Oberhausen. Jutta Nowak bastelt seit 20 Jahren für den guten Zweck. Regelmäßig lädt sie zum Weihnachtsbasar ins heimische Wohnzimmer ein.
Die Bremer Stadtmusikanten zeigt Jutta Nowak schwarz auf weiß. Blütenblätter, Porträts und Weihnachtsmotive zaubert sie mit feinem Scherenschnitt auf Büttenpapier. Ihre Kunst kommt an. Jahr für Jahr fließen für die Verkäufe mehr als 200 Euro in ihre Spendendose. Und die überreicht die Oberhausenerin nun zum zwanzigsten Mal dem „Hammer Forum“.
Die Hilfsorganisation in Hamm kümmert sich seit 1991 um die medizinische Versorgung von Kindern in Krisengebieten. Ähnlich wie das Friedensdorf werden Kinder, die in ihrem Heimatland nicht behandelt werden können, nach Deutschland geflogen, erzählt die 62-Jährige.
Es sollte etwas Besonderes sein
Die Einrichtung hat Jutta Nowak durch ihre Cousine kennengelernt, die sich dort ehrenamtlich engagierte. Der Entschluss, „da will ich auch helfen“, war schnell gefasst. Doch wie? Da Jutta Nowak schon als Kind gerne gebastelt hatte, lag die Antwort nahe: „Kunsthandwerk.“ Es sollte etwas Besonderes sein, etwas, das es nicht an jedem Adventsmarkt-Stand gab. Weil Jutta Nowaks zweite Leidenschaft das Lesen ist, machte sie sich in ihren Schmökern auf die Suche.
„Plötzlich fiel mir ein Buch über Scherenschnitte in die Hände, da wusste ich – das ist es!“ Sie versuchte sich an leichteren Motiven und stellte ernüchtert fest: „Die ersten Versuche landeten in meinem Papierkorb.“ Was einfach aussah, hatte es in sich. Ein falscher Schnitt hier, einer dort, schon wird aus einem hübschen Mädchenprofil eine böse Hexe. Viele Anläufe später nahm das schwarze Papier doch Formen an. Es entstanden kunstvolle Teelichter, Lesezeichen, Karten mit Sprüchen dazu.
Eine Stunde sitzt die Oberhausenerin an einer solchen Karte. „Ich zeichne das Motiv vor, schneide es aus, klebe es vorsichtig auf das Papier.“ Allein das Kleben sei eine Kunst für sich. „Kleben Sie mal millimeterbreite Blütenblatt-Umrisse auf – das sieht schnell schmierig aus, wenn der Kleber verläuft!“
Der Fanclub reist ihr nach
Inzwischen hat die Oberhausenerin einen richtigen Fanclub. „Die pilgern auf jeden Markt, auf dem ich zu finden bin.“ Beim Kunsthandwerkermarkt im Revierpark Vondern ist sie ein regelmäßiger Gast. Auch auf dem Herbstmarkt des Ev. Familienbildungswerkes hatte sie einen Stand. Und natürlich macht sie beim Adventsbasar ihrer ev. Gemeinde Holten-Sterkrade mit.
Seit 20 Jahren bastelt Jutta Nowak für den guten Zweck. Ebenso lange lädt sie zu einem Weihnachtsbasar in ihr heimisches Wohnzimmer ein (in diesem Jahr aber nicht!), bei dem sie ihre kleinen Kunstwerke verkauft. „Ich räume dafür das komplette Zimmer aus.“ Vor allem ältere Nachbarinnen liebten diese Veranstaltung. „Wir quatschen, trinken Kaffee und ich serviere meine selbstgebackenen Plätzchen“, erzählt Nowak lachend. Ganz nebenbei klingele es in ihrer Kasse. „Viele kaufen ihre Weihnachtskarten nur bei mir.“
Vier Euro nimmt die Hobbykünstlerin pro Stück. Um an eine ordentliche Spendensumme zu kommen, muss sie viel werkeln. „Aber ich mache das gerne.“ Und nicht etwa, weil sie sonst nichts zu tun hätte. Die gelernte Drogistin hat zwei erwachsene Töchter und eine vierjährige Enkelin. Sie ist – ebenfalls seit 20 Jahren – in der Frauenhilfe ihrer Gemeinde aktiv, hält dort Vorträge rund ums Thema „Frauenalltag durch die Jahrhunderte“. Gerne stellt sie dabei Künstlerinnen und Autorinnen vor. „Ich sehe da viel Aufklärungsbedarf“, sagt sie. „Bis heute ist es ja so, dass an jedem Projekt Frauen mitarbeiten – die Lorbeeren aber ernten meist die Männer allein.“