Oberhausen. . In Oberhausen suchten Taucher nach rund 100 Rollern, die ein junger Intensivstraftäter im Rhein-Herne-Kanal versenkt haben soll. Die Suche geht weiter.

Direkt unter der Brücke am Kaisergarten in den finsteren Tiefen des Rhein-Herne-Kanals sollen sie liegen: unzählige Roller. Ein 19 Jahre alter geradezu professioneller Rollerdieb hatte der Polizei gestanden, auf der Seite am Park und gegenüber rund 100 gestohlene Roller versenkt zu haben. Um das Geständnis wasserdicht zu machen, rückt die Polizei am Montag mit drei Tauchern und vielen weiteren Kräften an, um im Kanal nach den Fahrzeugen zu suchen.

Richtig viel Geld verdient

Schon bald sind auf der beinahe schwarzen Oberfläche des Gewässers die Luftblasen der Taucher zu sehen, die in völliger Dunkelheit in vier bis fünf Metern Tiefe nach Rollern tasten. Die Zweiräder im Kanal – und damit auch das Geständnis des 19-Jährigen – erweisen sich allerdings als Luftblase. Nicht ein Beutestück wird entdeckt.

Dabei hatte der junge Mann noch am Donnerstag einem Kriminalhauptkommissar die Stellen gezeigt und sich zuvor an Orte diverser Rollerdiebstähle erinnert. Warum aber stiehlt jemand überhaupt so viele Roller? Der Kommissar, der den jungen Intensivtäter schon betreute, als es noch das Jugendkommissariat gab, sagt: „Er hat ein Faible für Roller und kennt sich damit richtig gut aus.“ Der 19-Jährige wäre ein begnadeter Schrauber. „Wenn seine Angaben stimmen, hat er mit den Rollern richtig viel Geld verdient“, sagt der Polizeibeamte. Er schlachte sie aus, die Rahmen mit Fahrgestellnummern landeten im Kanal.

Jugendamt rechtzeitig eingeschaltet

Neu im Metier war der junge Mann nicht. Der Oberhausener startete seine Karriere auf der falschen Seite des Gesetzes schon früh, mit neun Jahren. Es ging los mit einfachen Diebstählen über Ladendiebstähle hin zu Fahrraddiebstählen. „Irgendwann hat er dann Schlösser geknackt“, sagt der Kommissar. Später stieg er auf Roller um. „Dabei hat die Stadt – informiert durch die Polizei – das Jugendamt rechtzeitig eingeschaltet“, sagt Kommissariatsleiter Michael Mende. Mit 17 war der Intensivtäter sogar für ein Jahr in einem Bootcamp in den USA. „Es hat nichts genützt“, erklärt der Kommissar. Der 19-Jährige, der noch fünf Brüder hat, die alle bereits straffällig geworden sind, landete schließlich im Gefängnis. Als er jetzt vorzeitig aus der Haft entlassen wurde, kehrte er in seinen alten Kollegenkreis und damit in alte Fahrwasser zurück.

Ende September wurde der 19-Jährige auf einem in Oberhausen gestohlenen Roller in Mülheim erwischt. Daraufhin erklärte er, in den nur drei Monaten, die er in Freiheit verbracht hatte, die rund 100 Roller gestohlen zu haben. Ob er sich von dem Geständnis weniger Strafe erhoffte? Aber warum etwas zugeben, was nicht bewiesen werden kann? „Vielleicht wollte er Anerkennung“, überlegt der Kommissar. Am Dienstag jedenfalls gehen die Taucher noch einmal ins Wasser – auf der anderen Kanalseite.