Oberhausen. Förster Michael Herbrecht feiert sein 30-jähriges „Revierjubiläum“. Der 58-Jährige bewirtschaftet 2000 Hektar Staatsforst von Ratingen bis Oberhausen.
Sein Revier reicht inzwischen von Wesel bis Ratingen, umfasst acht Kommunen – darunter Oberhausen mit dem Hiesfelder Wald – und hat die stolze Gesamtgröße von rund 2000 Hektar. Der Forstbetriebsbezirk (FFB) Dinslaken hat seinen Sitz im historischen Forsthaus Schwarze Heide in Hünxe. Dort arbeitet Revierförster Michael Herbrecht – und feiert jetzt sein 30-jähriges „Revierjubiläum“.
Im November 1985 trat er seinen Dienst im heutigen Revier an. „Bisher ist es noch keinem Revierförster hier vergönnt gewesen, so lange auf einer Stelle zu bleiben“, sagt der 58-Jährige stolz. Ein so großes Revier sei nur zu führen, „wenn man sich auf seine Helfer blind verlassen kann“. Herbrecht dankt den Kollegen und Unternehmern, „nicht zu vergessen den Kunden, mit deren Hilfe erst eine kostengünstige Waldpflege ermöglicht wird, den ehrenamtlichen Helfern, den Waldjugendgruppen Oberhausen und Hünxe, den beiden biologischen Stationen, den Naturschutz-Verbänden“.
Sehr viel Büroarbeiten
Ein ganz besonderer Dank gebühre seiner Familie, „die oft darunter litt, dass mein Beruf auch mein erstes Hobby ist“. Egal, ob es galt, unangemeldete Kunden zu informieren, einen Wildunfall aufzunehmen, kranke Azubis, Eulen und Igel zu versorgen oder ein verwaistes Kitz großzuziehen. Nachdem immer mehr Familienmitglieder das Forsthaus verlassen hätten, „ist es deutlich ruhiger geworden“.
Mit der Reviergröße und Bewirtschaftung des Staatsforstes wuchsen für Herbrecht die Aufgaben, „aber leider nicht das Personal und die Finanzmittel“. Denn Staatsforst bedeute eine intensive und regelmäßig wiederkehrende Waldpflege. „Daher stieg der Anteil meiner Büroarbeiten drastisch zu Lasten der Kontrollgänge und mancher liebgewordenen Arbeit wie Waldführungen“, berichtet er. „Nicht selten bin ich auch noch weit nach Mitternacht am Schreibtisch erreichbar.“
Gefahr durch Weltkriegs-Hinterlassenschaften
Kaum ein Bereich in seinem Betätigungsfeld dominiere so stark wie der Holzeinschlag, „der Licht an den Boden lässt“. Diverse Orkane hätten zwar zu einem Holzpreisverfall geführt, „gaben aber Raum für einen Neuanfang auf vielen Teilflächen, die sich die Natur schnell zurückeroberte“. Für eine Naturverjüngung seien in den letzten 30 Jahren 117 Kulturen angelegt worden. Herbrecht nennt die Zahl von 192 198 gepflanzten Bäumen. Für Ausgleichsmaßnahmen nach Eingriffen in die Natur biete der FFB Flächen an. Zehn Naturschutzgebiete und drei Naturwaldzellen seien so entstanden.
Seine Begeisterung für den Wald gibt der Revierförster gern an die vielen Auszubildenden weiter, bald kommt der 104. in sein Revier. Zu Herbrechts Aufgaben gehört auch die Amtshilfe für die Polizei bei Wildunfällen. Zu insgesamt 548 sei er in 30 Jahren gerufen worden. Eine „permanente Gefahr“ bei der Bewirtschaftung der Wälder seien lebensgefährliche Hinterlassenschaften aus den Weltkriegen.
Freizeit ist nicht immer Freizeit
Der 58-Jährige liebt den Umgang mit der Bevölkerung („mein Lieblingsfeld“). Hoch motivierte Ehrenamtler helfen. In den letzten 30 Jahren kamen 383 Führungen und Vorträge zusammen, 9178 Menschen aus Kindergärten, Schulen und Vereinen wurden über die Schönheit des Waldes informiert.
In seinem Beruf benutzt Michael Herbrecht den Begriff Freizeit eher mit Vorsicht. Nachdem seine Ehrenämter in der Feuerwehrführung ausgelaufen sind, widmet er sich wieder mehr dem Segel- und Motorfliegen. „So genieße ich den Blick auf die Wälder besonders.“