Oberhausen. . Die Tierschutzverein Oberhausen hat wieder eine Möglichkeit, verletzte und kranke Tauben aufzunehmen. Die Tierschützer räumen mit Vorurteilen auf.

Täuberich Steini trippelt aufgeregt über ein Brett in der schönen, neuen Voliere. Dabei pickt er immer wieder nach Eva Jahns Hand. „Ich soll zu ihm ins Nest kommen“, amüsiert sich die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereines.

Steini ist ein Findelkind, das Eva Jahn aufpäppelte und groß zog. Der zutrauliche Vogel lebt im Moment mit drei anderen Tieren in der Voliere, die Eva Jahns Mann Holger extra für den Tierschutzverein gebaut hat. „Jetzt haben wir wieder Kapazitäten, verletzte Tauben aufzunehmen“, sagt Eva Jahn. Hätten sie erst das eigene Gelände, das die Oberhausen Gebäudemanagement GmbH ihnen in Aussicht stellte, hätten sie natürlich etwas wesentlich Größeres machen können.

Ärgerliche Vorurteile

Die armen Tauben haben bei den Menschen keinen leichten Stand. „Ratten der Lüfte“ werden sie genannt, Krankheitsüberträger sollen sie sein. Eva Jahn ärgern diese Vorurteile und das wohl nicht einmal mit dem Tierschutzgebot des Grundgesetzes zu vereinbarende Fütterungsverbot mächtig. „Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere. Man kann sie nicht sich selbst überlassen sagt sie. Und: Der Brieftaubensport produziere immer weiter Nachschub für die Stadttaubenpopulation. Außerdem liegt nach einem Statement des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin keine ernsthafte gesundheitliche Gefährdung von Menschen durch Tauben vor. Eine Gefährdung sei nicht größer als durch alle anderen Tierarten auch. Bekämen Tauben artgerechtes Futter, würde ihr Kot nicht einmal Gebäude schädigen. Petra Barth, Vorsitzende des Tierschutzvereines, ergänzt: „Tauben, die ständig Hunger haben, vermehren sich noch mehr.“ Das sei ein Mechanismus zur Erhaltung der Art.

Viele Argumente für einen freundlichen Umgang mit den Fliegern, die für Menschen so sehr Hassobjekte sind. Wie sehr, das bekam Nelda zu spüren. Die imposante braune Rassetaube wurde von Kindern mit Spiritus übergossen, mit Markerstiften angemalt, ihre Federn wurden ausgerissen. Jetzt erholt sie sich bei Eva Jahn.

Tierschutzverein braucht eigene Fläche

Das tut auch eine weitere Taube, die angeschossen wurde und sich ängstlich in ein Nest kuschelt. Außerdem ist da noch die junge Ringeltaube mit dem verkrüppelten Fuß, die Petra Barth groß gezogen hat. Und natürlich Steini. Der schmucke Täuberich kommt vom MAN-Gelände. „Ich wurde wegen einer verletzten Amsel angerufen“, sagt Eva Jahn. Was sie zu sehen bekam, war eine jämmerliche, kleine schwarze Taube, die sie mit der Hand aufzog.

Eva Jahn, die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereines, schneidet noch ein weiteres Problem an, während sie von ihrer kleinen Voliere für kranke und verletzte Tauben im Garten spricht: „Wenn wir schon unser eigenes Gelände hätten, hätten wir natürlich auch noch etwas viel Größeres bauen können“, sagt sie. Denn verletzte Tauben oder kranke Tauben werden den Tierschützern ständig gemeldet. Um verwilderte Haustauben und echte, verletzte Wildtiere in Gehegen unterzubringen und pflegen zu können, braucht der Tierschutzverein eine eigene Fläche. Seit Jahren versuchen die Tierschützer, ein Gelände von der Stadt zu bekommen. Erst Anfang September dieses Jahres hatte die OGM dem Tierschutzverein eine Fläche in Aussicht gestellt. Einen 10.000 Quadratmeter großen Geländestreifen entlang der künftigen Betuwe-Linie in Sterkrade der zum früheren Zechengelände im Hinterland der Von-Trotha-Straße und der Weierstraße gehört.

Dort könnten die Tierschützer Wildtiere, aber etwa auch Schildkröten oder Fische betreuen. Bis jetzt haben sie aber von der OGM noch nichts gehört. Dabei drängt die Zeit. Die Pflegestellen sind rar. Im Sommer noch hatte der Tierschutzverein auch Besuch vom damaligen OB-Kandidaten und jetzigen Oberbürgermeister Daniel Schranz bekommen. Auch er hatte sich die Sorgen und Nöte der Tierschützer angehört.