Oberhausen. . Stadtförster Jürgen Halm sieht ihn jedoch nicht als bevorzugtes Revier. Er steht möglicher Rückkehr des scheuen Jägers nach NRW gelassen gegenüber.
Durchdringendes Heulen in der Nacht, bernsteinfarbene Augen, die jede Bewegung beobachten, Fußspuren im Wald, die Hunden ähneln – aber von Wölfen stammen. Was es bis vor kurzem nur in weiter Ferne zu geben schien, nähert sich dem Ruhrgebiet. Und damit auch Oberhausen. Unsere Stadt als Heimat für einen hier seit mehr als hundert Jahren ausgerotteten Jäger, den Wolf? Stadtförster Jürgen Halm ist skeptisch, schließt das aber nicht gänzlich aus.
Erste Tiere wurden 1998 Sachsen gesichtet
Schon Ende Januar 2015 bestätigte das NRW-Umweltministerium eine Wolf-Sichtung im Kreis Siegen-Wittgenstein. Eine Wildkamera lichtete den scheuen Bewohner ab. Eine zweite Wolfsmeldung gab es in Minden-Lübbecke.
Der Naturschutzbund (Nabu) setzt sich seit 2005 für die Wiederkehr des Wolfes ein. Zwei frei lebende Wölfe wurden in Deutschland erstmals 1998 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen gesehen. Im Jahr 2000 waren schon sechs.
Um Konflikte zu vermeiden, sollte man Wölfe nicht gezielt verfolgen, um sie etwa zu beobachten. Selbst wenn die Tiere direkt an einem Wanderweg sind, warten sie versteckt geduldig, bis die Menschen vorbei gegangen sind. Grundsätzlich gilt bei Wolfsbegegnungen: Ruhe bewahren. Konkrete Infos: nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/
Immerhin sind Experten des Naturschutzbundes (Nabu) sicher, dass Nordrhein-Westfalen schon bald wieder Wolfsland werden kann. Vor wenigen Tagen will ein Jäger im Sauerland einen Wolf gesehen haben.
Und wie ist das mit Oberhausen? Jürgen Halm: „Sicher können Wölfe in dicht bewaldeten Gebieten von Sauerland, Eifel und Rothaargebirge gut leben. Da gibt es inzwischen auch wieder Wisente und überhaupt genügend Nahrung.“
Mehr Hirsche und Wildschweine
Oberhausen und die Städte im Ballungsraum Ruhrgebiet würden jedoch kaum zu den bevorzugten Zuzugsgebieten des scheuen Jägers gehören, meint der Förster, der aber nicht ausschließen will, dass kleine Rudel auch im Hiesfelder Wald und den unmittelbar angrenzenden Waldgebieten überleben könnten: „Wildschweine und Hirsche haben sich immerhin bei uns schon bis zum Höhenweg ausgebreitet. Im Sterkrader Wald oder auf der Hühnerheide sind sie bisher noch nicht angekommen.“
Allerdings, so befürchtet Jürgen Halm, könnte der Hiesfelder Wald mit seiner Umgebung für den Wolf nicht besonders attraktiv sein, weil die Region von Bewohnern angrenzender Städte als Naherholungsgebiet stark frequentiert wird. Sehr viele Spaziergänger mit und ohne Hund, Radfahrer und Erholungssuchende im Allgemeinen sorgen dort für viel Unruhe: „Der Wolf bevorzugt sehr ruhige Gegenden und meidet eher den Kontakt zu Menschen.“
Der Förster hofft, „dass endlich das Bild vom ,bösen Wolf’ aus den Köpfen der Menschen verschwindet“. Er findet es eine gute Sache, wenn „Canis Lupus“, so lautet der wissenschaftliche Name des Jägers, auch in Nordrhein-Westfalen wieder dauerhaft eine Heimat fände: „Er würde sich dann nach dem Fuchs – der inzwischen auch die Stadtgebiete bevölkert – und dem Luchs ans Ende der Nahrungskette stellen.“
Halm unterstützt die Einschätzung des Nabu, dass Wölfe Menschen für gewöhnlich meiden. Selbst Förster und Jäger bekommen sie nur selten zu sehen. Halm: „Es kann zwar im Einzelfall passieren, dass ein Wolf Schafe reißt. Dann gibt es aber Ausgleichszahlungen.“ Zudem: In Oberhausen ist derzeit kein Schäfer angesiedelt.