Oberhausen. Ein krasser Außenseiter wird zum Helden. Familienstück für Jung und Alt. Regisseur Martin Kindervater und sein Team zeigen, was Theater alles kann
Kaum hat Gepetto Pinocchio aus Holz geschnitzt, soll er auch schon zur Schule gehen. Brav und fleißig soll er sein, niemals lügen, sonst wächst seine Nase: Oh, oh. Eine Geschichte die Kinder lehrt, dass unerwünschtes Verhalten extreme Folgen hat? Keineswegs, sagt Regisseur Martin Kindervater, der „Pinocchio“ auf die Theaterbühne bringt. „Pinocchio, der krasse Außenseiter, wird zum Helden. Er entführt die Zuschauer in viele Welten. Wir haben die charmantesten und schönsten ausgewählt.“
Und die Geschichte, die Ende des 19. Jahrhunderts ein Bestseller war, für Zuschauer im 21. Jahrhundert neu interpretiert: „Wir haben sie in eine Theaterkompanie verlegt“, sagt Kindervater. „Den erhobenen Zeigefinger gibt es nicht.“
Die Zuschauer, Kinder ebenso wie ihre erwachsenen Begleitpersonen, sollen mitgehen, mitfühlen, fasziniert sein. „Es ist turbulent und kurzweilig, gibt viele interaktive Momente und eines davon ist die fantastische Musik“, verrät Theater-Sprecher Tim Lucas, der schon eine Probe gesehen hat. „Pinocchio verlasse sogar die Bühne und agiere mitten im Publikum.
Lukas Rauchstein, der im vergangenen Jahr das Familien-Theaterstück „In einem tiefen dunklen Wald“ intonierte, ist verantwortlich für die Lied-Mischung. „Es gibt eine Pop- und eine Punknummer, einen 20er Jahre-Chanson, Walzerklänge, eine Polka einen Blues“, sagt er. Eine verrückte Mischung, immer passend zu den Szenen, die mal knallig, schräg und schrill aber auch mal melancholisch sind. „Da traut man sich dann auch schon mal, einen Moll-Akkord ins Kinderstück zu setzen.“ Rauchstein lässt neben Akkordeon und Klavier auch Instrumente wie Waschbrett oder Triangel zum Einsatz kommen.
Kein erhobener Zeigefinger
Pinocchio ist ein Ensemble-Stück. Sechs Schauspieler schlüpfen in verschiedene Rollen, sind Fee, Grille, Katze, Fuchs, Puppenspieler, Polizist, Zirkusdirektor. Alle Rollen sind doppelt besetzt, weil das Stück so häufig auf dem Spielplan steht, an vielen Tagen gibt’s sogar zwei Vorstellungen.
„Wir möchten zeigen, was Theater alles kann, beeindrucken, verzaubern, illusionieren, zum Staunen bringen; ein Szenario zwischen realer und surrealer Welt“, sagt der Regisseur. „Wir spielen mit den Theatermitteln.“ Richtig austoben darf sich dabei Elisabeth Gers, die Kostümbildnerin. Doch auch das Bühnenbild von Anne Manss ist farbenfroh und bunt gestaltet. „Jedoch so, dass die Kostüme richtig zur Geltung kommen“, betont Kindervater.
Pinocchio, der eigentlich nur einen kleinen Ausflug machen will, gerät in ein spannendes Abenteuer. Er muss sich gegen „Schurken“ wehren und sich sogar aus dem Bauch eines Wals befreien. Wie das Stück endet, verrät Kindervater nicht. Nur so viel: „Der Schluss ist neu.“
Premiere und weitere Vorstellungen
Restkarten für die Premiere am Sonntag, 22. November um 18 Uhr sind noch zu haben unter www.theater-oberhausen.de, 8578-184. Karten kosten für Erwachsene 8 Euro, für Kinder 5,50 Euro.
Empfohlen wird das Stück für Zuschauer ab sechs Jahren. Vorstellungen sind geplant bis zum 8. März 2013. Es gibt vormittags Aufführungen an für Schulklassen, an Wochenenden für alle Theaterfans nachmittags.