim. Das Ordnungsamt soll dem Halter die Auflage erteilt haben, den Zaun vom Grundstück zu erhöhen. Seit einer Woche ist das Tier erneut im Tierheim – in den 14 Tagen vorher soll es zwei Artgenossen gebissen haben.

Die Stadt schweigt

Es hatte neue Auflagen und eine Anhörung gegeben. Der Halter soll nicht erschienen sein. Die Stadt schweigt zu den Vorgängen, beruft sich auf das laufende Verfahren. Die Bürger haben nun Angst, der Hund komme zurück. Sie sorgen sich auch um ihre Kinder.

„Es wäre schlimm, wenn der Hund zurückkommt“, sagt auch Petra Barth, Vorsitzende des Tierschutzvereines. Ein solches Tier gehöre in die richtigen Hände. Doch der Halter, sagen die Anwohner, habe diverse Scheine wie etwa einen Hundeführerschein, und das Veterinäramt habe dem Tier Aggressivität abgesprochen. Ein Mitarbeiter soll sogar erklärt haben, der getötete Westhighland Terrier habe am Zaun des Grundstücks der Schäferhunde geschnuppert. „Was schnuppert der auch da“, soll der Mann gesagt haben.

„Ordnungsamt und Veterinäramt sind uns keine Hilfe“, sagt Susanne Reichert. Mit dieser Aussage läuft sie bei Rechtsanwalt André Wagner offene Türen ein. Einerseits, sagt er, lasse der Rechtsstaat tatsächlich nur ein sehr langsames Handeln der Behörden zu. „Es gibt bei ihnen aber auch dieses grundsätzliche Unverständnis und diese mangelnde Sensibilität bei Tierschutzthemen“ erklärt er. Wagner sagt: „Die Bürger müssen selbst aktiv werden, sie müssen mit dem Mann reden – auch zum Wohle des Tieres, denn wer weiß, warum es so ist.“ Der Jurist ist bereit, mit den Bürger zu reden - kostenlos.

Kommentar von Andrea Micke 

Die Mühlen des Rechtsstaates mahlen langsam. Damit erklärt Rechtsanwalt André Wagner die lange Zeitspanne, in der die Behörden nicht wirklich etwas gegen den Schäferhund unternahmen. Für die Bürger dürfte das nicht nachvollziehbar sein. Zumal der Hund sich auch auf einem Schulweg bewegt und sie um ihre Kinder fürchten. Der Arbeitsrechtler und Tierschützer Wagner ist überzeugt, dass es gerade in Sachen Tierschutz keinen Sinn macht, auf Hilfe von den Behörden zu warten. „Sie kommen ihren Verpflichtungen oft einfach nicht nach“, sagt er. Deshalb rät er auch den Alstadenern, selber mit dem Hundehalter zu reden. Wagner hat Recht. Nicht nur in diesem Fall, sondern grundsätzlich alle Tierschutzfragen betreffend. Die Behörden haben kein Geld und keinen Platz, um Tiere unterzubringen, die Mitarbeiter häufig keinerlei Empathie. Wer etwas bewegen möchte, muss selber etwas tun.